Elektrisch Fliegen: Hyundai und Lilium treiben Pläne für den Bau von Lufttaxis voran

Abheben ohne dem Klima zu schaden. Ein Weltkonzern und ein Münchner Startup kommen der Vision vom elektrisch Fliegen per Lufttaxis näher.

Modell eines senkrecht startenden Lufttaxis des südkoreanischen Autobauers Hyundai - elektrisch Fliegen mit acht Propellern
Elektrisch Fliegen mit dem Senkrechtstarter von Hyundai Erste Testflüge noch dieses Jahr
Bild: Hyundai/Supernal

Das futuristische Kleinflugzeug mit dem wie ein Fliegenauge anmutenden Cockpit war einer der Hingucker auf der gerade beendeten Technikmesse CES in Las Vegas: der batterieangetriebene Senkrechtstarter S-A2 von Supernal, einem Tochterunternehmen des südkoreanischen Autokonzerns Hyundai. Das achtpropellige Lufttaxi für bis zu vier Passagiere, geflogen von zwei Piloten, soll 2028 regulär in Betrieb gehen, kündigten die Supernal-Manager an. Der Traum vom elektrisch Fliegen, klimaneutral und leise, würde wahr, wenn es so kommt.

Elektrisch fliegen: klimaneutral und leise wie ein Geschirrspüler

Der elektrische Senkrechtstarter, die Fachwelt benutzt für diese Art Fluggerät das Kürzel eVTOL, flöge nicht lauter als ein Geschirrspüler fast unbemerkt über die Köpfe, versichern die Entwickler. Mit Tempo 200 und rund 460 Meter Flughöhe ist das Lufttaxi für Strecken zwischen 40 und 60 Kilometer gedacht. Dann muss die Feststoff-Batterie Strom nachtanken. Am Komfort für das vermutlich nicht ganz billige Vergnügen sparen die Koreaner nicht.

“Er wird die nächste Generation der Fliegerei definieren”

Ben Diachun, Supernal über den Senkrechtstarter S-A2

Supernal-Technologiechef Ben Diachun bemüht gleich einen Superlativ für das Fluggerät (siehe auch Video unten). “Es wird die nächste Generation der Fliegerei definieren und ein revolutionäres kommerzielles Produkt werden.”

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Fertig zum Abheben – das Lufttaxi Supernal S-A2 von Hyundai

Mit den Koreanern reiht sich erstmals ein branchenfremder finanzstarker Multi in die Phalanx der elektrischen Luftfahrtpioniere ein. Neben der Boeing-Ableger Wisk Aero dominieren zahlreiche Startups die Szene. Mit Volocopter, Autoflight und Lilium sind auch drei deutsche Jungunternehmen im Rennen.

Bau von elektrischen Regionaljets geplant

Letzteres hatte zum Jahresende 2023 gleich mehrere Neuigkeiten zu verkünden. Strategisch bedeutsam ist vor allem der Pakt mit Lufthansa und dem an 30 Flughäfen weltweit tätigen Frankfurter Airport-Betreiber Fraport. Die Partner wollen ausloten, ob elektrisch Fliegen auch eine Option für den Regionalverkehr ist und wie die Stromer-Maschinen sich in Betrieb und Wartung an einem Flughafen integrieren lassen.

Lilium-Kleinjet überfliegt eine Stadt (Computeranimation): Das Münchner Startup will elektrische Regionalflieger entwickeln
Kleinjet von Lilium Auf dem Sprung in die Regionalklasse Bild: Lilium

Zudem gab Lilium bekannt, auf Sicht Regionaljets entwickeln zu wollen. Die transportieren im Normalfall bis zu 100 Passagiere, etwa von Köln nach Frankfurt. Bei den Münchnern sitzt mit dem früheren Airbus-Chef Tom Enders ein Schwergewicht der Branche dem Aufsichtsrat vor.

Marktpotenzial für 9000 Elektroflieger in Europa

Auf dem Weg in diese Kategorie haben die Bayern allerdings hohe Hürden zu überwinden. Zuallererst brauchen sie die Luftzulassung für Europa und die USA. Dafür hat Lilium jetzt die Fertigung der ersten sieben eVTOLs begonnen – unerlässlich für ausgiebige Tests. „Mit dem Start der Produktion haben wir einen Wendepunkt erreicht und sind nun von der Designphase zur Industrialisierung übergegangen“, betont Firmenchef Klaus Roewe.

Der Manager schätzt das europäische Marktpotenzial bis 2035 auf mindestens 9000 elektrische Lufttaxis und Regionalflieger. Weltweit sogar auf der Vierfache. Schon in zwei Jahren hofft er, die Flugzulassung zumindest für die kleinere Variante erhalten zu haben.

Selbst wenn das klappt, bleibt allerdings ein nicht ganz unbedeutendes Problem. Die Münchner müssen Investoren finden, die es wagen, einige Hundert Millionen Euro Risikokapital in die Vision vom elektrisch Fliegen zu investieren.

Mehr: electrek aeroreport rnd

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