Corona beschleunigt den Kohleausstieg

Es ist wenigsten ein kleiner Trost: Die gedämpfte Stromnachfrage wegen der coronabedingten globalen Konjunkturabschwächung begünstigt dauerhaft den Ausbau der Erneuerbaren. Und: Die zunehmenden Extremwetter bremsen das Wirtschaftswachstum – vor allem im Agrarsektor.

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Foto: herbert2512 on Pixabay

Mit teils überraschenden Erkenntnisse warten internationale Forscherteams unter Führung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) in zwei Studien auf. Die eine zeigt auf, dass die verheerende weltweite Corona-Pandemie Strom aus Wind- und Solarkraftwerken nicht nur vorübergehend attraktiver macht und so hilft, die CO2-Emissionen abzusenken. Die Pandemie habe vielmehr eine besonders günstige Gelegenheit geschaffen, den Trend zum Rückgang der Kohlenutzung unumkehrbar zu machen, schreiben die Wissenschaftler.

Sie erklären den Effekt mit den geringeren Betriebskosten der Erneuerbaren im Vergleich zu Kohlekraftwerken. Die Energieerzeuger würden diese zuerst zurückfahren, wenn die Nachfrage einbricht, während Windräder und Photovoltaik-Anlagen am Netz bleiben. Der Ausbau der Erneuerbaren werde zu einer dauerhaften Verdrängung führen.

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Globale CO2-Emissionen sinken

Und das global. Dank dieser Verschiebung im Stromerzeugungsmix sanken die globalen CO2-Emissionen des Stromsektors vergangenes Jahr um rund sieben Prozent; in Indien, den USA und Europa in einigen Monaten sogar um bis zur Hälfte. PIK-Direktor Ottmar Edenhofer zieht aus der Studie einen klaren Schluss: “Sie zeigt, dass es nicht nur ökologisch unverantwortlich, sondern auch ökonomisch sehr riskant ist, in fossile Energieträger zu investieren.“

Aktuelle Entscheidungen untermauern Edenhofers Einschätzung. So schließt Portugal zehn Jahre früher als geplant sein größtes Kohlekraftwerk – wegen Unwirtschaftlichkeit. Und selbst die tschechische Regierung, die lange eisern an dem dreckigen Energieträger festhielt, sagt sich langsam von ihm los.

In einer zweiten, zeitgleich veröffentlichten Studie entdeckte eine andere Arbeitsgruppe der Potsdamer ein weiteres verblüffendes Phänomen: Wo die Temperaturen infolge des Klimawandels täglich stärker schwanken als früher, sinken die Erträge der Landwirte. Das betrifft vor allem die Bauern in Regionen Südostasiens und Lateinamerikas, in denen die Temperaturen jahrein, jahraus relativ gleich waren. Sie haben große Schwierigkeiten, sich auf das ungewohnte Wetterchaos einstellen, berichten die Forscher. Zudem fehlten ihnen häufig die finanziellen Mittel zur Anpassung.

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