Tesla-Herausforderer macht bei jedem verkauften Wagen 33 000 Dollar Verlust

Noch vor zwei Jahren noch lieferte sich Rivian-Gründer Robert Scaringe einen Wettbewerb mit Tesla-Vormann Elon Musk um die höchsten Investitionen in E-Auto-Fabriken. Jetzt soll Rivian 33 000 Dollar Verlust machen – pro E-Vehikel.

Rivians Stammwerk in Illinois Pro Wagen 33 000 Dollar Verlust (Rivian)
Rivians Stammwerk in Illinois Pro Wagen 33 000 Dollar Verlust (Rivian)

Das behauptet jedenfalls das amerikanische Wirtschaftsblatt Wall Street Journal. Befeuert durch einen erfolgreichen Börsengang – und industriellen Machismus – hatte Rivian-CEO Robert Scaringe vor knapp zwei Jahren den Bau einer zweiten Fabrik in Georgia angekündigt. Doch noch vor Fertigstellung des Werks in Georgia scheint schon das Stammwerk südlich von Chicago zu groß zu sein. Denn die 33 000 Dollar Verlust pro Fahrzeug sind vor allem eine Folge der schlechten Auslastung. Allein in seinem Stammwerk könnte Rivian dreimal so viel Autos bauen wie zurzeit das Werk verlassen. Der E-Auto-Produzent hatte die Fabrik vor sechs Jahren vom japanischen Autobauer Mitsubishi samt Inventar erworben.

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In diesem Jahr wird Rivian voraussichtlich 50 000 E-Autos, ausschließlich SUVs, Pickups und Lieferwagen, bauen. Das sind immerhin doppelt so viele Stromer wie im vergangenen Jahr. Bleibt es bei dem Wachstum, würde Rivian in anderthalb Jahren die notwendige Stückzahl für die Auslastung des Stammwerks erreichen. Doch dann dürfte auch das zusätzliche Werk in Georgia fertig sein. Damit nicht genug: Vor wenigen Tagen kündigte CEO Robert Scaringe den Bau weiterer Fabriken in Europa an.

Geld wie Heu

Geld hat der Rivian-Gründer genug. Der Börsengang Ende 2021 spielte über 13 Milliarden Dollar ein. Und ein Einbruch des Umsatzes ist kaum zu befürchten. Manche Rivian-Kunden warten seit drei Jahren auf ihr Auto. Darüber hinaus hat Rivian Amazon als Großkunden. Der Liefergigant hat hundertausend Transporter bestellt. Und er hält 17 Prozent der Aktien.

Jetzt soll Rivian-CEO Scaringe laut Wall Street Journal seine Ingenieure dazu angehalten haben, die Kosten um 40 000 Dollar pro Vehikel zu senken. Zu Hilfe kommt den Kostensenkern dabei vor allem das Wachstum. Scaringe geht davon aus, dass Rivian sich zunehmend in die profitable Größenordung hinein skaliert. Vorbei sind auch die massiven Lieferschwierigkeiten. Vor allem der Mangel an Chips lähmte im vergangenen Jahr die Produktion. Hilfreich dürfte auch sein, dass die überteuerten Lieferverträge, die Rivian vor Jahren gezeichnet hat, nach und nach auslaufen.

Möglicherweise wird Scaringe auch die Preise erhöhen. Allzu viel Luft nach oben hat er nicht. Die Fahrzeuge des SUV-Herstellers haben bei den Kunden zwar einen guten Ruf, sind aber alles andere als billig. Das günstigste Angebot fängt bei 78 000 Dollar an – ohne jede Extras. Schon im vergangenen Jahr hatte Scaringe bei mehreren Modelle die Preise um 20 Prozent erhöht.

Die Börse hat die Enthüllungen des Wall Street Journals nicht goutiert: Der Kurs fiel innerhalb von zwei Tagen um rund 20 Prozent. Doch Scaringe ist an Glück wie an Kummer an der Börse gewohnt. Rivian war kurz nach Börsenstart 180 Milliarden Dollar wert – mehr als Ford und General Motors zusammen. Seitdem hat der Autobauer mehr als 80 Prozent seines Wertes verloren.

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