Nach langer Trockenheit begrenzt die Urlaubsregion den Verbrauch drastisch. Auch anderswo gefährdet Wassernotstand Ernten und Versorgung.
Nach Jahren mit wenig Regen füllten diesen Winter ungewöhnliche Mengen die Wasservorräte in Deutschland kräftig auf. Ganz anders die Lage in Spanien. Vor allem im Süden purzeln mitten in der “kalten” Jahreszeit mit 30 Grad Celsius die Temperaturrekorde. Und nirgends fallen Niederschläge. Auch nicht in der Urlaubsregion rund um Barcelona. Weil seit inzwischen mehr als drei Jahren komplette Trockenheit herrscht, zieht die katalanische Regionalregierung jetzt die Reißleine. Sie rief den Wassernotstand aus. In Andalusien und der Extremadura gilt der schon länger.
Wassernotstand nach mehr als drei Jahren Dürre
“Das ist die schlimmsten Dürre seit Beginn der Aufzeichnungen vor einem guten Jahrhundert, klagt Regionalpräsident Pere Aragonès. Die Stauseen sind praktisch leer, die Flüsse führen kaum noch Wasser (siehe Video unten).
Die Konsequenz: Die rund sechs Millionen Katalanen dürfen höchtens noch 200 Liter pro Tag und Person verbrauchen statt bisher 230. Fällt weiter kein Regen sinkt das Limit auf bis zu 160 Liter. Private Pools dürfen nurmehr mit aufbereitetem Wasser gefüllt werden. Trinkwasser ist tabu. Besonders hart treffen die Verbote die Landwirte. Sie sollen 80 Prozent weniger des kostbaren Nass’ einsetzen. Bei Verstößen können die Behörden Geldbußen von bis zu 150 000 Euro verhängen.
Zwar investiert die spanische Regierung seit Jahren viele Millionen in Entsalzungs- und Wiederaufbereitungsanlagen. Inzwischen liefern sie in Katalonien schon mehr als die Hälfte des Wassers. Doch beheben können sie den Mangel nicht annähernd.
Wasserkreislauf gerät global aus dem Gleichgewicht
Als Einzelereignis wäre der spanische Wassernotstand schon bedrückend genug. Doch jetzt liefert eine aktuelle Studie neue beunruhigende Details. Sie zeigt, wie der Wasserkreislauf überall auf dem Globus aus dem Gleichgewicht gerät.
Eine Forschergruppe um Scott Jasechko von der University of California in Santa Barbara und Hansjörg Seybold von der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich berichtet, dass die Grundwasserpegel weltweit immer schnell sinken. Grundwasser ist das wichtigste Süßwasser-Reservoir für die Menschheit überhaupt. Die Wissenschaftler werteten die Daten von 170 000 Messreihen aus.
“Dass die Vorkommen schrumpfen, hat uns nicht überrascht”, resümiert Seybold. “Aber das Tempo, mit dem die Pegel seit dem Jahr 2000 sinken, hat uns schockiert.”
Versalztes Grundwasser, gefährdete Küstenregionen
Erschöpft die Menscheit die überlebenswichtigen Vorräte weiter so, erwüchsen aus der Rücksichtslosigkeit komplexe Gefahren, warnen die Forscher. Naheliegend sind der Mangel an Wasser zum Trinken und für die Bewässerung. Ebenso wie das Austrocknen von Seen und Flüssen. Darüber hinaus könnte in den Küstenregionen das Grundwasser versalzen und somit ungenießbar werden. Und sich dort zudem die Böden senken. Bei steigenden Meeresspiegeln infolge der Erderhitzung würden die Regionen dann noch schneller überspült. Schließlich könnten Konflikte ums Wasser häufiger eskalieren.
Noch hätten wir Menschen es allerdings in der Hand, das Schlimmste abzuwenden, verbreiten die Forscher Hoffnung. Vor allem durch zügige, geeignete politische Gegenmaßnahmen.
Ruf nach raschen Maßnahmen gegen den Wassernotstand
Als Beispiel führt Seybold den Genfer Grundwasserleiter in der Grenzregion zwischen der Schweiz und Frankreich an. Weil die Gemeinden auf beiden Seiten das Reservoir jahrzehntelang unkoordiniert über Gebühr anzapften, versiegten immer mehr Brunnen. Dann einigten sie sich darauf, den Aquifer per künstlicher Zufuhr von Wasser aus dem Flüsschen Arve aufzufüllen. Der Erfolg: Der Pegel hat sich seither nachhaltig stabilisiert.
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