Aldi Nord verbannt Flugobst aus den Regalen

Johannisbeeren und Kirschen im Winter, ganzjährig frische Avocados – Flugobst muss nicht sein. Die Klimabilanz einer verschifften Ananas ist 25-mal günstiger als die einer eingeflogenen. Aldi zieht daraus Konsequenzen.

Ananas und andere Früchtchen Klimabilanz von Flugobst ist um ein Vielfaches schlechter als die von verschiffter Ware (Oleksandr Pidvalnyi/Pixabay)
Ananas und andere Früchtchen Klimabilanz von Flugobst ist um ein Vielfaches schlechter als die von verschiffter Ware (Oleksandr Pidvalnyi/Pixabay)

In den Schweizer Aldi-Läden finden Kunden schon seit Jahresanfang kein Flugobst mehr in den Regalen – übrigens auch nicht bei Wettbewerber Lidl. Discounter Aldi will dadurch jährlich rund 5 000 Tonnen CO2 einsparen. Aldi Suisse hatte schon in den Vorjahren die Warenmenge, die per Flugzeug ins Land kam, stufenweise reduziert. mit dem Abschluss der Umstellung ist das Null-Flugobst-Ziel erreicht. Der Schweizer Ableger hat darüber hinaus seit dem vergangenen Jahr die Werbung für Erdbeeren außerhalb der regionalen Erdbeersaison eingestellt.

Jetzt folgt auch Aldi Nord dem Beispiel seiner Schweizer Tochtergesellschaft und verbannt Flugobst und -gemüse aus den Regalen. Aldi Süd ist noch nicht ganz so weit. Der Discounter hat aber bereits erklärt, dass er bereits “wo immer möglich” auf Luftfracht verzichtet. Bei einer sehr geringen Anzahl an Artikeln sei der Verzicht auf Flugware – so eine Sprecherin – aufgrund der hohen Qualitätsstandards nicht machbar. Allerdings prüft Aldi Süd ständig, ob Alternativen zum Flugtransport möglich sind.

ANZEIGE

Ebenso miese Bilanz wie Rindfleisch

Tatsächlich ist die Klimabilanz von Luftfracht deutlich schlechter als die von per Schiff, Zug und Laster transportierter Fracht. Am besten schneidet naturgemäß Ware mit kurzen Anfahrtswegen aus der Region ab. Eine eingeflogene Ananas verschlechtert die Klimabilanz um 15,1 Kilogramm CO2. Kommt sie per Schiff beträgt der transsportbedingte CO2-Ausstoß nur 0,6. Das entspricht etwa einem 25-stel der Kohlenstoff-Emissionen des Flugtransportes. Bezogen auf den CO2-Ausstoß schneidet die eingeflogene Ananas ebenso schlecht ab wie ein Kilogramm Rindfleisch.

Weiteres Beispiel: Ein Kilogramm Äpfel, frisch geerntet, kommt auf 200 Gramm Kohlenstoff. Bis April steigt, bedingt durch die Kühlung, der begleitende CO2-Ausstoß schon auf 400 Gramm. Kommt der Apfel per Schiff aus Neuseeland verdoppeln sich die Emissionen noch einmal. Würden die Äpfel eingeflogen, würde sich der ökologische Fußabdruck wie der der Ananas um ein Vielfaches vergrößern.

Nur ein Prozent ist Luftfracht

Jedoch macht der Anteil der per Luftfracht eingeführten Lebensmittel nur ein Prozent aus. Nach Deutschland kommen täglich 140 Tonnen Lebensmittel per Flugzeug. In der Regel handelt es sich um leicht verderbliche und teure Waren. So wird nur jede tausendste Banane eingeflogen, aber neun Zehntel aller Papayas. Anders gesagt: Der Lufttransport dient vor allem dem Premiumkonsum. Das eine Prozent der eingeflogenen Luxuslebensmittel erzeugt zehn bis sechszehn Prozent der Treibhausgase, die durch alle Transporte entstehen.

Denn der CO2-Austoß für den Transport von einem Kilogramm Lebensmittelfracht über 1 000 Kilometer beträgt bei einem Flugzeug 1 000 Gramm. Beim LKW sind es nur 200 Gramm. Die Bahn stößt ganze 80 Gramm aus. Am günstigsten ist der Schiffstransport mit 35 Gramm. Die schlimmste Umweltsünde besteht allerdings darin, mit dem eigenen Auto aufs Land zum Biobauern zu fahren und die Äpfel oder das Gemüse dort abzuholen. Denn jeder Kilometer beschert der Atmosphäre 160 Gramm Kohlenstoff.

Mehr: t-online

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*