Schallwellen russischer Kriegsschiffe töten massenhaft Wale und Delfine

Nach Angaben von Ökologen starben seit Beginn des Ukrainekrieges bereits 50 000 Meeressäuger im Schwarzen Meer. Der Bestand ist gefährdet.

Delfine
Springende Delfine Russischer Angriffskrieg auf die Ukraine führt zum Ökozid an Schwarzmeerwalen und Delfinen (Jörg Klemme, Hamburg/Pixelio.de)

Strandgänger am Schwarzen Meer finden sie zunehmend häufiger: Kadaver von Walen und Delfinen. Wurden vor dem Krieg im Jahr etwa ein Dutzend Kadaver an der gesamten Schwarzmeerküste gefunden, so meldeten bis Anfang Oktober allein die ukrainischen, türkischen, rumänischen und bulgarischen Küstenwachen 700 tote Wale und Delfine. Ivan Rusev, Wissenschaftler im Dienste des bessarabischen Naturparks Tuslyer Limane, geht sogar von 5 000 Funden toter Meeressäuger im gesamten Schwarzmeergebiet seit Kriegsbeginn aus.

Doch die gefundenen Wale und Delfine machen nach Schätzungen von Biologen nur einen Bruchteil der tatsächlich verendeten Tiere aus. Experten vermuten, dass die tatsächliche Zahl bei etwa 50 000 toten Walen und Delfinen liegt. Vor allem die Delfine sind gefährdet. Alle drei Delfin-Arten, die im Schwarzen Meer leben, der Gemeine Delfin, der Große Tümmler und der Gewöhnliche Schweinswal, galten schon vor Kriegsbeginn als gefährdet. Schätzungen zufolge gab es zu Beginn des Krieges rund 300 000 Meeressäuger im Schwarzen Meer, Davon zählten etwa 100 000 zu den Delfinen.

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Unterwasserlärm der russischen Marine tötet

Im wesentlichen setzen drei kriegsbedingte Faktoren den Meeressäugern zu:

  • Russische U-Boote schießen Raketen und Marschflugkörper ab. Jeder Abschuss ist mit Verschmutzungen und Schallemissionen verbunden.
  • Gefechte zwischen Schiffen gab es zwar in diesem Krieg nicht. Aber es gab die Kämpfe um die Schlangeninsel und die damit verbundenen Bombardierungen. Auch nach den erfolgreichen Angriffen ukrainischer Drohnen auf russische Kriegsschiffe kam es zu akustischer und chemischer Verschmutzung.
  • Vor allem aber leiden die Wale und Delfine des Schwarzen Meeres unter dem infernalischen Lärm der Sonargeräte der russischen Marine. Die Kampfboote orten damit andere Schiffe, vergleichbar dem Radar, dass mit Radiowellen arbeitet. Die für die Unterwasserortung notwendigen Schalldrücke erreichen bis zu 240 Dezibel. Meeressäuger werden dadurch nicht nur erschreckt, sondern erleiden häufig Gehirnblutungen oder Kreislaufzusammenbrüche. Bei Obduktionen betroffener Tiere wurde auch Bläschenbildung im Blut festgestellt. Hinzu kommt: Delfine und Wale verorten sich ebenfalls mit der Reflexion von Schallwellen. Selbst wenn es nicht zu den erwähnten Verletzungen kommt, ist der Orientierungssinn der Meeressäuger oftmals geschädigt. Sie finden keine Nahrung mehr oder stranden orientierungslos.

      Verursacher des Ökozids ist fast ausschließlich die russische Marine. Denn die ukrainische Marine wurde in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach geschwächt. Schon die Aufteilung der Marinebestände und des Personals nach der Auflösung der Sowjetmarine benachteiligte die Ukraine. Nach dem völkerrechtswidrigen Anschluss der Krim gerieten viele Schiffe und Einrichtungen in russische Hand. Die Reste zerstörte die russische Armee weitgehend schon zu Beginn des Ukrainekriegs.

      Mehr: TAZ

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