Märkische Wälder erholen sich nach Bränden schneller als erwartet

Nach den verheerenden Bränden im vergangenen Dürresommer scheinen sich die Wälder im Eiltempo zu erholen. Die Pflanzenvielfalt ist dabei höher als zuvor.

Verbrannter Nadelwald in Brandenburg Erholung nach Bränden schneller als befürchtet (Andreas Bauer/Universität Potsdam)

Die schlechte Nachricht: Nach über 500 Bränden schätzt das Umweltministerium in Potsdam die Höhe der Schäden auf 11 bis 14 Millionen Euro. Darin sind die Kosten für Aufforstung nicht enthalten. Den Flammen fielen 1411 Hektar Wald zum Opfer. Das ist dreimal so viel wie im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Schlimmer hatten die Wälder nur im Jahre 2018 gebrannt. Damals brannten in Brandenburg 1664 Hektar.

Die gute Nachricht: Aus der Asche sprießt das Neue. Selbst Biologen staunen, wie schnell sich der Wald regeneriert. Nach den verheerenden Bränden 2018 hatten Wissenschaftler verschiedener Brandenburger Forschungseinrichtungen das Projekt Pyrophob ins Leben gerufen. Es untersucht an verschiedenen Brandstellen, wie Natur die verbrannten Flächen zurück erobert. Auf Flächen, auf denen es zuletzt vor drei Jahren gebrannt hatte, haben sich inzwischen bis zu vier Meter hohe Zitterpapeln angesiedelt. Auch kleine Birken sind bereits zu finden. Beide Bäume gelten als Pionierpflanzen. Nach dem Krieg siedelten sie häufig als erste auf den Trümmergrundstücken.

ANZEIGE

Zartes Grün auf verbrannter Fläche

Besonders erfreulich: Selbst auf den Flächen, die sowohl 2018 dem Feuer zum Opfer fielen und in diesem Jahr wieder, überlebten die Wurzeln der Zitterpalmen. Nur wenige Wochen nach dem Zweitbrand breitete sich wieder zartes Grün aus. Bis zu einem Meter hoch sind die Zitterpalmen auf der Zweitbrandfläche. Die Espe, so eine weitere Bezeichnung für Populus tremula, ist enorm widerstandsfähig gegenüber Waldbränden. Und sie ist in Lage, die Nährstoffe aus frisch gebranntem Boden optimal zu verwerten. Dabei wurden die Zitterpappeln auf dem Brandforschungsgelände nicht einmal von Menschenhand ausgesät. Die Forscher haben bewusst Flächen sich selbst überlassen. Aber Flugstrecken von mehr als eineinhalb Kilometer sind für Pappel-Samen kein Problem.

Die Kiefer – in Brandenburg landschaftsprägend – kann da nicht mithalten. Die langen harzigen Nadeln ziehen das Feuer geradezu an. Ihre Samen fliegen nur bis 60 Meter weit. Für weitere Strecken brauchen Kiefern – ebenso wie Eichen – Tiere, die die Samen fressen und an anderer Stelle ausscheiden. Die wenigen Kiefern, die so im Forschungswald ausgesät wurden, sind gerade einmal 60 Zentimeter hoch. Und keine Kieferwurzel, kein Kiefersamen hatte die vergangenen Brände überlebt.

Am besten nichts tun!

Die Forscher sind mit den verbrannten Waldflächen unterschiedlich umgegangen. So gab es eine Fläche, die sich selbst überlassen wurde. Eine andere wurde freigeräumt und umgepflügt. Eindrucksvoll: Auf der unberührten Fläche mit angekokeltem Totholz ist die Pflanzenvielfalt doppelt so hoch wie auf der umgepflügten Fläche. Und sie ist höher als vor dem Waldbrand.

Die Brandschäden in Brandenburg sind Ergebnis der Kiefern-Monokultur. Daran lassen die bisherigen Beobachtungen der Forscher keinen Zweifel. In dem Bundesland ist die Forstwirtschaft ganz auf Kiefernkultur und -verwertung eingestellt. Mehr als zwei Drittel aller Bäume in Brandenburg sind Kiefern. Die Kiefer kommt gut zurecht mit dem trockenen, sandigen Boden der Mark. Vor allem ist das Holz gut zu verwerten, zum Beispiel von der Möbelindustrie. Mit dem weichen Pappelholz kann die Forst- und Holzindustrie hingegen wenig anfangen.

Ende der Monokultur

Jetzt überlegen Politiker und Waldbesitzer, wie sie den brandenburgischen Forst zukunfts- und feuerfest machen. Ganz auf die Kiefer will so gut wie keiner verzichten. Aber die Tage der Kiefern-Monokultur in Brandenburg dürften gezählt sein. Sie wird damit leben müssen, neben Zitterpalmen und Birken zu stehen. Wahrscheinlich wird es ihr gut tun.

Mehr: TAZ, RBB

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*