Grüner Reisen: Bahn ersetzt Diesel durch Wasserstoff

Auf fast 40 Prozent ihres Streckennetzes bringt die Deutsche Bahn ihre Passagiere noch per Diesellok ans Ziel. Jetzt stellt der Konzern mit Hersteller Siemens einen Zug vor, der mit Wasserstoff fährt. Ein Schritt Richtung emissionsfreiem Personenverkehr.

Wasserstoff-Zug Mireo Plus H bei der Präsentation im Siemens-Bahnwerk Krefeld
Wasserstoff-Zug Mireo Plus H von Siemens Reichweite von 800 Kilometern Foto: Siemens Mobility

Bis 2040 will die Bahn klimaneutral sein – so das selbst gesteckte Ziel. Zum Programm gehört die sukzessive Stilllegung aller Dieselloks, die Stecken befahren, die noch nicht elektrifiziert sind, oder wo Stromleitungen auf Grund der Topografie ungeeignet sind. Eine Alternative, Batterietriebwagen, produziert vom französischen Bahntechniklonzern Alstom, stellte die Bahn schon Anfang des Jahres vor. Jetzt folgte für größere Entfernungen die Präsentation eines ersten Wasserstoff-Zugs im Krefelder Bahnwerk von Siemens Mobility.

Das Auftanken mit Wasserstoff dauert 15 Minuten

Im Gegensatz zu den neu entwickelten E-Zügen, deren Akkus spätestens nach 150 Kilometern zum Aufladen an die Steckdose müssen, kommt der Mireo Plus H mit einer Tankfüllung 800 Kilometer weit. Bei flottem Tempo 160. Wichtig für die reibungslose Intergration in den Fahrplan und die Wirtschaftlichkeit: Dank eines speziellen Zapfsystems ist der Tank des Triebwagens nach 15 Minuten vollständig gefüllt. Schneller geht es auch bei einer Diesellok nicht.

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Wichtig zudem: Die Energietochter der Bahn wird den Wasserstoff auf zwei Teststrecken in Bayern und Baden-Württemberg direkt mit Ökostrom aus einer Oberleitung gewinnen. Das macht ihn grün, sprich klimaneutral. Bewähren im regulären Fahrbetrieb soll sich die Technik vom nächsten Jahr an. Siemens Mobility-Vorstand Michael Peter ist vom Erfolg überzeugt und streicht heraus: “Jeder Zug kann über die Lebensdauer von 30 Jahren bis zu 45 000 Tonnen CO2 gegenüber entsprechenden Autofahrten einsparen.”

Noch verpesten 15 000 Dieselloks in Europa die Luft

Peter erwartet ein Milliardengeschäft für den Mireo. Denn in Europa ziehen immer noch 15 000 Dieselloks im Rangier-, Güter- und Personenverkehr Waggons über die Gleise. Für Deutschland taxiert das Bundesverkehrsministerium den Bedarf an Zügen mit alternativen Antrieben bis 2038 auf bis zu 2500 Exemplare.

Siemens setzt dabei auch auf den Verkauf des batterieelektrischen Pendants zu seinem Wasserstoff-Zug: den Mireo Plus B. Gerade hat der dänische Schienennetzbetreiber Midtjyske Jernbaner sieben der aus zwei Waggons bestehenden Hybrid-Züge bei den Münchnern bestellt. Sie schalten auf nicht-elektrifizierten Streckenabschnitten auf Batteriestrom um und sind so sehr flexibel einsetzbar.

Ukraine-Krieg treibt Wasserstoff-Kosten

Derzeit ist grüner Wasserstoff noch teurer als aus Erdgas gewonnener. Doch nach Ansicht des britischen Analystenhauses Aurora Energy Research nicht mehr lange. Schon Ende dieses Jahrzehnts, so ihre Prognose, könnte er kostengünstiger herzustellen sein.

Wenn der Ukraine-Krieg keinen Strich durch die Kalkulation macht. Das jedenfalls fürchtet Daniela Gerd tom Markotten, Vorständin für Digitalisierung und Technik bei der Bahn. “Durch die weltpolitische Lage wird grüner Wasserstoff noch teurer werden”, so ihre Sorge. Dennoch werde die Bahn keine Abstriche an ihren Plänen machen. “Wasserstoffzüge sind für die Deutsche Bahn ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität.“

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