Investieren: Gerne mal in ein grünes Startup

Klar: Wer Geld anlegt möchte, dass es sich verzinst. Wenn auch die Umwelt profitiert, um so besser. Warum also nicht in ein grünes Startup investieren?

Frischer Käuterseitlinge im Dutzend - investieren in die nahe städtische Pilzfarm
Investieren in Kräuterseitlinge Aus der nahen Stadtfarm frisch auf den Tisch Bild: Peter Stanic auf Pixabay

Kräuterseitlinge, Shiitake und Austernpilze sind gesund und sehr umweltgerecht zu züchten. Finden jedenfalls Christian Vetter und Trevor Weiss, Gründer des Kölner Startups Pilzling. Und noch besser wäre es, so ihre Überzeugung, mitten in der Millionenstadt am Rhein eine unterirdische Pilzfarm zu haben, die Restaurants und private Genießer wöchentlich mit 500 Kilogramm frischer Pilze versorgt. Zugestellt per Lastenrad. Der Haken: Um die schöne Idee zu realisieren, braucht das Duo Menschen, die ihr Anliegen teilen und bereit sind, Geld darin zu investieren.

Investieren in Pilzfarm und aufgearbeitete Sneaker

Dabei hilft ein anderer Gründer. Ingo Dahm, der ebenfalls in der Domstadt 2018 den Risikokapitalgeber Capacura ins Leben rief. Auch der verfolgt einen besonderen Anspruch. Dahm wirbt um Investoren, die mit ihren Beträgen nicht nur eine Rendite für sich selbst erzielen wollen, sondern auch für die Umwelt und Gesellschaft. Impact Investing heißt das neudeutsch.

Neuer Trend: Impact Investment

Neben den Pilzlingen kümmert sich Dahm um 16 weitere Startups in seinem Portfolio. Eines reinigt Flüsse von Plastikmüll (siehe Video unten); ein anderes haucht kaputten Sneakern ein zweites Leben ein. Wer Spaß am Mitgestalten der Zukunft hat, muss mindestens 1000 Euro investieren. Auf welche Gründer er die aufteilt, ist seine Sache. Dahm weist zwar auf einen Wertzuwachs seines Portfolios von knapp 23 Prozent von Anfang 2018 bis Ende 2021 hin. Doch je nachdem, auf welches Startup man gesetzt hat, kann die Investition auch einmal komplett futsch sein.

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Grün investieren verzeichnet dynamisches Wachstum

Das Risiko tragen Anleger auch bei anderen Impact-Investing-Plattformen wie Ecoligo oder Bettervest, wo Interessenten allerdings teils schon mit 50 Euro einsteigen können. Eine Marktstudie der Bundesinitiative Impact Investing (BII) bezeugt ein dynamisches Wachstum dieses Anlagesegments. Knapp 39 Milliarden Euro flossen 2022 demnach in solche Assets. Allerdings ist nur ein Drittel des Betrags nach überprüfbaren Kriterien sauber klassifiziert.

Nachholbedarf in Sachen Transparenz

Heißt im Klartext: Bei der Transparenz herrscht Nachholbedarf. Um sie zu verbessern, hat die EU-Kommission vergangenes Jahr schärfere Beratungsregeln für als grün deklarierte Geldanlagen erlassen. Denn oft genug zeigt sich, dass Fonds die Gelder längst nicht so nachhaltig investieren wie vorgetäuscht. Die Gefahr von Greenwashing ist groß.

Grüne Startups wie der Kölner Dahm sie fördert, finden, vermutlich wegen des relativ hohen Risikos des Scheiterns, bisher noch viel zu wenig Investoren. Dabei steigt die Zahl der umwelt- und sozialbewegten Gründer hier zu Lande. Das geht aus dem Green Startup Monitor 2023 hervor.

Grüne Startups mit Finanzierungsproblemen

Demnach fallen schon 35 Prozent der Neulinge in diese Kategorie – ein Zuwachs um sechs Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Fast die Hälfte berichtet jedoch über Probleme bei der Finanzierung, gegenüber 34 Prozent bei nicht-grünen Unternehmen.

Dabei werden die Planetenretter dringend benötigt. Allein schon als Gegengewicht zur Groß-Finanzindustrie und Investmentsfonds. Denn die stecken das Geld der Anleger weiterhin allermeist in schmutzige Geschäfte. Das zeigt der aktuelle Report von sechs Nichtregierungsorganisationen (NGO) über deren Finanzgebaren. Ein Initiator ist Urgewald aus Deutschland.

Skandal: Billionen Dollar fließen in den Ausbau der Fossilen

Das erschütternde Ergebnis: In den sieben Jahren seit Abschluss des Pariser Abkommens zum Klimaschutz
finanzierten die 60 größten Privatbanken der Welt fossile Brennstoffe mit unfassbaren 5,5 Billionen US-Dollar. Vergangenes Jahr waren es erneut 673 Milliarden US-Dollar. Dabei hat die öl- und gasbasierte Ökonomie eigentlich keine Zukunft mehr – würden die Klimaziele ernst genommen.

“Banken müssen sich endlich von Energieunternehmen verabschieden, die nicht bereit sind, ihr zerstörerisches Geschäftsmodell grundlegend zu verändern.“

Katrin Ganswindt, Finanzexpertin Urgewald

An der Spitze der Schmutz-Finanziers stehen – was Wunder – vier US-Banken: JPMorgan Chase, Citi, Wells Fargo und Bank of America (siehe Grafik unten). Schlimmster hiesiger Sünder ist die Deutsche Bank auf Rang 31 (7,4 Milliarden Dollar). Das Frankfurter Geldhaus engagiert sich dem Report zufolge ganz besonders beim Bau von Terminals für Flüssiggas (LNG).

Nordamerikanische Banken dominieren bei der Finanzierung der weiteren Förderung von Kohle, Gas und Erdöl
Quelle: Banking on Climate Chaos 2023

Für Katrin Ganswindt, Finanzkampaignerin bei Urgewald gibt es nur eine logische Konsequenz aus dem Schlamassel. “Banken müssen sich endlich von Energieunternehmen verabschieden, die nicht bereit sind, ihr zerstörerisches Geschäftsmodell grundlegend zu verändern.“ Wie wär’s stattdessen mit einer Handvoll Dollar mehr für grüne Startups.

Mehr: impactinvestingdeutschland businessinsider bankingonclimatechaos

Dieter Dürand

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