Nachhaltige Möbel für grüneres Wohnen

Sofa, Schrank oder Tisch verschlingen wertvolle Rohstoffe – und landen allzu oft bald im Müll. Wohnen geht nachhaltiger, zeigen Branchenpioniere.

Grüner Wohnen, ob Schrank, Hausbar oder Tisch, bedingt einen umweltbewussten Umgang mit Ressourcen
Hochprozentiges aus der Ölfass-Hausbar Wohnen mit grünem Anspruch Bild: lockengelöt

Hamburg Karoviertel. In ihrer Werkstatt mit selbstverständlich integrierter Solaranlage setzen Dennis Schnelting und Carsten Trill einen ganz eigenen Anspruch um: Sie spendieren aussortierten Gegenständen ein neues Leben – fürs Wohnen und den Alltag. Die Gründer von Lockengelöt selbst bezeichnen ihr Tun als “Zweckentfremdung von Alltagsdingen in Handarbeit”.

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Wohnen mit Öko-Anspruch

Die Palette ihres Schaffens ist breit gefächert: Sie verwandeln bundesweit eingesammelte kaputte Skateboards in Eierbecher, Ohrstecker und Armreifen. Aus Schallplatten werden Leuchten, aus Büchern Schlüsselbretter. Überschüssige Ölfässer aus dem Hamburger Hafen funktioniert das Duo in schnieke Hausbars, Schränke und Couchtische um. “Unser Produktportfolio besteht zu 70 Prozent aus recycelten Materialien” versichern sie.

Für so viel soziale Verantwortung und Umweltbewusstsein sind die Pioniere von der Waterkant unter anderem mit dem Green Product Award ausgezeichnet worden. Und sie finden gerade bei Möbeln immer mehr Mitstreiter, die aus der Ressourcen-verschwenderischen Industrie ein Nachhaltigkeitsvorbild machen wollen.

Das unmögliche Möbelhaus spielt mit

Sogar der global agierende schwedische Möbelriese Ikea kündigt an, spätestens 2030 nurmehr recycelte und erneuerbare Materialien verwenden zu wollen. Und kauft unter bestimmten Umständen gebrauchte Möbel aus dem eigenen Sortiment zurück.

Für rund 30 Milliarden Euro gönnen sich die Deutschen jährlich neue Sofas, Essgarnituren und Betten. Nur allzu oft werfen sie die Stücke allerdings nach nur wenigen Jahren in den Sperrmüll. Endstation ist zumeist ein Verbrennungsofen.

Upcycling statt Verbrennungsofen

Die Ökovorreiter, zumeist Startups, wollen dem Ressourcenfrevel beim Wohnen einen Riegel vorschieben. Ein Ansatz ist das sogenannte Upcycling, bei denen benutzte Kunststoffe zu höherwertigen Produkten weiterverarbeitet werden und in Möbeln kostbares Holz ersetzen.

Den Weg schlägt zum Beispiel das Berliner Startup Inmo mit seiner Minimono-Kollektion aus langlebigen multifunktionalen Möbeln aus aufbereitetem Hart-Polyethylen (HDPE) ein. Ein Hocker etwa kann auch als Beistelltisch oder Pflanzenständer genutzt werden – je nach Bedarf. Die Tische, Stühle und Bänke sind zwar praktisch unkaputtbar. Ist der Besitzer ihrer jedoch überdrüssig geworden, können sie problemlos recycelt werden, da sie aus nur einem Material bestehen.

Sitzbank und Beistelltisch aus Hart-Polyethylen - Beispiel für Upcycling
HPDE-Vielzweckmöbel aus der Minimono-Kollektion Praktisch unkaputtbar Bild: Inmo

Nach den gleichen Prinzipien entwirft auch das niederländische Startup Circuform seine eigenwilligen “Rex”-Stühle, Tische und Sessel für daheim und das Büro. Gründer Ton Haas hat sich überdies einen Zusatz-Service ausgedacht: An Pfandstation können Käufer die Möbel abgeben und erhalten dafür 20 Euro erstattet.

Ein "Rex"-Stuhl von Circuform vor einem Kadinsky-Gemälde
Rex”-Stuhl vor Kadinsky 20 Euro Pfand
Bild: Circuform

Wohnen im Altholz-Stil

Doch nicht jeder mag Plastik. Für sie bietet die niederländische Firma Piet Hein Eek aus Eindhoven Schränke, Nachttische und Fensterrahmen aus Altholz an. Eine oftmals ziemlich bunte Sache. Denn die Schreiner verwenden unterschiedlich farbige Hölzer. Das gibt den Einrichtungsgegenständen einen Touch von Op-Art-Stil.

Kommode aus unterschiedlich farbigen Althölzern
Kommode aus Althölzern Bunt und ökologisch Bild: Piet Hein Eek

Restaurieren als weitere nachhaltige Option

Übrigens: Es gibt eine oft übersehene Alternative zum Neukauf, gerade für wertvolle, leider etwas in die Jahre gekommene Möbelstücke – die Restauration. Spezialisierte Handwerksbetriebe verhelfen dem Schmuckstück zu altem Glanz. Tauschen Sprungfedern aus, polstern Sitzflächer wieder auf, ziehen einen neuen Stoff über, bessern Schrammen und Katschen aus.

Auch die Aufarbeitung ist eine effektive Form der Nachhaltigkeit. Billig ist sie allerdings nicht. Meist bewegt sich die Rechnung in Höhe einer vergleichbaren Neuanschaffung. Dafür ist das Aufmöbeln ein wertvoller Beitrag zum grüneren Wohnen. Und wem blutet nicht das Herz, wenn sein Lieblingsteil mit antiquarischem Wert auf der Müllkippe landen würde.

Mehr: gp-award rnd guenstigereinrichten wohnkultur

Dieter Dürand

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