Tesla macht Wohnen teuer und fördert Zersiedlung

Die Fabrik mitten im Wald- und Seengebiet von Grünheide bei Berlin führt zu einer Nachfrage nach Wohn- und Gewerbebauten, die nicht befriedigt werden kann. Allein für die Zeit des ersten Bauabschnitts steigt der Bedarf um 8 000 Wohnungen im Umfeld des Dorfes.

Seengebiet um Grünheide Häuser, Straßen und Gewerbe statt Wald und Gewässer (Foto: torstensimon/Pixabay)

Nach dem Endausbau der Fabrik erhöht sich der Bedarf sogar auf 25 000 Wohnungen. Diese Einschätzung ist in einem gestern vorgestellten 214-Seiten-Bericht zu lesen. Der Bericht gibt die Erhebungen der Landesplanungsabteilungen von Berlin und Brandenburg wieder und ist von 22 Gemeinden, Kreisen und dem angrenzenden Berliner Bezirk Treptow-Köpenick abgesegnet worden.

Die verplante Fläche des Tesla-Werks im brandenburgischen Grünheide ist etwa 300 Hektar groß. Bis zur Rodung im vergangenen Jahr war das Gelände von Wald bedeckt. Tesla-Vormann Elon Musk will dort 500 000 Autos pro Jahr bauen lassen und zusätzlich die größte Batterie-Fabrik der Welt errichten. Schon mittelfristig sollen in dem Werk 40 000 Werktätige arbeiten. Allein für die ersten beiden Jahre beträgt der Zuwachs an Haushalten im Umfeld 11 000 Einheiten. Nicht eingerechnet ist dabei der Bedarf der zusätzlichen Beschäftigten im Handel oder anderen Branchen in der Region. In Freemont/CA erzeugte ein Arbeitsplatz bei Tesla 0,8 Prozent im ortsnahen Handel und Gewerbe.

Teurer wohnen

Die Entlastung des Wohnungsmarktes durch Arbeitskräfte, die bereits in der Region wohnen, ist zu vernachlässigen. Der Bericht geht davon aus, dass durch den Wechsel nach Tesla die freiwerdenden Stellen bei den bisherigen Arbeitgebern neu zu besetzen sind. Etwa 40 Prozent der zusätzlichen Nachfrage muss der ohnehin angespannte Berliner Wohnungsmarkt aufnehmen. Der Rest verteilt sich auf die Berliner Randgebiete in Brandenburg und einen Korridor, der bis zur polnischen Grenze geht. Die Autoren des Berichtes erwarten erhebliche Mieterhöhungen vor allem für Berlin. Aber auch im Speckgürtel um die Hauptstadt dürften die Preise für Grund und Boden nach oben gehen. Dort werden heute bereits bis zu 300 Euro pro Quadratmeter Grundfläche gezahlt.

Rein theoretisch seien Berlin und Brandenburg in der Lage, in diesem und kommenden Jahr 3.300 Flächen für den Wohnungsbau und 286 Flächen für Gewerbe bereit zu stellen. Für den Wohnungsbau stünden mittelfristig über 900 Quadratmeter zur Verfügung. Planungsexperten aus der Region bezweifeln jedoch, dass diese Fläche hinreichend schnell verplant, genehmigt und bebaut werden.

Neben der Zersiedlung der brandenburgischen Naturlandschaft wird die Umwelt durch eine bedeutende Zunahme des Verkehrs belastet. Viele Fernpendler werden nach dem Bericht täglich eine Fahrzeit von über 60 Minuten in Kauf nehmen müssen.

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