Klima: Erste Kipppunkte bald erreicht – mit desaströsen Folgen

Rückschritt statt Aufbruch: Statt das Tempo der Erderwärmung zu bremsen, beschleunigt die Weltgemeinschaft es noch. Dabei rücken die Kipppunkte immer näher, bei denen unumkehrbare Schäden den Planeten ins Wanken bringen.

Kipppunkte beim Klima: Stürzt sich die Menschheit ins Verderben?
Sehenden Auges ins Verderben Erste Klima-Kipppunkte schon Ende des Jahrzehnts erreicht Bild: Alexas_Fotos/Pixabay

Die Welt balanciert längst am Abgrund. Und die Gefahr abzustürzen, rückt mit jedem Tag näher. Dreht die Menschheit nicht endlich um, sind schon 2030 die ersten Kipppunkte erreicht, wo gefährliche Entwicklungen für das Klima und das Überleben der Menschheit unumkehrbar sind. Vor diesem beängstigenden Szenario warnt ein internationales Forscherteam um Hauptautor David Armstrong McKay, der unter anderem an den Universitäten in Stockholm und dem britischen Exeter forscht.

In kurzer Folge drohen weitere Kipppunkte überschritten zu werden

16 Kipppunkte hat die Klimaforschung insgesamt ausgemacht (siehe Grafik unten). Fünf der kritischen Schwellen könnten schon beim heutigen Maß der Erderhitzung in Kürze überschritten werden:

  • Die grönländischen und westantarktischen Eisschilde schmelzen unwiederbringlich dahin.
  • Die Permafrostböden, etwa in Sibirien, tauen abrupt auf.
  • Die Strömungen in der Labradorsee im Notdwestatlantik brechen zusammen.
  • Die tropischen Korallenriffe sterben massiv ab.
Hotspots der Klimaerwärmung In welchen Regionen der Kollaps droht
Grafik: Biermann/PIK, auf Grundlage von Armstrong McKay (2022, Science)

Damit nicht in kurzer Folge immer weitere Kipppunkte überschritten werden, bleibt den Forschern zufolge nur ein Ausweg. Die Treibhausgasemissionen müssten bis 2030 um die Hälfte sinken und 2050 netto Null erreichen. Dann gäbe es zumindest eine 50prozentige Chance, dass die Durchschnittstemperaturen auf dem Planeten um höchstens 1,5-Grad-Celsius ansteigen, schreiben die Wissenschaftler. Die Erde bekäme eine Atempause, das Risiko einer eskalierenden Krise würde abgeschwächt.

Jedes Zehntelgrad zählt

Doch von diesem Pfad der Vernunft ist die Menschheit weit entfernt – im Gegenteil. Mit den derzeitigen Maßnahmen und den aktuellen selbst gesteckten Zielen steuert sie volldampf auf eine Erhitzung von 2,7 Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter zu. Das belegt eine aktuelle Analyse der Umweltorganisation Carbon Disclosure Project (CDP) mit Sitz in London. Kein einziger der westlichen G7-Industriestaaten tut demnach auch nur annähernd genug, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens einzuhalten. Auch die mit so großen Ansprüchen gestartete Berliner Ampelregierung nicht.

Mitautor Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), warnt eindringlich vor dieser Ignoranz. “Die Erde ist geradewegs auf Kurs, mehrere Schwellenwerte zu überschreiten, die für die Menschen auf der ganzen Welt katastrophale Folgen hätte.” Und er fordert: “Wir müssen alles tun, um das zu verhindern. Jedes Zehntelgrad zählt.”

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