Shell trennt sich von bayrischem Stromspeicher-Produzent Sonnen und erhöht lieber die Profite durch fossile Energien

Shell ändert offenbar die Strategie: Lieber mehr Profite als massiver Ausbau erneuerbarer Energien. Eines der ersten Opfer ist der bayrische Stromspeicherproduzent Sonnen, von dem sich der britische Ölgigant wieder trennen will.

Hauptsache Profit: Ölgigant Shell trennt sich vom bayrischen Batteriehersteller Sonnen und anderen klimafreundlichen Tochterunternehmen (Foto: Emslichter / pixabay)
Hauptsache Profit: Ölgigant Shell trennt sich vom bayrischen Batteriehersteller Sonnen und anderen klimafreundlichen Tochterunternehmen (Foto: Emslichter / pixabay)

Vor vier Jahren erklärte Shell noch großspurig, zu einem der größten Stromversorger der Welt werden zu wollen, natürlich klimaneutral. Des Geschäft sollte die vierte Säule des britischen Ölgiganten werden und die Neuausrichtung des Konzern markieren. Also kaufte Shell ein grünes Start-Up nach dem anderen, darunter den Stromspeicherherstreller Sonnen im bayrischen Wildpoldsried, gefolgt vom virtuellen Kraftwerksanbieter Next Kraftwerke in Köln und dem Ladespezialisten Ubitricity in Berlin. Doch mit dem Ökotrip scheint es bei Shell vorbei zu sein. Shell hat gerade das gesamtes Stromkundengeschäft im Privatkundenbereich in Deutschland und Großbritannien wieder abgestoßen, an den britischen Rivalen Octopus Energ. Und weitere Projekte in den Bereichen Windenergie und Biokraftstoffe wurden eingestampft. Zu den Betroffenen zählt auch der Stromspeicherspezialist Sonnen, den Shell ebenfalls verkaufen will.

Verkauf von Sonnen soll Unternehmenswert steigern helfen

„Wir wollen den Wert des Unternehmens steigern, aber weniger Emissionen verursachen. Das erreichen wir durch eine differenzierte und ausgewogene Energiewende und einen klaren Fokus auf Performance, Disziplin und Simplifizierung“, so der neue Shell-Chef Wael Sawan gegenüber Investoren. Die Ausschüttungen an die Aktionäre sollten von 20 bis 30 Prozent auf 30 bis 40 Prozent des operativen Cashflows steigern. Die Dividende pro Aktie werde vom zweiten Quartal dieses Jahre um 15 Prozent erhöht, zudem sollen Aktien des Unternehmens im Wert von mindestens fünf Milliarden Dollar zurückgekauft werden, wodurch der Kurs steigt und die Aktionäre noch reicher werden.

„Kurzfristige Gewinne wichtiger“

Kein Wunder, dass sich der eine oder andere Mitarbeiter bei einem der von Shell übernommenen Unternehmen über den Schwenk betroffen zeigt. „Ich habe das Gefühl, dass dem Unternehmen gerade kurzfristige Gewinne wichtiger sind als soziale und ökologische Verantwortung. Ich will da nicht mitmachen, also bin ich raus“, so Steffen Krutzinna, Abteilungsleiter für den Stromhandel bei Next Kraftwerke, in einem LinkedIn-Post. Nach „dem Strategiewechsel“ Sawans habe er seinen Job gekündigt. Aus Shell-Kreisen heißt es dazu, es gebe keinen Strategiewechsel. Auch grüne Projekte müssten auf ihre Wirtschaftlichkeit hin untersucht werden. Zugekaufte Tochterunternehmen, die sich nicht selbst tragen können, würden auf die Trennungsliste gesetzt. 

Reibach für die Aktionäre

Mit dem Verkauf von Sonnen könnten die Aktionäre einen riesen Reibach machen, denn das Unternehmen dürfte inzwischen 1,35 bis 1,8 Milliarden Euro wert sein. Das wäre das 2,7- bis 3,6-Fache der rund 500 Millionen Euro, die Shell 2019 für Sonnen bezahlte. Interessenten sollen entweder 51 Prozent von Sonnen erwerben oder für die gesamte Firma bieten können. Shell lehnte eine Stellungnahme ab.

Mehr: Handelsblatt

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