Landwirte: Belohnung für ökologisches Wirtschaften

Nach langem Hickhack verständigten sich Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) und Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) darauf, die EU-Agrargelder stärker nach Umweltkritierien zu verteilen. Kritikern geht die Agrarwende dennoch zu langsam voran.

Strohballen auf abgeerntetem Feld
Abgeerntetes Feld Mehr Geld für Bauern, die auf Pestizide verzichten, soll Agrarwende voran bringen
Foto: jplenio on Pixabay

Im Ringen, Landwirtschaft künftig so zu betreiben, dass sie Ernährung sichert und den Bauern ein anständiges Einkommen bietet, ohne jedoch die Natur zu zerstören, erweist sich der Fortschritt wieder einmal als Schnecke. Immerhin: Der Kabinettsentwurf sieht laut Schulze vor, von 2023 an gut eine der sechs Milliarden Euro, die Brüssel jährlich an direkten Agrarsuventionen überweist, für eine umweltgerechtere Landwirtschaft als heute auszuschütten.

Belohnung für das Anlegen von Brachen und eine vielfältigere Fruchtfolge

“Die Zeiten, in denen Steuermittel für die Landwirtschaft weitgehend ökologisch blind als Flächenprämien verteilt wurden, gehen dem Ende zu”, lobt sich die Ministerin.

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Stattdessen hat die Regierung einen Katalog an Umweltleistungen aufgestellt, für die die Landwirte EU-Fördergelder abrufen können. Belohnt wird zum Beispiel das Anlegen von Brachen, eine vielfältigere Fruchtfolge oder der Verzicht auf Pestizide.

Grüne Künast will Umstellung auf 100 Prozent Gemeinwohl

Zudem fördert der Bund künftig verstärkt Maßnahmen zum Umstieg auf eine nachhaltige, Klima schonende Landwirtschaft, den Bau tiergerechterer Ställe und den Ökolandbau. Rund 100 Millionen Euro sollen dafür im nächsten Jahr an die Bauern fließen, die sich entsprechend engagieren.

Der Plan ist weit weg von dem Ziel, das die Grünenpolitikerin Renate Künast jüngst im Greenspotting-Interview ausgegeben hat. Bei einer Regierungsbeteiligung nach der Bundestagswahl im September wolle ihre Partei “die europäische Agrarpolitik zu 100 Prozent auf Gemeinwohl bringen”, kündigte die frühere Bundeslandwirtschaftsministerin darin an.

Bauernverbands-Präsident warnt vor Einkommensverlusten

Der Reflex der Bauernfunktionäre auf die zaghafte Agrarwende fällt vorhersehbar aus. Die zusätzlichen Einkünfte der Landwirte könnten durch die Neujustierung der Förderung um 40 Prozent sinken, malt der Präsident des Deutschen Bauernverbands, Joachim Rukwied, gleich ein besonders düsteres Bild. Christian Rehmer hingegen, Agrarexperte des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) gehen die Pläne nicht weit genug. Für echten Klima- und Naturschutz griffen sie zu kurz, kritisiert er und fordert: “Der Bundestag muss nachbessern, zum Beispiel mehr Geld für Ökolandbau einplanen.”

Flüsse wegen Überdüngung in bedenklichem Zustand

Dass mehr geschehen muss, unterstreicht das Umweltbundesamt (UBA) in einer jüngsten Mitteilung. Gerade einmal sieben Prozent der deutschen Flüsse seien “in einem guten ökologischen Zustand”, warnt die Behörde. Als Hauptursache machen die Experten aus, dass viele Landwirte ihre Felder und Äcker immer noch überdüngen. Um die Gewässerqualität zu verbessern, rät die Behörde, ökologische Leistungen wie Gewässerrandstreifen und eine naturnahe Bewirtschaftung zu honorieren.

Hilfe beim Umstieg kommt aus der Forschung. Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Agrartechnik und Bioökonomie in Potsdam haben eine computergesteuertes System entwickelt, das es den Landwirten ermöglicht, ihre Böden zielgenau mit Nährstoffen zu versorgen. Der Effekt: Höhrere Ernteerträge – niedrigere Düngekosten.

Mehr: RND

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