Betreiber von Biogas-Kraftwerken zittern wegen drohender Insolvenz des Biogas-Lieferanten bmp: Kritik an EnBW

Die Betreiber von Biogas-Kraftwerken gruselt es vor der Erinnerung an die Schieflage des Düsseldorfer Gashändlers Uniper. Denn jetzt droht auch ihnen der Brennstoff auszugehen, weil einem führenden Lieferanten, diesmal dem Münchner Biogas-Händler bmp, die Insolvenz droht. Mit in der Kritik: der baden-württembergische Energiekonzern EnBW.

EnBW-Zentrale in Karlsruhe: Baden-württembergischer Energieries stiehlt sich aus Verantwortung für Versorgungsprobleme durch drohende Insolvenz des Münchner Biogas-Lieferanten bmp (Foto: EnBW)

Die Masche bei Rohstoff- und Energiehändlern ist immer die gleiche: Sie schließen mit ihren Käufern langfristige Verträge zu festen Preisen ab, decken sich selbst aber immer nur kurzfristig ein, weil die Preise hier in der Regel niedriger sind. Die Differenz ist ihr Gewinn. Doch wehe, die kurzfristigen Preise steigen über die langfristigen, die die Kunden bezahlen. Dann muss der Händler sich teurer eindecken, als er mit seinen Kunden vereinbart hat, und schlittert ganz schnell in die Zahlungsfähigkeit. So passierte es im vergangenen Jahr dem Düsseldorfer Gashändler Uniper, der viele deutsche Stadtwerke versorgt und deshalb mit zig Milliarden Euro vom Staat gerettet wurde. Der Erinnerung daran wird jetzt wieder wach – durch die drohende Insolvenz der Münchner bmp greengas GmbH, des führenden europäischen Biogas-Händlers. Auch ihm droht, durch ähnliche Geschäftspraktiken wie bei Uniper, das Geld auszugehen, und den Biogas-Kraftwerksbetreibern, darunter Stadtwerken, der Brennstoff zu fehlen.

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EnBW wehrt Forderungen ab

Fragt sich nun, wer verhindern könnte, dass Abnehmer leer ausgehen beziehungsweise Produktionsanlagen ohne Energie dastehen – es sei denn, sie zahlen bmp mehr, als sie müssten. Denn bmp ist ein Ableger des Karlsruher Energiekonzerns EnBW, der zu 47 Prozent dem grün-schwarz regierten Bundesland Baden-Württemberg gehört. Der aber sieht sich nicht in der Verantwortung, der strauchelnden Tochter zu helfen, wie dies die Bundesregierung bei Uniper tat.

Auf Anfrage des Norddeutschen Rundfunks teilte EnBW mit, man habe keine Handhabe gehabt, das Schutzschirmverfahren (eine Form der Insolvenz) bei bmp zu verhindern. EnBW habe bmp “wirtschaftlich ganz erheblich unterstützt, um ein Insolvenzverfahren abzuwenden” und das Unternehmen mit “liquiden Mitteln im unteren dreistelligen Millionenbereich” ausgestattet. Dies habe die Lage aber nicht wesentlich stabilisiert. Bmp habe die “drastischen Verwerfungen” auf dem Biogasmarkt nicht beheben können. Die Stuttgarter Landesregierung will sich dazu erst gar nicht äußern und erklärt, die Vorgänge beträfen das operative Geschäft von EnBW, das man grundsätzlich nicht kommentiere, so ein Sprecher.

Vorwürfe an grün-schwarze Landesregierung

Der Verband der kommunalen Unternehmen (VKU) kritisiert die Passivität von EnBW und der Landesregierung scharf und zweifelt an der Glaubwürdigkeit politischer Absichtserklärungen zur Energiewende.  Wenn fast zeitgleich mit der Biogas-Strategie der Wille manifestiert wird, „das Potenzial von Biogas als klimaneutrale, speicherbare und somit flexibel einsetzbare Energiequelle noch besser auszuschöpfen“, wie es in einer Pressemitteilung der Landesregierung heiße,  und zeitgleich der landeseigene Konzern EnBW bei positiven Konzernergebnissen eine eigene Biogas-Gesellschaft in ein Schutzschirmverfahren schicke, so VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing, dann stelle sich die Frage, wie ernst die treuherzigen Biogas-Beteuerungen aus der Politik gemeint seien.

“Wir hätten von einem öffentlichen Unternehmen erwartet, dass es Verantwortung übernimmt und verhindert, dass überhaupt eine solche Situation entsteht“, so der VKU-Chef. Den Schaden hätten jetzt unter anderem auch Stadtwerke. In Fall einer Kommune mit rund 30.000 Einwohnern im Regierungsbezirk Stuttgart, die auf klimafreundliches Biogas gesetzt habe, müsse der Kämmerer nun mindestens zwei Millionen Euro mehr locker hinblättern, weil durch das Schutzschirmverfahren bmp laufende Verträge kippen kann. Laut VKU ist das kein Einzelfall.

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