Antarktiseis und Atlantikzirkulation: Kipppunkte rücken näher

Die Hiobsbotschaften von der Klimafront reißen nicht ab: Jetzt droht die atlantische Umwälzpumpe zu erlahmen, das Eisschild der Antarktis bröckelt. Beide könnten viel früher ihre Kipppunkte erreichen als bisher berechnet.

Nicht nur bei der Eisschmelze in der Antarktis rücken die Kipppunkte näher, Pinguine auf einer Eisscholle
Pinguine auf einer Eisscholle Das antarktische Eisschild erholt sich nicht mehr, Kipppunkte erreicht
Bild: andries Koopmans auf Pixabay

Noch verfolgt die Öffentlichkeit fassungslos die Dramen, die sich infolge der globalen Heißzeit derzeit rund ums Mittelmeer abspielen: lodernde Waldbrände, flüchtende Touristen, ein abstürzender Feuerwehr-Hubschrauber. Da berichten besorgte Forscher von neuen gefährlichen Entwicklungen, die zu Kipppunkten im Klimageschehen werden könnten, von denen es kein Zurück mehr gibt.

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Kipppunkte am Südpol und im Atlantik

Als der Ozeanograf Edward Doddridge nachmaß, wollte er dem Ergebnis zunächst selbst nicht trauen. Obwohl der Südpol derzeit in Dunkelheit getaucht ist und das Thermometer auf bis zu minus 40 Grad Celsius abfallen sollte, konnte er keine Ausdehnung des Eisschilds feststellen. Im Gegenteil: Das Eis bedeckt rund zwei Millionen Quadratmeter weniger als in dieser Jahreszeit zu erwarten wäre.

Doddridge brauchte über die Ursache nicht allzu lange zu rätseln. “Ohne den Klimawandel würden wir erwarten, dass ein Winter wie dieser alle 7,5 Millionen Jahre einmal vorkommen würde”, sagt er. Jetzt drohen sie zum neuen Normal zu werden.

Eisschmelze begünstigt den globalen Temperaturanstieg

Schon länger warnen Wissenschaftler vor einer gefährlichen und unumkehrbaren Gletscherschmelze in der Antarktis. Sie hat massive Auswirkungen auf die Klimaentwicklung rund um den Globus. In der Region um den Südpol sind 90 Prozent des Eises der Welt konzentriert. Im Sommer wirft es wirkungsvoll einen Großteil der Sonneneinstrahlung ins All zurück. Der Effekt nimmt drastisch ab, je schneller die Eisfläche schrumpft. Das beschleunigt die Erderhitzung.

Zugleich schwächt der Schwund die Meeresströmung in der Tiefsee rund um den eisigen Kontinent. Einer Studie aus dem April zufolge könnte sie sich in den nächsten 30 Jahren annähernd um die Hälfte verlangsamen. Der Motor, sorgen sich die Forscher, könnte sogar völlig zu Erliegen kommen. Mit ihm unter anderem der Transport wichtiger Nährstoffe für die maritimen Lebewesen in den Ozeanen.

Die atlantische Umwälzpumpe stottert

Das Stottern hätte womöglich auch Auswirkungen auf die Umwälzpumpen im Atlantik, die für den Wasseraustausch rund um den Planeten sorgen. Besonders eine bedeutende Strömung – die Atlantische Meridionale Umwälzzirkulation (AMOC) – schwächelt ebenfalls. Sie könnte laut zwei dänischen Klimaforschern bereits Mitte des Jahrhunderts komplett kollabieren – oder sogar schon in zwei Jahren.

Kipppunkte lösen unaufhaltsame Kettenreaktionen aus

In der Folge würde sich das Wettergeschehen in einer Art Kettenreaktion rund um den Erdball drastisch verändern. “Jeder Mensch wäre betroffen,” warnt Peter Ditlevsen, Professor an der Universität Kopenhagen. Teilen der USA und Europas drohen demnach extreme Winter. Der Meeresspiegel steigt in vielen dortigen Regionen noch weit schneller an als bisher angenommen, Wirbelstürme nehmen zu und der Monsunregen über Teilen Afrikas und Asiens fällt geringer aus.

Ein weiterer Kipppunkt wäre erreicht.

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