Krähen – Warum sie für viele Stadtbewohner zur Plage werden

In Hitchcocks Film “Die Vögel” werden sie zur tödlichen Gefahr, im Mittelalter galten sie als Symbol des Todes. Jäger hassten sie als Nesträuber. Den modernen Stadtbewohnern sind lästig, weil sie meist in Gruppen erscheinen, laut sind und Autos sowie Balkone vollkoten. Manchmal hilft nur noch der Falkner.

Krähen im Park Geschützte Plagegeister (Alexas_Fotos/pixabay)

Sie verbreiten sich in Bäumen von Kindertagestätten, auf Friedhöfen, in Wohnsiedlungen. Fast immer treten sie in Schwärmen auf. Fünfzehn Nester in einem Baum sind keine Seltenheit. Ihre Heimatliebe ist legendär. Wo sie einmal sind, lassen sie sich ungern vertreiben. Ihr Lärm ist kaum erträglich. Kleinkinder kommen nicht zur Mittagruhe. Aber auch erwachsene Stadtbewohner geraten bei der Dauerbeschallung unter Stress. Dazu kommen die Verunreinigungen. Grabsteine, Autos, Schwimmbecken – nichts ist vor der Verkotung der Krähen sicher. Auch das oft beobachte Zerhacken von Jungvögeln trägt nicht zur Beliebtheit des schwarzen Vogels bei.

In der Regel sind es die Saatkrähen, von denen sich die Städter gestört fühlen. Elstern, Dohlen, Eichelhäher oder Raben verbreiten sich gleichmäßiger über das Stadtgebiet oder bilden kleinere Kolonien. Saatkrähen leben hingegen gern nah beieinander. Sie gedeihen prächtig in den Städten dank des Abfalls und des fehlendem Jagddrucks. Vogelkundler gehen jedoch davon aus, dass sich die Populationen während der vergangenen Jahrzehnte nicht vermehrt haben. Sie sind nur sichtbarer, weil sie ihre Habitate in die Nähe der Menschen verlegt haben.

Lärm ab halb fünf

Berühmt-berüchtigt ist die Kolonie im bayrischen Unterhaching. Dort wohnen dutzende Saatkrähen in Bäumen einer dichtbebauten Wohnanlage und fühlen sich gerade wegen der vergleichsweise hohen Wohnblöcke vor Wind und Raubvögeln geschützt. Über fünfzig Nester haben die Anwohner ausgemacht. Das Gekrächse gehe manchmal schon um halb fünf in der Frühe los, beklagen sich die Unterhachinger. Geschlossene Fenster brächten wenig Hilfe. Auf die Beschwerden der Bewohner reagierten die Behörden zurückhaltend und verwiesen darauf, dass die Tiere unter Naturschutz stünden.

In Wolmirsleben bei Magdeburg, wo sich eine Saatkrähenkolonie etabliert hatte, zeigten die Messgeräte auf einem Kindergarten-Gelände Dauerlautstärken von 70 Dezibel an. Hier waren die Behörden verständnisvoller und hatten nach der Brutzeit die Zerstörung der Nester durch die örtliche Feuerwehr per Wasserstrahl genehmigt. Nun wollen Bürger und Gemeinderat die Krähen auch vom Friedhof vertreiben.

Nicht immer gelingt die Vergrämung. Oft weichen die Krähen in benachbarte Gebiete aus und das Problem verlagert sich nur. Meist trifft die Jagd die standorttreuen Brüterpaare. Die Überlebenden rotten sich dann mit anderen Nichtbrütern zusammen. Da sie zur Brutzeit keine eigenes Nest zu versorgen haben und nach geeigneten Insekten suchen müssen, ernähren sie sich verstärkt von dem, was leicht zu ergattern ist wie Jungvögel, Vogeleier, Häschen oder Tierkadaver am Straßenrand. Bejagung erhöht daher eher Verluste unter schützenswerten Arten. Und sie treibt die Vögel noch mehr in die Nähe der Menschen, wo Bejagung nicht möglich ist.

Im schweizerischen Freiburg war allerdings der Einsatz von Falken zumindest ein vorübergehender Erfolg. Dort hatten vierhundert Krähen sich in einem Park eingenistet und mit ihrem Lärm die Erholungsuchenden gestört. Tägliche Besuche eines Falkners über zwei Monate hinweg vergraulten fast alle Krähen. Nach der Aktion kamen abends nur noch ein Dutzend Vögel zum Schlafen. Beschwerden aus Nachbargemeinden über massive Zuzüge von Krähen gab es nicht. Unklar ist jedoch, ob in Zukunft die Besuche des Falkners nicht regelmäßig wiederholt werden müssen.

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