US-Klimapolitik droht Einführung von Elektroautos zu bremsen

Das Programm der USA zur Minderung der Inflation ist das größte Klimapaket der Vereinigten Staaten aller Zeiten. Doch die Vorschriften für die Förderung von Elektroautos könnte nach hinten los gehen und deren Einführung im eigenen Land bremsen.

Elektroauto Kia EV6: Fahrzeuge südkoreanischer Autohersteller fallen aus der Förderung in den USA heraus, weil ihre Batterien Rohstoffe aus China enthalten (Foto: Kia)

Als Super-Klimapaket verkauft US-Präsident Joe Biden sein Hunderte Milliarden Dollar schwerers Programm gegen die Inflation, den sogenannten Inflation Reduction Act (IRA). Doch ein wichtiger Bestandteil der beschlossenen Maßnahmen, nämlich die Förderung von Elektroautos, könnte seinem dem Ziel zuwider laufen und die Elektrifizierung des Verkehrs in den USA sogar bremsen. Grund sind die Vorschriften, dass die Elektroautos im Wesentlichen in den USA gefertigt sein müssen. Bei den Batterien ist dies aber aufgrund der Abhängigkeit von Rohstoffen vor allem aus China kurzfristig kaum möglich. Deswegen droht ein Großteil der E-Autos aus der Förderung herauszufallen und für die Amerikaner finanziell unattraktiv zu werden. Zu diesem Ergebnis kommt die Denkfabrik MacroPolo, ein Ableger des Thinktanks Paulson Instititut an der Universität von Chicago im US-Bundesstaat Illinois.

Biden-Regierung sortiert unamerikanische Elemente aus

Um die volle Steuerersparnis in Höhe von 7500 Dollar zu erhalten, müssen Elektroautos in den USA bis 2025 nämlich folgende vier Bedingungen erfüllen: Sie müssen erstens in Nordamerika gebaut worden sein. Zweitens müssen die Rohstoffe in den Batterien wertmäßig zu 60 Prozent aus den USA oder einem Staat stammen, mit dem Washington ein Freihandelsabkommen abgeschlossen hat. Drittens müssen 60 Prozent der Batteriekomponenten wertmäßig in den USA hergestellt worden sein. Und viertens dürfen keine Rohstoffe und Komponenten für die Batterien von “besorgniserregenden Einheiten” stammen, so die US-Vorschriften. Das heißt, sie dürfen nicht von Unternehmen aus China, Russland, dem Iran und Nordkorea kommen. Entsprechend groß war der Aufschrei ob solcher Importhürden und der aggressiven Frist, von Brüssel bis Seoul in Südkorea. Der in den USA begehrte IONIQ 5 von Hyundai aus Südkorea etwa gilt diesen Vorschriften zufolge als unamerikanisches Fahrzeug und fiele aus der Förderung.

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Nur ein Fünftel bis ein Viertel der Rohstoffe aus US-Dunstkreis

Eine zentrale Rolle beim künftigen Elektroauto-Absatz in den USA spielt der südkoreanische Batteriegigant LGES, der in den Vereinigten Staaten nach den Vorstellungen der Regierung eine groß angelegte Fertigung hochziehen soll. Doch einer Analyse von MacroPolo zufolge ist es eine Illusion zu glauben, dass Elektroautos und Batterien von LGES made in USA die Förderbedingungen erfüllen. Demnach düften die Koreaner kaum in der Lage sein, in der vorgegeben Frist aus ihren Liekferketten die Unternehmen entfernen, die die USA zu unamerikanischen Elementen erklärt haben. So decken die Verträge von LGES mit Lieferanten aus Staaten im Dunstkreis der USA bei Nickel gerade mal 20 Prozent und bei Kobald nur 23 Prozent der von den Koreanern verwendeten Mengen ab. Damit bekämen Elektroautos selbst mit LSEG-Batterien aus den USA keine Förderung und wären für viele Konsumenten finanziell unattraktiv.

Verzicht auf China absehbar kaum möglich

Das Kernproblem der protektionistischen Wirtschaftspoliik der USA bei den Elektroautos besteht darin, dass Südkorea der einzige verbündete Staat der USA ist, in dem es mit LGES ein Unternehmen gibt, das im Land der vermeintlich unbegrenzten Möglichkeiten eine umfängliche Batterieproduktion aufbauen kann. Doch wie das ohne China auf absehbare Zeit funktionieren soll, so der Tenor der MacroPolo-Analyse, ist nicht erkennbar. Denn noch krasser als bei Nickel und Kobald ist die Abhängkeit der Koreaner – insbesondere von China – bei anderen Zutaten für ihre elektrischen Kraftpakete. So verfügt das Reich der Mitte bei Grafit, wichtig für die Anoden in den Batterien, über rund 80 Prozent der weltweiten Förderkapazitäten und bei Magnesium über 90 Prozent. LGES habe sich hier “keine langfristigen Lieferungen gesichert”, so MacroPolo-Analystin Hae Jeong Cho. “Es ist unwahrscheinlich, dass es den Bezug aus China vermeiden kann.”

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