Gebäude sind krasse Klimakiller. Das muss nicht sein. Das Düsseldorfer Bürohochhaus „The Cradle“ halbiert den CO2-Ausstoß fast und lässt sich recyceln.
Gebäude hier zu Lande belasten das Klima jährlich mit 120 Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2). Mit den hohen Emissionen tragen sie wesentlich zur mageren deutschen Klimabilanz bei. Die Zementindustrie gehört zu den schlimmsten Umweltsündern. Ein Ausweg wäre, auf weniger klimaschädliche Ersatzstoffe umzusteigen und auf Recyceln zu setzen. Ein anderer, Gebäude von vornherein so zu konzipieren, dass ihr ökologischer Fußabdruck klein ausfällt.
Der 100-Prozent-Anspruch beim Recyceln
Diesem Prinzip hat sich Thomas Götzen verschrieben. Was möglich ist, will der Chef der familiengeführten Interboden-Gruppe aus dem benachbarten Ratingen im Düsseldorfer Medienhafen demonstrieren. Dort entsteht ein siebenstöckiges Recycling-fähiges Bürohochhaus mit etlichen Superlativen (siehe auch Grafik weiter unten):
- Fast 100 Prozent der eingesetzten Materialien können laut Götzen eines Tages nach dem Cradle-to-Cradle-Kreislaufprinzip wiederverwendet werden.
- Gegenüber einem vergleichbaren herkömmlichen Gebäude entweicht bei Bau und Betrieb 40 Prozent weniger CO2 – das entspricht 224 Weltumrundungen per Flieger.
- Fassade, Decken und Stützen bestehen aus Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Der natürliche Baustoff ersetzt klimaschädlichen Beton, Stahl und Kunststoff.
Für Götzens Geschäftsführer Interboden Innovative Gewerbewelten, Carsten Boell, öffnet das Projekt einen ganz neuen Blick aufs Bauen. „Hier wird das Gebäude als Materiallager im Lebenszyklus gedacht, das sich die Ressourcen nur für eine bestimmte Zeit ausborgt.“
Strom vom Dach und bepflanzte Innenwände
Weitere Elemente ergänzen den ökologischen Anspruch. Eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach produziert Strom, der unter anderem an Ladestation für E-Autos und E-Räder fließt. Auch Anwohner können diese mieten. Das Dach wird begrünt, Regenwasser gesammelt, bepflanzte Innenwänden sollen ein gesundes Raumklima erzeugen.
Der Rohbau steht. „Der Kern besteht aus Recycling-Beton“, betont Götzen. Jetzt beginnt der Holzausbau: 1.750 Kubikmeter Fichte, 225 m3 Lärche und 175 m3 Buche. Im ersten Halbjahr nächsten Jahres sollen die Mieter einziehen. Der Co-Working-Anbieter Spaces hat sich bereits die Hälfte der 7200 Quadratmeter Bürofläche gesichert.
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