Zu teuer: Hohe Preise schrecken Verbraucher vom Stromerkauf ab

Drei von vier Verbrennerfahrern würden sich kein E-Auto anschaffen, wenn ein Autokauf anstünde. Hauptgrund für die Skepsis der Verbraucher ist die Hochpreispolitik der Konzerne.

Familienwagen VW ID.Buzz Mit mehr als 70 000 Euro für viele Verbraucher zu teuer (Volkswagen)
Familienwagen VW ID.Buzz Mit mehr als 60 000 Euro für viele Verbraucher zu teuer (Volkswagen)

Bei einer Umfrage des NDR im Juni hatten 72 Prozent der Befragten angegeben, dass der hohe Preis für Elektroautos sie von der Anschaffung abhalte. Ähnlich hatten sich befragte Verbraucher in einer Umfrage der Automobilwoche und des Umfrageportals Civey geäußert, die vor wenigen Tagen erschien. Gefragt, was die Kaufentscheidung für einen E-Wagen positiv beeinflussen könnte, erwähnte mit 24 Prozent die größte Gruppe der Befragten ein besseres Preis-Leistungsverhältnis. Erst an zweiter Stelle folgte mit 21 Prozent eine besser ausgebaute Ladestruktur.

Tatsächlich sind die Preise für E-Autos deutlich teurer als für Verbrenner. Die Hochpreispolitik der Automobilhersteller macht es dem E-Auto schwer, Marktanteile zu gewinnen. Ein Familienvan wie der ID.Buzz von VW kostet mit Minimal-Ausstattung rund 65  000 Euro. Den Astra electric von Opel, E-Nachfolger des einstigen Volksautos Kadett, gibt es ab 45 000 Euro aufwärts. Für Verärgerung sorgte die Meldung, dass deutsche E-Autos in China zum Teil weniger als Hälfte wie im Heimatmarkt kosten. So zahlen Autokäufer für den ID.3 von VW in China nur 15 230 Euro – rund 25 000 Euro weniger als in Deutschland.

In China billiger

Dem Londoner Marktforscher JATO Dynamics zufolge sind die Preise für E-Autos in China zwischen 2015 und 2022 im Schnitt um mehr als die Hälfte gesunken. In China kostete ein Stromer 2015 umgerechnet noch 66 000 Euro. Zum vergangenen Jahr war der Durchschnittspreis auf 32 000 Euro gefallen. Die Entwicklung in Europa lief in die Gegenrichtung. 2015 kostet ein Stromer knapp 49 000 Euro, 2022 dagegen 56 000 Euro.

Darüber hinaus gibt es kaum einen entwickelten Gebrauchtwagenmarkt. Daran ist nicht zuletzt die Besteuerung der Dienstwagen schuld. Aus diesem Grund forderte vor wenigen Tagen Wiebke Zimmer, stellvertretende Direktorin der Berliner Denkfabrik Agora Verkehrswende, die Pauschalbesteuerung für Verbrenner-Dienstwagen zu ändern. Der Steuersatz für Verbrenner sollte von einem Prozent des Listenpreises auf 1,5 Prozent angehoben werden. Für Stromer hingegen sollten die gewohnten Steuervorteile noch einige Zeit erhalten bleiben.

Trend geht trotzdem zum Stromer

Dass Kauf und Betrieb von E-Autos schon nach wenigen zehntausend Kilometer meist günstiger sind, scheint die Autokäufer nicht zu überzeugen. Immerhin gaben bei der Befragung der Automobilwoche und Civey 61 Prozent an, dass es keinen Faktor gäbe, der ihre Skepsis beseitigen könne. Ähnlich verhielt es sich bei der NDR-Umfrage. 57 Prozent der Befragten konnten sich nicht vorstellen, ein E-Auto zu kaufen.

Tröstlich: Der Trend geht trozdem – wenn auch langsamer als erwartet – stabil und stetig zum elektrischen Antrieb. Im vergangenen Monat stieg die Zahl der zugelassenen E-Autos im Vergleich zum Vorjahresmonat um fast 70 Prozent. Von hundert neu zugelassenen Autos waren im Juli zwanzig vollelektrisch.

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