Erderwärmung und hohe Fangquoten lassen Fische schrumpfen

Landen bald nur noch Schrumpel-Fische auf unseren Tellern? Forscher finden heraus, warum Kabeljau, Seelachs und Hering stetig an Größe verlieren.

Frisch gefangener Kabeljau - die Fische verlieren seit Jahren an Größe
Frisch gefangener Fisch Die Exemplare werden immer kleiner Bild: Pixabay

Klimaforscher sind alarmiert. Nicht nur unsere Atmosphäre, sondern auch die Ozeane heizen sich bedrohlich auf. Der University of Maine zufolge erhöhte sich die durchschnittliche Oberflächentemperatur allein seit Anfang März um zwei Zehntel Grad Celsius. Offenbar beschleunigt sich der langfristige Trend – mit gravierenden Folgen für die Fische und unsere Ernährungsgrundlagen.

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Fische stoßen früher an ihr Wachstumsgrenze

Denn mit höheren Wassertemperaturen schrumpft die Größe wichtiger, kommerziell genutzter Fische beständig. Forscher wie Timothy Clark von der australischen Deakin University beobachten das Phänomen seit langem. Schon in den 40 Jahren vor 2008 hätten etwa in der Nordsee Kabeljau, Rotbarsch, Hering & Co. 16 Prozent an Durchschnittsgröße eingebüßt, so der Biologe. Im gleichen Zeitraum erwärmte sich die Nordsee um bis zu zwei Grad Celsius.

Doch lassen allein die höheren Temperaturen die Fische schrumpfen?

Fangquoten nach Gewicht verstärken den Effekt

Bisher galt als gängige Erklärung, dass die Tiere in wärmeren Gewässern deshalb früher an ihre Wachstumsgrenze stoßen, weil ihre Kiemen nicht schnell genug mitwachsen können, um den höheren Sauerstoffbedarf zu decken. Nach Langzeit-Experimenten hält Clark das für “nicht stichhaltig”.

Der Forscher hält einen anderen Effekt für relevanter. Unter warmen Bedingungen werden Fische früher geschlechtsreif und pflanzen sich dann lieber fort als ihre Energie in weiteres Wachstum zu stecken. Die Fischerei verstärkt laut der Studie diesen Effekt noch. Die Trawler-Kapitäne fangen bevorzugt mächtige Exemplare. Das fördert das Überleben von Fischen, die schnell heranreifen und sich früh vermehren – auf Kosten der Größe.

“Die Wiederherstellung gesunder Meere ist ein Schlüsselfaktor im Kampf gegen die Erderhitzung”

Peter Thomson, UN-Sekretär

Für die überfischten Weltmeere ist das eine schlechte Nachricht. Denn die Fangquoten richten sich nach dem Gesamtgewicht aller Fische. Wiegen die einzelnen Exemplare weniger, holen die Fischer immer höhere Mengen ein – die Bestände werden weiter dezimiert. Ein doppelter Schlag für die Spezies.

China ratifiziert Abkommen gegen den Raubbau

Jetzt flackert immerhin ein Hoffnungsschimmer auf. China, die mit einer geschätzten Flotte von mehr als 560 000 Schiffen mit Abstand größte Fischfang-Nation, hat angekündigt, ein Abkommen zu unterzeichnen, das den Raubbau in den Ozeanen zumindest mildern soll. Das von der Welthandelsorganisation (WTO) entwickelte Papier verbietet das Überfischen gefährderter Arten und die milliardenschwere heimliche Unterstützung illegaler und nicht regulierter Fischerei.

Stoppschild für illegale Fischerei

Damit das Abkommen in Kraft treten kann, müssen Zweidrittel der 164 WTO-Mitglieder ihm zustimmen. Alle EU-Staaten haben es bereits ratifiziert. China ist das 36 Land, das grünes Licht gibt. Die Hoffnung ist groß, dass jetzt zügig viele andere Länder dem Beispiel der Nummer eins folgen.

Sonst könnte es kritisch für Klimaschutz und das Überleben des Planeten werden, betont der zuständige UN-Sekretär Peter Thomson. “Die Wiederherstellung gesunder Weltmeere ist ein Schlüsselfaktor im Kampf gegen die Erderhitzung.”

Mehr: deakin.edu WEF

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