Trotz Alpenüberquerung mehr als 1000 Kilometer Reichweite mit nur einer Batterie-Ladung

Da knallten in Stuttgart die Sektkorken: Bei seiner Jungfernfahrt hat der Vision EQXX von Mercedes-Benz 1008 Kilometer ohne Zwischenladen auf Normalstraßen zurückgelegt. Mit der Restladung hätten die Tester noch eine Spritztour von 140 Kilometern machen können.

Vision EQXX an der Côte d’Azur Über 1000 Kilometer unter schwierigen Bedingungen (Mercedes-Benz)

Der Trip startete in Sindelfingen, ging dann über die Schweizer Alpen nach Norditalien und weiter nach Cassis unweit von Marseille. Wetter und Verkehrsverhältnisse waren wie im wahren Leben. Die Technologie-Hoffnung von Mercedes-Benz fuhr bei Kälte und Regen los. Gerade mal drei Grad Celsius betrug die Temperatur im Schwabenland. Selbst im südfranzösischen Cassis war es nicht wärmer als 18 Grad. In Italien schien zwar etwas die Sonne. Gleichzeitig wehte dort aber ein leichter Wind.

Auch die Geschwindigkeiten lagen im Normalbereich. Auf den deutschen Autobahnen fuhr das E-Auto zeitweise mit 140 Stundenkilometer (km/h) auf der Überholspur. Die mittlere Geschwindigkeit lag bei 87 km/h. Der Durchschnittsverbrauch unterbot mit nur 8,7 kWh pro 100 Kilometer die kühnsten Hoffnungen der Mercedes-Entwickler. Die Fahrt wurde von einem unabhängigen Sachverständigen des TÜV begleitet. Die Ladesteckdose war versiegelt.

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Mercedes-Benz geht bei der Entwicklung des Vision EQXX von einem ganzheitlichen Ansatz aus. Nicht nur die Leistungsfähigkeit der Batterie wurde optimiert. Auch Antriebsstrang und Aerodynamik sind bis ins kleinste Detail darauf getrimmt, möglichst wenig Energie zu schlucken. So beträgt der Strömungswiderstand nur 0,17 cW. Die Hinterräder sind zum Beispiel so platziert, dass sie im Windschatten der Vorderräder rollen. Der Rollwiderstand der Räder setzt mit nur 4,7 Promille neue Rekordmarken. Zum Vergleich: Das aktuelle EU-Reifenlabel fordert für die Bestwertung in der Klasse A einen Rollwiderstand von 6,5 Promille.

Hohe Energiedichte

Darüber hinaus wendeten die Mercedes-Ingenieure ein konsequentes Leichtbaukonzept an, dass den Mut zur Lücke zum Konstruktionsprinzip macht. Im Heckboden gibt es deshalb an Stellen, an denen keine strukturelle Festigkeit notwendig ist, Lücken. Das eingesparte Material ermöglicht Gewichtsreduzierungen von bis 20 Prozent. Die Summe der Energieeinsparungen von 44 Prozent macht es möglich, dass der Vision EQXX für 100 Kilometer eben weniger als 9 Kilowattstunden (kWh) braucht. Andere Stromer benötigen in der Regel zwei Drittel mehr.

Ungewöhnlich ist auch auch die 100-kWh-Batterie. Sie verfügt über die hohe Energiedichte von 0,2 kWh pro Kilogramm. Deshalb ist sie um die Hälfte kleiner und ein Drittel leichter als vergleichbare Antriebsakkus. Trotz der hohen Reichweite wiegt sie nur 495 Kilogramm.

Källenius glücklich

Die Fahrt fand zwar unter Normalbedingungen statt, wurde aber von einem Team am Stuttgarter Stammsitz begleitet. Nicht nur die Projektmitarbeiter freuten sich als der Stromer in Cassis ankam und die Messgeräte eine Restreichweite von 140 Kilometern auswiesen. „Wir haben es geschafft! Wir sind mühelos mehr als tausend Kilometer mit einer einzigen Batterieladung und einem Verbrauch von nur 8,7 kWh/100 km unter realen Verkehrsbedingungen gefahren“, sagte Mercedes-Benz-Chef Ola Källenius. Der Vision EQXX sei der effizienteste Mercedes, der jemals gebaut wurde. Das Technologieprogramm, das dahintersteht, markiert nach Meinung von Källenius einen Meilenstein in der Entwicklung von Elektrofahrzeugen.

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