Welche gut verdienenden Konzerne EU-Agrargelder einstreichen

Gedacht sind die Milliarden aus Brüssel für Landwirte und die Klimarettung. Jetzt enthüllt eine Auswertung: Auch Lebensmittelkonzerne kassieren kräftig Agrargelder.

Viele Millionen Euro Agrargelder fließen an profitable Lebensmittelkonzerne - ein klare Fehlsubvention
Zuckerrübenernte Die Mannheimer Südzucker AG nahm 14 Millionen Euro Agrargelder ein Bild: Wolfgang Ehrecke/Pixabay

Über den EU-Agrartopf subventionieren Europas Steuerzahler auch profitable Konzerne jenseits des eigentlichen Landwirtschaftssektors. Das enthüllt eine Auswertung der Recherchekooperation Correctiv auf Basis der Datenbank “Farmsubsidy“. Das meiste Geld aus dem Agrartopf der EU strich hierzulande in den Jahren 2014 bis 2021 die Mannheimer Südzucker AG ein: Jahresumsatz 7,6 Milliarden Euro. Ihr flossen rund 14 Millionen Euro Agrargelder zu.

Agrargelder flossen etwa an Südzucker und FrieslandCampina

Mit zwölf Millionen Euro profitierte die FrieslandCampina Germany, deutsche Tochter des gleichnamigen niederländischen Molkereiriesen, zu dessen Marken “Landliebe”, “Chocomel” und “Tuffi” gehören. Weitere zehn Millionen Euro sicherte sich der Mutterkonzern in anderen europäischen Ländern.

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Gut 450 Milliarden Euro hat Brüssel in dem untersuchten Zeitraum ausgeschüttet – rund ein Drittel des gesamten EU-Budgets. Nach Frankreich und Spanien erhielt Deutschland mit 53 Milliarden Euro das meiste Geld. Es floss an mehr als 400 000 Empfänger. Allerdings sehr unterschiedlich. Das oberste Prozent der Begünstigten strich ein Viertel des Betrags ein.

Zu den Empfängern gehören Aldi Nord und das Logistikunternehmen Fiege

Zu den fragwürdigen Großempfängern zählt zum Beispiel das zur global operierenden Fiege-Logistikgruppe gehörende Gut Darß in Mecklenburg-Vorpommern. Zwölf Millionen Euro bekam es für Umweltmaßnahmen und an Direktzahlungen überwiesen. Weitere Millionen flossen für Ackerflächen an Fiege. Zum Imperium des Unternehmens gehören noch mindestens zwei weitere Agrarhöfe. Weitere kritisch beäugte Investoren, die sich am Agrartopf bedienen, sind der Lebensmittel-Discounter Aldi Nord und die Lindhorst-Gruppe. Sie betreibt unter anderem Seniorenresidenzen und macht Immobiliengeschäfte.

Belohnte Tierquälerei

Unter den Top 100-Subventionsempfängern befinden sich laut Correctiv auch Betriebe, die mit Tierquälerei Schlagzeilen machten. Etwa die Agrargenossenschaft Neuzelle in Brandenburg, wo Mitarbeiter lebende Ferkel brutal totgeschlagen haben sollen. Ein im Netz zu findendes Video soll die Quälerei dokumentieren.

Aber nicht nur in Deutschland wirft die Verteilung der Agrargelder Fragen auf. Spaniens Stierkampf-Industrie kassiert beispielsweise ebenfalls Jahr für Jahr Millionen Euro Steuergeld aus dem EU-Agrartopf. Ende nicht in Sicht.

Mehr: correctiv sz

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