George Clooneys Kaffeekapseln geht es an den Kragen

Weltweit kommen nur 30 Prozent der Kaffeekapseln in die Wiederverwertung. Zu wenig, findet die EU-Kommission und will die Kapseln verbieten.

Gebrauchte Kaffeekapseln Selbst im Recycling problematisch (M. M./Pixabay)
Gebrauchte Kaffeekapseln Selbst im Recycling problematisch (M. M./Pixabay)

Selbst in der umweltbewussten Schweiz landen etwa zwei Drittel aller Kaffeekapseln im Restmüll. Bei Kapseln, die im Büro verwendet werden, beträgt die helvetische Quote nur 30 Prozent. Im EU-Land Frankreich bekannten sich nur 53 Prozent aller Kapsel-Nutzer zur systematischen Entsorgung per Recycling-Tonne. In Deutschland summiert sich der Berg gebrauchter Kapseln auf rund 13 500 Tonnen Abfall pro Jahr.

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Jetzt will die EU-Kommission die Kapseln weitgehend verbieten. In aller Stille sei das Verbot beraten worden, meldete unlängst die Neue Zürcher Zeitung (NZZ). Dem Bericht zufolge soll das Verbot schon bald auf Grundlage eines neuen EU-Gesetztes zu Verpackungen wirksam werden. Nur noch Kapseln, die kompostierbar sind, dürfen dann in Umlauf gebracht werden. Die Auswirkungen für den Normalverbraucher sind nicht ohne: In rund 40 Prozent aller deutschen Haushalten stehen, laut NZZ, Kaffeemaschinen, die mit den Alu-Kaffeekapseln arbeiten.

Nachahmer setzen Marktführer unter Druck

Kein Wunder, das Nestlé noch in diesem Jahr ein Pilotprojekt mit Kapseln aus Papier statt Aluminium starten will. Bislang hatte der Mutterkonzern von Kapsel-Marktführer Nespresso betont, dass die Aluminium-Kapseln den Geschmack besser konservierten als alle anderen Materialien.

Der Konzern hatte die Kapseln vor 37 Jahren auf den Markt gebracht. Als Werbegesicht fungiert seit dem Jahr 2006 Hollywood-Charmeur George Clooney. In den vergangenen Jahren hatte Nespresso allerdings Marktanteile an Nachahmer verloren. Und zunehmend steigen Verbraucher auf kompostierbare Kapseln um. So vertreibt Edeka zum Beispiel seit Mitte April das Kaffeesystem CoffeeB des Schweizer Einzelhandelsriesen Migros in Deutschland. CoffeeB arbeitet mit Kapseln, die gänzlich heimkompostierbar sind.

Nespresso: Wir sind klimaneutral

Nespresso verweist darauf, dass – in Deutschland – die Kapseln für die gelbe Tonne lizensiert seien. Und in vielen Ländern nehme der Einzelhandel die gebrauchten Kapseln zurück. Seit 2022 sei jede Tasse Nespresso-Kaffee klimaneutral. Das umfasse die gesamte Lieferkette und schließe die Wiederverwertung der Kapsel mit ein.

Nespresso-Kapseln bestehen aus recyceltem Aluminium. Das benötigt laut Nespresso nur etwa fünf Prozent der Energie von Neue-Aluminium. Eine großangelegte Untersuchung im Auftrage von Nespresso kam 2017 zu dem Schluss, dass Kapselkaffee ökologisch nicht mehr schädlich sei als alle anderen Zubereitungsarten. Kaffee aus dem Vollautomaten schneide sogar deutlich schlechter ab und verbrauche rund 30 Prozent mehr Treibhausgase.

Für Öko-Aktivisten Umweltsauerei

Für Umweltschützer bleiben die umstrittenen Kapeln jedoch “eine Umweltsauerei”. Thomas Fischer, Leiter Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe, weist darauf hin, das pro Kapsel auf 6,5 Gramm Kaffee etwa 2,5 Gramm Aluminium oder Kunststoff sowie 1,5 Gramm Papier für die Verpackung kommen. Die Kapseln verbrauchten 25-mal mehr Material als eine herkömmliche 500-Gramm-Packung. Das Recycling sei schwierig. Gelangten die Kapseln tatsächlich in die gelbe Tonne, müsse der Restkaffee aufwändig verschwelt werden.

Kapseln aus abbaubarem Kunststoff sind übrigens nicht viel besser. Sie dürfen laut Gesetz nicht in der Biotonne entsorgt werden. Denn die Kapseln bauen sich zu langsam ab und verureinigen so den Kompost mit Kuststoffresten.

Für den größten Lebensmittelkonzern der Welt und seine Marke Nespresso wird es mit dem drohenden EU-Verbot und seit dem wachsenden Unbehagen vieler Verbraucher eng. Immerhin erzielte Nestlé mit Nespresso im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 6,4 Milliarden Euro. Seit Mai gab der Kurs um etwa neun Prozent nach.

Mehr: finanzen.ch

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