Die wachsende Ungleichheit schadet massiv dem Klima und tötet täglich 21 000 Menschen

Zum Auftakt des Weltwirtschaftsforums in Davos klagt die Entwicklungsorganisation Oxfam an: Konzerne und Superreiche verdienten sich an den Krisen dieser Welt dumm und dämlich, während die Ungleichheit Millionen Menschen ins Elend treibt.

Wegen der enormen Ungleichheit muss sie ein kleines Mädchen Nahrung auf der Müllhalde suchen
Mädchen auf der Suche nach Essbarem auf einer Müllhalde Global explodieren Ungleichheit und Armut
Foto: Billy Cedeno/Pixabay

Die wachsende Ungleichheit ist ein Skandal, der die Gemüter erstaunlich wenig erregt. Seit Jahren vermelden Forscher, dass sich die Schere zwischen reich und arm immer weiter öffnet. Der Tisch der Wohlhabenden quillt mit jeder Krise mehr über – ganz unabhängig vom politischen System. Überall auf der Welt ist für sie angerichtet. Glaube an Zufall, wer will.

Weltweit explodieren Ungleichheit und Armut

Auch die Corona-Pandemie hat sie wieder reicher gemacht, zeigt die Studie. Dagegen verschärft der Ukraine-Krieg den Elendssog. Oxfam-Experte Manuel Schmitt zieht ein eindeutiges Fazit: “Weltweit explodieren Ungleichheit und Armut”.

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Weniger beachtet bisher. Das Konsumgebaren der Millionäre und Milliardäre – Luxusjachten, Privatjets, spritträchtige Fuhrparks – beschleunigt massiv die Erderhitzung. “Die Emissionen der Reichsten verbrennen den Planeten”, überschreiben die Oxfam-Autoren das entsprechende Kapitel in ihrem Report. Das reichste Prozent der Menschheit schädige das Klima mit der doppelten Menge an Treibhausgasen wie die gesamte untere Hälfte der Weltbevölkerung, so die bittere Feststellung.

Superreiche tragen weiße Salbe auf

Erste Initativen einiger Supermilliardäre für grünen Wasserstoff, Solarzellenfabriken und saubere Treibstoffe haben bisher keine Trendumkehr bewirkt. Dafür verschiebt ein anderes exklusives Reichen-Clübchen die Rettung unter dem Schlagwort “Longtermism” auf den Sankt Nimmerleinstag. Und auch selbst prächtig verdienende Konzerne schwächeln entgegen ihrer Absichtserklärungen beim Klimaschutz.

Der unglaubliche ökologische Fußabdruck eines Roman Abramovich

Welch einen gigantischen ökologischen Fußabdruck ein einziger Vielfach-Milliardär erzeugt, hat Oxfam anschaulich am Beispiel von Roman Abramovich ausgerechnet. Er besaß bis zu den EU-Sanktionen gegen russische Oligarchen wegen Präsident Wladimir Putins Angriffskrieg den englischen Fußballclub Chelsea. Abramovich heizt das Klima demnach jährlich mit fast 34 000 Tonnen CO2 auf. Ein durchschnittlicher Erdenbürger bräuchte für den Ausstoß dieser Menge mehr als 7000 Jahre.

Reichensteuer und Verbot besonders CO2-trächtiger Luxusgüter

Wird nicht endlich entschieden gegengesteuert, warnen die Oxfam-Forscher, werden in naher Zukunft in den armen Ländern jedes Jahr 231 000 Menschen ihr Leben allein infolge der Klimakrise verlieren. Sie sterben an Hunger und Mangelernährung, erliegen Krankheiten und der Hitze, kommen durch Hurrikans und Überschwemmungen zu Tode. Das ist auch eine Art Krieg.

Welche Maßnahmen könnten den Irrsinn stoppen? Zuallererst müssten die Wohlhabenden ihren ausufernden Konsum zügeln, schläft die Notorganisation vor. Überdies sei eine Reichensteuer überfällig und besonders CO2-trächtige Luxusgüter müssten verboten werden.

Die einen fahren Rekordgewinne ein, die anderen sparen an Essen und Heizung

Die höhere Besteuerung von Profiten und sehr hohen Vermögen wirke zudem der Ungleichheit entgegen, postuliert Oxfam-Experte Schmitt. “Es ist nicht hinnehmbar, dass Konzerne und die dahinter stehenden Milliardäre Rekordgewinne einfahren, während Millionen Menschen Mahlzeiten ausfallen lassen müssen, die Heizung abdrehen, mit ihren Rechnungen im Rückstand sind und sich fragen, was sie als nächstes tun können, um zu überleben.”

Mehr: Oxfam NZZ

Von Dieter Dürand

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