Ruhrgebiet erhält weltgrößten Stromspeicher

Der Essener Steag-Konzern, eigentlich eine Resterampe für Steinkohlekraftwerke, plant auf einem alten Zechengelände den Bau des weltgrößten Stromspeichers für den Fall, das Solar- und Windanlagen nicht liefern.

Steag-Zentrale in Essen: Suche nach Ersatzgeschäft für Stromerzeugung aus Kohle (Foto: Wiki05)

Werner Müller galt als brillanter Stratege. Erst organisierte der ehemalige Industriemanager 1999 als parteiloser Bundeswirtschaftsminister in der damaligen rot-grünen Koalition Deutschlands ersten Atomausstieg. Dann schuf er den Essener Mischkonzern Evonik, um mit dessen Vermögen und Dividenden die Ewigkeitskosten der Kohleförderung im Ruhrgebiet zu bezahlen. Schließlich sorgte er als Aufsichtsratschef dafür, dass Evonik bis 2014 die Kraftwerkstochter Steag für am Ende 1,25 Milliarden Euro an die Städte Dortmund, Duisburg, Bochum, Essen, Oberhausen und Dinslaken verkaufte. Damit war Evonik endlich ein lupreiner Spezialchemie-Hersteller – und knapp ein Dutzend Steinkohlekraftwerke los, die nun wegen des Kohlausstiegs im vergangenen Jahr bis spätestens 2038 allesamt von der Bildfläche verschwunden sein müssen.

Wichtige Rolle bei der Energiewende

Damit die düpierten Ruhrgebietskommunen am Ende nicht mit leeren Kassen darstehen, gehen sie jetzt in die Offensive. Die Steag soll auf einem ehemaligen Zechengelände im Kohlenpott die weltgrößte Lithium-Batterie bauen, um bei einer Dunkelflaute die Region mit Strom zu versorgen. Die Anlage soll in der Endstufe mehr Strom speichern als die bisher größte Batterie, ein Werk des amerikanischen Elektro-Autopioniers Tesla im US-Bundesstaat Kalifornien. „Speicher spielen für die Energiewende eine wesentliche Rolle in den verschiedensten Anwendungsfeldern”, sagt Christian Karalis, Speicher-Experte bei der Steag. “Wir sehen, dass das Netz immer wieder in kritische Situationen kommt, und da helfen Speicher, verteilt über das gesamte Bundesgebiet, um die Energieversorgung zu verbessern.“

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Umsatzsteigerung um gut 20 Prozent

Stromspeicher gelten deshalb als Geschäft mit Zukunft, nicht nur für die Steag. Der Umsatz mit den Lückenfüllern dürfte von 2019 bis 2021 um gut ein Fünftel auf 7,6 Milliarden Euro steigen. Ex-Evonik-Chefkontrolleur kann die erhoffte Wende zum Guten bei seinem einstigen Tochterunternehmen Steag leider nicht mehr erleben. Er starb im Juli 2019 im Alter von 73 Jahren.

Mehr: Handelsblatt

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