Brutale Dürre zerstört Amazonas-Regenwald

Der Amazonas-Urwald verliert seine Funktion als grüne Lunge der Erde: Eine nie dagewesene Dürre löst eine Katastrophe für Mensch und Umwelt aus.

Flußpegel im Vergleich von Ende September 2022 und 2023: So wenig Wasser führte der Amazonas noch nie - mit dramatischen Folgen
Dramatisch gesunkener Flußpegel (Jahresvergleich) So wenig Wasser führte der Amazonas noch nie
Bild: European Union, Copernicus Sentinel-2 imagery

Gestrandete Fischerkähne und Bootshäuser en masse, verzweifelt nach Trinkwasser bohrende Dorfbewohner, verendete seltene rosa Flussdelfine. Es sind verzweifelte Szenen, die sich dieser Tage im Einzugsgebiet des Amazonas abspielen. Nie zuvor hat es dort und in weiten Teilen Brasiliens weniger geregnet als dieses Jahr – mit dramatischen Folgen für Mensch, Wirtschaft und Umwelt. Um Hilfe zu organisieren, hat die Regierung eine Task Force eingesetzt. „Die Situation ist äußerst beunruhigend“, warnt Umweltministerin Marina Silva

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Amazonas-Dürre legt Schifffahrt lahm

Die größten Probleme, die die Eingreiftruppe angehen soll: Der Pegel des Amazonas ist derart gefallen, dass an vielen Stellen die Schifffahrt zum Erliegen gekommen ist. Fischfang ist kaum mehr möglich, weil viele Boote auf dem Trockenen liegen. Abgelegene Dörfer sind von der Versorgung mit Lebensmitteln abgeschnitten, die Bewohner haben vielerorts keine Zugang zu Frischwasser mehr.

„Die Situation ist äußerst beunruhigend“

Marina Silva, brasilianische Umweltministerin

Flussanrainer blicken erschüttert auf ihre demolierten, weil jetzt auf Grund sitzenden, einst schwimmenden Unterkünfte. Überall im Fluss treiben tonnenweise verendete Fische. Umweltaktivisten des World Wide Fund for Nature (WWF) starten eine Rettungsmission für die vom Aussterben bedrohten rosa Flussdelfinen. 125 der vermuteten rund 900 verbliebenen Exemplare sind bereits verendet. „Es ist ein Rennen gegen die Zeit“, macht Dirk Embert vom WWF Deutschland klar.

Das Desaster könnte bis Januar andauern

Ein Ende des Desasters ist nicht in Sicht – im Gegenteil. Brasiliens Katastrophenbehörde befürchtet vielmehr, dass die extreme Trockenheit bis Anfang des neuen Jahres andauern könnte.

Die Vorgänge am Amazonas reihen sich nahtlos ein in die zahllosen Wetterextreme dieses Jahres. Die seit Monaten anhaltenden Waldbrände in Kanada und die Rekordschmelze der Gletscher und des Polareises sind nur zwei Beispiele. Gerade erst kündigte der EU-Klimawandeldienst Copernicus an, dass 2023 das wärmste Jahr seit Beginn der Industrialisierung wird – mit vorher nie gemessenen Temperatur-Anomalien.

Jahr der Wetterextreme

Der Amazonas-Regenwald fällt, anders als erhofft, als gigantischer Speicher für das klimazerstörende Kohlendioxid (CO2) inzwischen ohnehin aus. Großflächige Rodungen und häufige Brände infolge ausbleibenden Regens haben im Gegenteil dazu geführt, dass die Urwälder im Amazonas-Becken nun mehr Klimagase frei setzen als sie zu binden. Eine Hoffnung weniger.

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