Volkswagen bläst zur Elektro-Offensive

Nach den Achtungserfolgen des Elektro-Modells ID.3 drückt VW-Vormann Herbert Diess noch stärker auf die Tube beim Umbau des Konzerns. Die Wolfsburger wollen sechs Giga-Fabriken für den Batteriebau hochziehen und einen Einheitsakku entwickeln.

VW-Chef Herbert Diess Neue Batterien, neue Akku-Werke und radikaler Ausbau des Ladenetzes (Foto: VW)

Auf dem heutigen Power-Day stellte Diess mit weiteren Konzernmanagern die Akku-Strategie des Konzerns vor. Statt wie bisher angekündigt nur zwei Giga-Factories baut Volkswagen sechs Batteriewerke in Europa, Bis zum Ende des Jahrzehnts sollen die Fabriken Zellen mit einer Gesamtenergie von 240 Gigawattstunden pro Jahr herstellen. Die ersten Werke sind in Salzgitter und im nordschwedischen Skellefteå mit je 40 Gigawattstunden geplant. Für die beiden Standorte galten bislang die Zielwerte von nur 16 und 14 Gigawattstunden. Loslegen soll die Produktion der neuen Einheitsbatterien im übernächsten Jahr im schwedischen Werk. VW wird den Standort zusammen mit dem Akku-Hersteller Northvolt betreiben. Für Salzgitter ist die Eröffnung 2025 geplant.

2030 sollen in Europa 70 Prozent – statt wie bislang geplant nur 30 Prozent – der von der Kernmarke VW gefertigten Wagen als Stromer fahren. Um die E-Mobilität nach vorne zu bringen, will Diess die Kosten der Batterieherstellung für das Einstiegsegment halbieren und im Volumensegment um bis zu 30 Prozent vermindern. Wichtigster Hebel dazu ist die geplante Einheitszelle. Sie soll die bisherige Vielzahl von Zelltypen ablösen. Schon 2023 werden die ersten Standardzellen entstehen. Bis 2030 soll sie in 80 Prozent aller E-Autos des Herstellers verwendet werden.

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Weil etwa zwei Drittel der Kosten aus der Zellchemie kommen, werden die Wolfsburger künftig auch auf diesem Gebiet aktiv. Die Zellen für die Massenmodelle kommen in Zukunft mit weniger Nickel und ohne Kobalt aus. Der Konzern will im Durchschnitt die Kosten für Batteriesysteme auf deutlich unter 100 Euro pro Kilowattstunde senken.

Laden in zwei Richtungen

Vor allem will VW sich beim Ausbau der Infrastruktur für das Laden engagieren. Für Deutschland und Großbritannien hat der Autobauer mit dem Energieriesen BP, für Italien mit Enel und für Spanien mit Iberdrola eine Zusammenarbeit geplant. Die Partner wollen bis 2025 die Anzahl der Schnellladesäulen auf 18 000 verfünffachen. Nach Darstellung der beteiligten Firmen würde das Angebot etwa ein Drittel der notwendigen Schnelllade-Infrastruktur abdecken.

E-Vehikel aus dem VW-Konzern sollen darüber hinaus dazu beitragen, die Stromversorgung zu sichern. Regenerativer Strom aus der Solaranlage kann künftig im Fahrzeug gespeichert und wieder in das Netz zurückgeleitet werden. Die Modelle der sogenannten MEB Elektro-Plattform werden schon ab dem nächstem Jahr in der Lage sein, das Laden in zwei Richtungen zu unterstützen. Auf dem Power-Day wurde darauf hingewiesen, dass die Energie für 200 Kilometer Reichweite dem Stromverbrauch eines Durchschnittshaushaltes über fünf Tage entspricht.

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