Vollstromer überholen Diesel bei Neuzulassungen

Das E-Auto wird zum Normal-Vehikel. Im Dezember wurden in Westeuropa mehr Vollstromer als Dieselfahrzeuge neu zugelassen. Der Diesel, einst als umweltfreundlich gepriesen, verliert seit Jahren Terrain. E-Autos konnten hingegen im vergangenen Jahr um fast zwei Drittel zulegen.

E-Auto am Ladegerät Ablösung geschafft (Pixabay/Mikes Photography)

Der Diesel, auf den im Jahr 2011 noch 55,5 Prozent aller Neuzulassungen in Westeuropa* gingen, war bereits 2019 unter die Dreißig-Prozent-Marke gerutscht. Im Dezember vergangenen Jahres fiel er mit 165 000 Neuregistrierungen auf 18,7 Prozent. Selbst in den verbleibenden Märkten in Südeuropa, Frankreich, Deutschland, Österreich und Belgien schwindet inzwischen das Interesse. Anders sieht es bei den vollelektrischen PKW aus: Mit 175 000 Neuzulassungen überschritten sie im Dezember erstmals die magische Grenze von 20 Prozent.

Im Gegensatz zum Jahr 2020, als es zum Jahresende für die BEVs** einen Ausreißer nach oben gegeben hatte, handelt es sich im Jahr 2021 um einen steilen, aber stetigen Anstieg der Zulassungskurve. 2020 hatten die Autobauer versucht, ihre CO2-Flottenwerte durch massive Verkäufe kurz vor Ende des Kalenderjahres nach unten zu drücken (siehe Grafik).

Vollstromer rauf, Diesel runter Elektro-Autos kommen endgültig aus ihrer Nische (Quelle: Schmidt Automotive Research)

Übers Jahr gesehen waren 11,2 Prozent der neu gemeldeten Personenkraftwagen in Westeuropa Vollelektriker. Im Vergleich zum Vorjahr 2020 mit 6,7 Prozent bedeutet das fast eine Verdoppelung des Anteils. In Deutschland lag der Anteil der BEVs mit 13,6 Prozent nur leicht höher.

Das Ende des Diesels naht

Für den Berliner Auto-Analysten Matthias Schmidt ist das schrittweise Ende der Diesel-PKW unvermeidlich. Hingegen sei der weitere Siegeszug der BEVs, wie die Vollstromer im Branchenjargon heißen, in Westeuropa sicher. Dazu trügen die Gesetzgebungen, neue Modelle, Steuererleichterungen und Zuschüsse für E-Wagen-Käufer bei.

Chipmangel treibt Stromer-Anteil nach oben

Im vergangenen Jahr unterstützte zusätzlich der Mangel an Halbleitern den Zuwachs bei den E-Auto-Anteilen. Klingt unlogisch? Tatsächlich hat der Chip-Mangel zunächst den Absatz von großvolumigen CO2-Schleudern begünstigt. Die Autobauer wollten die knappen Chips nicht für die wenig profitablen, kleineren Massenautos verwenden. Um die umwelttechnischen Flottenwerte wieder den gesetzlichen Vorgaben anzunähern, waren sie gezwungen, neben den großen Stinkern verstärkt E-Wagen auf den Markt zu bringen.

Fürs begonnene Jahr sieht der Berliner Analyst weiterhin ein deutliches Wachstum für die Vollstromer. Deren Absatz wird um rund 29 Prozent im Vergleich zu 2021 zulegen. Der Anteil wird sich jedoch, so die Schmidt-Prognose, in diesem Jahr nur wenig nach oben verändern. Nur 12,6 Prozent der Neuwagen werden als Vollstromer in Westeuropa zugelassen. Grund dafür sei das größere Angebot an kleineren Verbrennern mit geringer Umweltbelastung.

* W-Europe 18 Markets: Die EU-Länder vor der 2004-Erweiterung plus Schweiz, Norwegen und Island ** BEV Battery Electric Vehicle

Mehr: Matthias Schmidt Automotive

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