Bayern: Markus Söder verpennt die Chancen der Geothermie

Bayerns Regierung will künftig ein Viertel des Wärmebedarfs per Geothermie decken. Dafür sind aber nur zehn Millionen Euro Förderung im Staatshaushalt vorgesehen. Das reicht nicht einmal für ein Projekt. “Ein schlechter Witz”, meinen die Grünen im Landtag.

Geothermie
Geothermie-Bohrgerät Bayern sitzt auf einer Wärmflasche – und nutzt sie kaum (Foto: Bundesverband Geothermie)

Wenn es um die Möglichkeiten der tiefen Geothermie geht, gerät Bayerns Landesvater Markus Söder (CSU) ins Schwärmen: Das Potential werde viel zu wenig abgerufen. Bayern säße geradezu auf einer Wärmeflasche. “Deswegen wird es einen viel stärkeren Ansatz geben dies zu nutzen. Bis 2050 muss 25 Prozent des Wärmebedarfs daraus gedeckt werden, also werden wir die Geothermie-Strategie ausbauen und beschleunigen.”

Recht hat er. Geothermische Wärme hat viele Vorteile. Es gibt so gut wie keine schädlichen Emissionen. Wärme aus der Tiefer der Erde ist heimatliche Energie. Weder Wladimir Putin noch andere dubiose Potentaten können sie als politisches Druckmittel nutzen. Und sie steht auch zur Verfügung, wenn der Wind nicht weht noch die Sonne scheint.

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Geothermie deckt nur ein halbes Prozent

Die Krux: In Bayern beträgt der Anteil der Geothermie nur ein halbes Prozent. Die Schwärmereien von Söder anlässlich seiner Regierungserklärung liegen anderthalb Jahre zurück. Seine Partei, die CSU, stellt seit 1957 den Ministerpräsidenten. Weder von Ausbau noch von Beschleunigung könne die Rede sein, kritisierte vor Tagen die haushaltspolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, Claudia Köhler. Zwar habe die Staatsregierung den Etat zur Förderung der Geothermie-Forschung um 2,5 Millionen Euro auf zehn Millionen Euro aufgestockt. Doch das sei “ein Tropfen auf den heißen Stein” und “ein Witz”. Allein für den Ausbau der Fernwärmenetze fordern die Grünen seit Jahren hundert Millionen Euro. Ohne diese käme die Wärme nicht von der Förderstelle in die Wohnungen und Büros.

Befragt von Journalisten des Bayrischen Rundfunks, verweist der zuständige Energieminister Hubert Aiwanger von den Freien Wählern auf die Zuständigkeit des Bundes. Der fördert Geothermie-Projekte seit dem Sommer bis zu 40 Prozent. Eine Erhöhung des Etats würde, so Aiwangers unlogische Argumentation, aus “Gründen der Doppelförderung keinen Sinn machen.”

Kommunen überfordert

Sinn machen würden hingegen die Übernahme von Kreditgarantien oder Risiken. Denn nicht jede Bohrung ist erfolgreich, aber teuer. Private Investoren scheuen dieses Risiko. Die Kommunen würden vielfach gern die Wärmeversorgung übernehmen. Dem steht aber entgegen, dass Wärmeversorgung keine kommunale Pflichtaufgabe ist. Folglich dürfen sich Städte oder Gemeinden dafür nicht verschulden. Auch dann nicht, wenn ein Geothermie-Projekt die Wärmeversorgung zuverlässig sichert und nach Jahren der Kommune reichlich Geld bringen würde.

Doch viele Kommunen wären beim Start des Projekts finanziell überfordert. Wärmenetz, Bohrung und Anlage kosten schnell 150 Millionen Euro oder mehr. Selbst mittelgroße bayrische Städte haben häufig Gesamtetats, die deutlich unter dieser Summe liegen. Schade! Denn laut einer Studie der Technischen Universität München im Auftrage des Bayrischen Staatsministeriums für Wirtschaft könnten Bayerns Tiefen nicht nur – wie von Söder versprochen – 25 Prozent, sondern 40 Prozent decken. Allerdings müssten dazu Fachfirmen etwa 500 Bohrungen niederbringen. Zusätzlich kämen die Ausgaben für die Anlagen und die Wärmenetze.

Vorbild Unterhaching

Manche Gemeinde hat es trotz der gewaltigen Kosten geschafft. Zum Beispiel Unterhaching. Die Investitionen betrugen zwar 105 Millionen Euro. Die Lasten wurden jedoch durch öffentliche Darlehen und Zuschüsse von mehr als 50 Millionen Euro gemildert. Seit 2007 liefert die Anlage Wärme, seit 2008 auch Strom. Die Kosten sollen zwanzig Jahre nach Inbetriebnahme eingespielt sein. Der Geschäftsführer von “Geothermie Unterhaching”, Wolfgang Geisinger, ist der Meinung, dass Bayern jetzt anfangen müsse, mehr Erdwärme-Projekte zu verwirklichen. Dem Bayrischen Rundfunk sagte er: “Berlin hat geliefert – jetzt sind wir in Bayern dran.”

Quelle: BR24

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