ESG: Wer umweltgerechte soziale Unternehmen will, darf laut Deka-Manager Ingo Speich nicht in Volkswagen investieren

Der Nachhaltigkeitschef der Fondsgesellschaft Deka der deutschen Sparkassen, Ingo Speich, sieht in Volkswagen keinen Konzern mehr, in den Befürworter einer umweltgerechten sozialen Unternehmensführung (ESG) Geld investieren können.

VW-Standort Urumqi in der westchinesischen Provinz Xinjiang: Deka-Manager Speich warnt vor Investitionen wegen umstrittener Menschenrechtssituation (Foto: Rinatbrilik / pixabay)

Ingo Speich ist nicht irgendwer in der deutschen Finanzwelt. Schon bei Union Invest, der Fondsgesellschaft der Volksbanken und Raiffeisenkassen, legte er sich mit den Bossen der hiesigen Aktiengesellschaften an, wenn diese die Anleger für dumm verkaufen wollten. Das änderte sich nicht, seitdem er 2019 als Nachhaltigkeitschef zum Konkurrenten Deka wechselte, der Fondsgesellschaft der deutschen Sparkassen. Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) rief den furchtlosen Finanzexperten deshalb im März dieses Jahres in die Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex (DCGK), die Regeln für gute Unternehmensführung erstellt.

Speich: Volkswagen bei Nachhaltigkeit „nicht mehr investierbar“

Jetzt, knapp neun Monate später zum Ende des Jahres, zündete Speich seinen bisher größten Knaller. Mit Blick auf eine umweltgerechte soziale Unternehmensführung, kurz: ESG, könnten Sparer ihr Geld nicht mehr in Aktien oder Anleihen des größten europäischen Autobauers VW anlegen, so Speich.  „Volkswagen ist aus unserer Sicht nicht mehr investierbar, wenn es um nachhaltige Finanzprodukte geht.“

VW sieht „keine Anzeichen für Zwangsarbeit“

Auslöser für das vernichtende Urteil ist eine umstrittene Untersuchung, die Volkwagen bei der Berliner Unternehmensberatung Lönig in der westchinesischen Provinz Xinjiang und dem dortigen VW-Werk Urumqi durchführen ließ. Der chinesischen Regierung wird vorgeworfen, massenhaft Angehörige der muslimischen Minderheit der Uiguren in der Region zu internieren und sie in Zwangsarbeit und Zwangsausbildung zu stecken. In Urumqi beschäftigt VW 197 Personen, nach früheren Angaben davon rund 17 Prozent Uiguren. Laut VW-Rechtsvorstand Manfred Döss hat die Untersuchung „keine Anzeichen für Zwangsarbeit innerhalb des Standorts“ ergeben.

Unternehmensberatung sieht Probleme bei Datenerhebung

An dieser Darstellung ließ Löning jedoch versteckt Zweifel aufkommen, indem die Unternehmensberatung auf LinkedIn erklärte: „Die Situation in China und Xinjiang und die Herausforderungen bei der Datenerhebung für Audits sind bekannt.“

Druck durch ESG und Lieferkettengesetz

Für Volkswagen muss die Abrate von Deka-Manager Speich ein Warnsignal sein. Denn sowohl auf EU- als auch auf weltweiter Ebene wächst der politische Druck auf Konzerne, sich an Regeln der umweltgerechten und sozialen Unternehmensführung , kurz: ESG, zu halten. Zum einen müssen die Unternehmen fürchten, dass Investoren ihnen bei Zuwiderhandlung den Zugang zu Kapital erschweren. Zum anderen drohen Beschwerden und Bußgelder nach dem Lieferkettengesetz, das große Unternehmen in Deutschland seit Anfang des Jahres mitverantwortlich für Verstöße gegen Umweltvorschriften und soziale Standards macht. Vor diesem Hintergrund muss ich zeigen, ob Volkswagen auf lange Sicht das Werk in Urumqi weiterbetreibt, zumal es für den Konzern erlässlich ist und es Vermutungen gibt, dass VW die Fabrik nur zu Liebe der Regierung in Peking gebaut hat.

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