Statt Sand: Häuser aus benutzten Windeln

Bausand wird weltweit knapp, sein Abbau schädigt massiv Strände und Flussufer. Geschredderte Windeln könnten das Problem mildern.

Baby auf dem Wickeltisch: Kommen bald Häuser aus benutzten Windeln?
Baby auf einem Wickeltisch Kuriose Bau-Innovation: Windeln
Foto: zelle duda auf Unsplash

Der weltweite Bauboom hat Bausand zu einem extrem raren und teuren Gut gemacht. Windige Geschäftemacher baggern ganze Strände weg und scheuen selbst vor Mord nicht zurück. Da verspricht eine auf den ersten Blick kuriose Idee der Bau-Ingenieurin Siswanti Zuraida, die an der japanischen Kitakyushu-Universität forscht, Besserung: benutzte Windeln. Gereinigt, desinfiziert und geschreddert könnten sie im Mörtel bis zu 40 Prozent des Sands ersetzen; im Beton immerhin 27 Prozent, so die Wissenschaftlerin. Sie legte dabei die Bauvorschriften in Indonesien zugrunde.

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Windeln gereinigt, desinfiziert, geschreddert als Sandersatz

Mit ihrer Innovation will die Forschungsgruppe um Zuraida gleich zwei Probleme lösen. Gerade in ärmeren Ländern machen Baumaterialien bis zu 80 Prozent der gesamten Baukosten eines Hauses aus. Mit der Beimischung der Windeln, die sonst in der Regel auf Deponien landen und sich nicht zersetzen, könnten die Kosten merklich sinken. Gut für den Geldbeutel – entlastend für die Umwelt.

Seine Stabilität hat der windelhaltige Beton in verschiedenen Beimischung bewiesen. Je höher allerdings das Gebäude, desto niedriger kann sein Anteil betragen. Bei einem dreistöckigen Haus sinkt er auf zehn Prozent. Auf Indonesien haben die Forscher ein erstes Musterhaus errichtet.

Bevölkerungswachstum sichert Nachschub an Windeln

Bevor Windeln als Sandersatz im großen Stil verwendet werden können, müssen sie allerdings gezielt eingesammelt werden, um an die notwendigen Mengen zu kommen. Um ausreichend Nachschub macht sich Zuraida allerdings keine Sorgen – zumindest nicht in Indonesien. “Mit dem Bevölkerungswachstum steigt auch der Windelverbrauch, sagt sie lachend.

Ökologische Baustoffe sind eine wichtige Komponente im Kampf gegen die Erderwärmung. Immerhin setzt allein die Zementherstellung jährlich sieben Prozent aller Treibhausgase frei. Und sie verschlingt rund 50 Milliarden Tonnen Sand jedes Jahr.

Dennoch dürfte so mancher Häuslebauer hier zu Lande beim Gedanken an gebrauchte Windeln in den Wänden erst einmal die Nase rümpfen. Lehm als Alternative wäre ihm womöglich leichter schmackhaft zu machen. Der weist eine unschlagbar günstige Klimabilanz auf, ist schadstofffrei und zu fast 100 Prozent wiederverwertbar.

Mehr: Nature scientificamerican

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