Zwischen Rotterdam und Den Haag entsteht Europas größte Wärmepipeline

Die Niederländer wollen die Abwärme des Rotterdamer Hafens nutzen. Dafür baut der Versorger Gasunie eine 46 Kilometer lange Fernwärmeleitung. Fürs erste soll sie Heizenergie an 120 000 Haushalte liefern.

In einem zweiten Schritt werden weitere 240 000 Haushalte angeschlossen. Neben Gebäuden werden auch Gewächshäuser beheizt. Die Abwärme entsteht vor allem in den petrochemischen Anlagen in Hafennähe, aber auch bei der Müllverbrennung. Bislang wurde die Wärme nur zu kleinen Teilen genutzt. Der Bau soll 140 Millionen Euro kosten. Fertig werden soll das Projekt WarmtelinQ bis zum Jahr 2025. Die Arbeiten starteten Anfang des Jahres. Die Bauphase dauert zwischen 16 und 24 Monate.

Zu Beginn der Reise durch die Rohre beträgt die Temperatur des Wassers bis zu 120 Grad. Der Rücklauf ist noch 60 bis 70 Grad heiß. Mittelfristig will die Betreibergesellschaft WarmetlinQ die Temperatur jedoch senken, um weitere Energiequellen wie Geothermie in das System zu integrieren.

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Aufgrund des hohen Grundwasserspiegels ist das Vorhaben eine technische Herausforderung. Wegen des feuchten Untergrunds muss die Isolierung von besonders hoher Qualität sein, um Wärmeverluste zu vermindern. Tatsächlich sind die Rohre ein Isolationswunder. Auf zehn Kilometer verlieren sie gerade einmal ein zehntel Grad Celsius an Wärme.

Kohlenstoff-Emissionen um die Hälfte verringern

Die Niederländer wollen sich mit dem Bau der Fernleitung unabhängiger von fossilen Brennstoffen machen und die CO2-Belastung senken. Schon nach der ersten Bauphase vermindert das Projekt den Kohlenstoffausstoß um 0,18 Megatonnen pro Jahr. Bis 2050 soll dank des Fernheiznetzes in Südholland die Hälfte des CO2-Ausstosses eingespart werden. Die Gebäudeheizung verschlingt immerhin 47 Prozent der Gesamtenergie in den Niederlanden. Da etwa 90 Prozent der Heizenergie durch die Verbrennung von Gas, Erdöl oder Kohle erzeugt werden, sind die Emissionen vergleichsweise hoch.

Das Land an der Nordsee war lange Zeit einer der großen Erdgaslieferanten in Europa. So bezog Deutschland noch vor zwei Jahren 12,5 Prozent seines Gases aus dem Nachbarland. Doch nun fahren die Niederländer ihre Gasförderung zurück – und dies nicht nur, um die CO2-trächtige Nutzung von Fossilenergie zu drosseln. Denn in der Provinz Groningen, wo sich viele Gasfelder befinden, führte die Gasförderung zu Erdbeben und schleichenden Bodenabsenkungen. Allein im vergangenen Jahrzehnt wurden dort über hunderttausend Häuser beschädigt.

Hinzu kommt, dass die Niederlande trotz der heimischen Vorkommen seit Jahren Erdgas aus Russland zukaufen. Zwar sollen neue Felder in der Nordsee an der Grenze zu Deutschland erschlossen werden. Doch ehe das Gas aus den Tiefen unter der Nordsee strömt, vergehen mindestens noch zwei Jahre.

Mehr: WarmtelinQ

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