Laub als Energieträger: Das Geld liegt auf der Straße

Jahr für Jahr fallen auf deutschen Straßen bis zu 740 000 Tonnen Laub an. Bislang stellen sie für die Kommunen nur einen Kostenblock dar. Doch allein das Laub von Berlin könnte 3 500 Haushalte mit Biogas versorgen.

Laub auf der Straße Bis jetzt nur ein Kostenblock (Günther Richter /Pixelio.de)
Laub auf der Straße Bis jetzt nur ein Kostenblock (Günther Richter/Pixelio.de)

Allein in Deutschlands Hauptstadt fallen im Jahr 36 000 Tonnen Laub an. Bislang wurde die Beseitigung des Laubes von den Kommunen lediglich als lästige und kostspielige Aufgabe wahrgenommen. Tatsächlich schlummert in den Laubbergen jede Menge Energie. Wissenschaftler des Leibnitz-Instituts für Agrartechnik und Bioökonomie in Potsdam (ATB) haben nun untersucht, ob der Energie-Schatz im Laub zu heben ist. Die ATB-Forscher analysierten dazu das Straßenlaub aus dem benachbarten Berlin.

Laub, so die Überlegung der Forscher, muss nicht wie andere Energiepflanzen extra angebaut werden. Allerdings ist im Gegensatz zu Mais oder Raps die Gasausbeute von Laub bei gegebenen Stand der Technik gering. Die Potsdamer Wissenschaftler ließen sich davon nicht abschrecken. Sie zerkleinerten das Laub, um die Fasern aufzubrechen. Dann behandelten sie die zermahlene Masse mit verdünnter Natronlauge. Dank dieser chemischen Behandlung konnten sie den Gasertrag verdoppeln. Weitere Methode, um die Energieausbeute zu verbessern: Statt wie üblich die Mikroorganismen unterzurühren, sprühen die ATB-Forscher sie auf das Laub.

Weniger Klimagase

Besonders gut zur Bioerzeugung eignet sich Ahorn- und Lindenlaub. Beide Arten gehören zu den häufigsten in Berlin. Bislang nutzt Berlin wie andere Kommunen das Laub nur zur Kompostierung. Doch dabei fällt reichlich CO2 an. Zusätzlich entstehen Methan und Lachgas. Letzteres ist 300-mal so klimaschädlich wie Kohlendioxid. In den Potsdamer Forschungsreaktoren konnte der Ausstoß auf minus 150 Kilogramm CO2-Äquivalent pro Tonne vermindert werden. Bei der herkömmlichen Kompostierung fallen hingegen etwa 50 Kilogramm CO2-Äquivalent pro Tonne an.

Dem Rundfunk Berlin-Brandenburg sagte Projektleiter Ulrich Kreidenweis: „“Laub ist vorhanden. Das müssen wir nicht extra anbauen wie etwa eine Energiepflanze wie Mais. Und wenn Laub nur einen kleinen Beitrag leisten könnte, um größere Städte aus selbst produzierter Biomasse zu versorgen, wäre das auf jeden Fall sehr lohnenswert.“

Oder gleich verbrennen?

Die ostfriesische Stadt Schortens geht andere Wege. Sie erforscht, zusammen mit dem Fraunhofer-Institut UMSICHT und dem Biomasse-Unternehmen Franz-Josef Kipp, ob Laub in Biomassekraftwerken verbrannt werden kann. Problem ist vor allem die Unterschiedlichkeit des Laubes. Die Feuchtigkeit schwankt erheblich. Und immer wieder enthält das angelieferte Material bis zu 50 Prozent Erde oder Steine. Das Laub muss folglich vorbehandelt werden. Und zwar so, dass es sich ganzjährig lagern lässt. Denn ein Brennstoff, der nur wenige Monate im Jahr zur Verfügung steht, wäre wegen der wechselnden Auslastung der Öfen nicht ideal.

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