Neues Normal: Wasserknappheit in Deutschland

Volle Flüsse, Seen und Talsperren – Dürre und Hitze lassen das gewohnte Bild verblassen. Was Verbände gegen die Wasserknappheit tun wollen.

Sommerliche Wasserknappheit auf dem Rhein: Für die Schiffe bleibt nur eine schmale Fahrrinne
Der Rhein im Sommer Wasserknappheit auch in Deutschlands wichtigstem Fluß Bild: Pixabay

Es ist eine Verzweiflungstat: Damit wenigsten Klospülung und Abwassersysteme infolge extremer Wasserknappheit noch funktionieren, mischen Montevideos Behörden dem Leitungsnass steigende Mengen salzigem Meerwasser bei. Trinken kann man es nicht mehr. Um die 1,7-Millionen-Einwohner der der uruguaischen Hauptstadt dennoch mit Trinkwasser zu versorgen, bohren die städtischen Wasserversorger in aller Eile Grundwasserbrunnen. Doch diese Reserven, das ist absehbar, werden ebenfalls bald erschöpft sein.

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Grundwasserbrunnen gegen die Wasserknappheit

Eine seit Jahren anhaltende Dürre und ungehemmte Entnahme aus zwei Stauseen durch die Landwirtschaft haben das Fiasko herbei geführt. Noch befindet sich Deutschland bei weitem nicht in einer vergleichbaren Krise. Damit sie sich möglichst auch nicht einstellt, mahnen vier Wasserverbände in einem gemeinsamen Positionspapier, den Umgang mit Wasser hier zu Lande grundlegend zu ändern.

Ihre wichtigste Botschaft: Die jahrzehntelange Gewissheit, dass Wasser jederzeit und an jedem Ort in genügenden Mengen bereit steht, gilt nicht mehr. Einschränkungen und bewusster Umgang mit dem unersetzlichen Lebensmittel sind geboten und das neue Normal. Sonst drohen auch hier Konflikte ums Wasser zu eskalieren.

Gießen verboten wegen der Wasserknappheit vielerorten

Vor allem im Nordosten und im Süden des Landes haben Rekordtemperaturen und ausbleibender Niederschlag die Böden bis in 1,8 Meter Tiefe ausgetrocknet (siehe Grafik unten). Das verdeutlicht der Dürremonitor des Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung. Schon schränken Landkreise das Gießen von Gärten und die private Entnahme von Wasser aus Bächen ein.

Die Grafik zeigt: Je röter die Farbe, umso extremer die Wasserknappheit in einer Region
Deutschland trocknet aus Je röter die Farbe, umso krasser die Dürre
Grafik: UFZ-Dürremonitor/Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung

Entsiegelung und Fernleitungen als Gegenmaßnahmen

Um einen Notstand wie am Rio de la Plata gar nicht erst eintreten zu lassen, schlägt das Verbandsquartett weitgehende Maßnahmen vor. Dazu gehört, Wasser nach Möglichkeit lokal zu speichern und ins Grundwasser versickern zu lassen, statt es großräumig zu sammeln und wegzuleiten. Flächen müssten entsiegelt, land- und forstwirtschaftliche Böden wieder ihre wasserspeichernde Funktion bekommen und urbane Zentren zu sogenannten Schwammstädten umgebaut werden, die Wassereserven ansammeln.

Ähnliche Vorschläge gegen Wasserknappheit finden sich auch in der nationalen Wasserstrategie der Bundesregierung von Mitte März dieses Jahres. Zu den 80 Maßnahmen gehört der Aufbau eines Fernleitungsnetzes, über das im Ernstfall Wasser aus nassen in trockene Regionen fließen kann. Überdies will Berlin die Einleitung gefährlicher Stoffe ins Grundwasser spürbar reduzieren.

Immer mehr gefährliche Rückstände im Wasser

Die Regierung liegt damit auf einer Linie mit den Wasserversorgern. Sie messen immer höhere Belastungen mit Pestiziden, Rückstände von Medikamenten sowie von Zusatzstoffen in Lebensmitteln und Kosmetika. Weil die Chemikalien teils erhebliche Gesundheitsrisiken bergen, verschärft der Gesetzgeber die erlaubten Grenzwerte. Doch das Herausfiltern verschlingt viel Geld, wodurch die Wassergebühren steigen. Und die Techniken verbrauchen viel Energie – schlecht fürs Klima.

Wutbürger gegen Google

Wie sehr Wasserknappheit Konflikte schürt, lässt sich gerade in Montevideo beobachten. Dort und anderswo im Land gehen erzürnte Bürger gegen die Absicht der Regierung auf die Straße, dem Internet-Giganten Google im Süden Uruguays den Bau eines riesigen Datenzentrums zu erlauben. Die Server darin müssten Berechnungen zufolge täglich mit 7,6 Millionen Litern Trinkwasser gekühlt werden. Mit der Menge könnten die Versorger alternativ den täglichen Wasserbedarf von 55 000 Menschen decken.

Mehr: elpais rnd guardian

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