Inselstadt gegen steigenden Meeresspiegel

Die Malediven drohen im Meer zu versinken. Eine schwimmende Inselstadt soll den Tourismus retten. Es ist ein Mega-Projekt vor allem für Reiche.

Computerentwurf der geplanten Inselstadt vor Malé, der Hauptstadt der Malediven - schwimmend dem Meeresspiegelanstieg trotzen
Geplante Inselstadt in den Malediven Verbund aus 5000 schwimmenden Einheiten
Grafik: Maldives Floating City

Es sind trübe Aussichten. Weil das Eis an den Polen noch schneller schmilzt als befürchtet, steigen die Meeresspiegel in bedrohlichem Tempo. Die Folge: Nicht nur Metropolen wie Bangkok, Miami und Alexandria drohen überspült zu werden, sondern auch begehrte Tourismusziele wie Venedig oder die Malediven. Doch anders als im Erfolgsroman “Malé” von Roman Ehrlich, in dem sich nurmehr westliche Aussteiger im schwappenden Wasser der gleichnamigen Hauptstadt Sinn suchend herumtreiben, will die Regierung einem Exodus des Tourismus vorbeugen: mit einer schwimmenden Inselstadt.

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Inselstadt als Rettungsanker gegen Touristenflucht

Sie wird sich, so der Plan, auf 200 Hektar im türkisfarbenen Wasser des Indischen Ozeans vor Malé erstrecken. Ein Verbund aus 5000 Einheiten, verbunden über Kanäle und Brücken, konzipiert für 20 000 Menschen, bestehend aus Wohnungen, Geschäften, Hotels und Restaurants (siehe auch Video unten). Die ersten Einheiten sind in der Lagune verankert. Nächstes Jahr sollen die ersten Bewohner einziehen, 2027 das gesamte Projekt beendet sein.

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So soll die Inselstadt einmal aussehen und funktionieren

Selbstredend bewerben der Tourismusminister und der niederländische Immobilienentwickler Dutch Docklands das Modell als nachhaltig. Das ist auch bei anderen ambitionierten Projekten wie einer Null-Emissions-Stadt in Kuwait so. Auf künstlichen Riffen unter den Häusern sollen Korallen gedeihen. Müll und Abwässer werden sorgsam gesammelt und entsorgt, versprechen die Vermarkter. Autos haben sie verbannt. Zudem soll ein intelligentes Stromnetz den unter anderem mit Solarmodulen erzeugten Strom sparsam verteilen.

Künstliche Riffe und smarte Stromnetze

Das grüne Image zielt auf eine Klientel, die das notwendige Kleingeld hat, sich einen ständigen Platz in einem solch idyllischen Urlaubsresort zu leisten. Dafür spricht auch, dass die Regierung ausländischen Käufern eine ständige Aufenthaltsgenehmigung in Aussicht stellt. Dagegen werden normalsterbliche Malediver nach anderen Zufluchtsorten Ausschau halten müssen, solltenTeile ihrer Heimat in den Fluten versinken.

“Was schwimmt, kann nicht untergehen”

Koen Olthuis, Architekt

Es könnten durchaus anders konzipierte schwimmende Städte sein, macht Koen Olthuis ihnen Hoffnung. Er ist Gründer der niederländischen Stadtplanungs- und Architekturfirma Waterstudio.NL, die die Inselstadt entworfen hat. Olthuis will die Erfahrungen aus dem Luxus-Pilotprojekt für die Schaffung bezahlbaren Wohnraums für Hunderttausende nutzen. “Was schwimmt, kann nicht untergehen”, ist sein etwas flapsiges Credo.

Einfach ins Blaue redet der Baumeister nicht. In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat er rund um den Globus mehr als 300 Vorhaben realisiert: schwimmende Häuser, Büros, Schulen und Gesundheitszentren. Aber ganze Städte aufs Meer zu verlagern, ist auch für Olthuis eine neue Dimension.

Mehr: maldivesfloatingcity CNN

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