Aussies bauen weltgrößten Elektrolyseur und Wasserstoff-Stromspeicher für Flautezeiten

Mutiger Schritt: Südaustralien investiert 600 Millonen Dollar in einen Elektrolyseur und Wasserstoff-Stromspeicher, der zehnmal leistungsstärker ist als existierende Anlagen.

Aufgeständerte Solarmodule in der Wüste: Überschüssige Sonnenenergie soll per Elektrolyseur für Mangelzeiten einen Wasserstoff-Stromspeicher laden
Solarfeld in der Wüste Überschüssige Sonnenenergie soll per Elektrolyseur einen riesigen Wasserstoff-Stromspeicher füllen
Bild: David Mark auf Pixabay

Südaustralien mit der Hauptstadt Adelaide plagt immer öfter ein Luxusproblem: Zu viel Wind- und Solarstrom vor allem zur Mittagszeit. Es genügt, dass wie jüngst ein zentraler Strommast umknickt, über den die Überschuss-Elektrizität in andere Landesteile abgeleitet wird – schon droht das eigene Stromnetz zu kollabieren. Als Ausweg bleibt bisher nur, die erneuerbaren Energien kontrolliert abzuschalten. Unbefriedigend findet die Regionalregierung. Und errichtet für nahezu 600 Millionen Dollar einen Elektrolyseur und einen Wasserstoff-Stromspeicher, wie die Welt sie noch nicht gesehen hat.

Elektrolyseur und Wasserstoff-Stromspeicher sichern 200 MW

Das staatliche Projekt soll zweifachen Nutzen stiften: Statt die Überschuss-Energie zu verschwenden, treibt sie, so die Idee, einen sogenannten Elektrolyseur an. Das Gerät spaltet Wasser in Wasserstoff (H2) und Sauerstoff auf. Der Wasserstoff wird gespeichert und in Zeiten, in denen Strom knapp ist, also vor allem nachts, zurück in elektrische Energie verwandelt. Das stabilisiert das Netz und sichert die Versorgung.

Die Aufgabe kann das Duo allerdings nur erfüllen, wenn genügend Reserven im Speicher stecken. Klotzen statt kleckern heißt daher das Motto des neu gegründeten Office of Hydrogen Power South Australia. Bedeutet in Zahlen: Der Elektrolyseur leistet 250 Megawatt (MW) – zehnmal mehr als die größten bisher installierten Anlagen. Der damit gewonnene Wasserstoff sichert eine Reservekapazität von 200 MW – ebenfalls einmalig auf der Welt. 2025 soll das Kraftwerk startklar sein.

Startplattform für künftige Großprojekte

An der Spitze der Behörde steht Sam Crafter. Der Mann ist für tollkühne Ideen wohl bekannt. So ebnete er den Weg für den Bau einer Riesenbatterie aus Megapacks des E-Autobauers Tesla, die im Notfall 650 000 Haushalte eine Stunde lang mit Watt und Volt versorgen kann. Auch dieses Mal sprüht Crafter vor Optimismus (siehe Video unten). “Das Projekt wird die Startplattform sein für alle künftigen Großvorhaben der Wasserstoffindustrie”, gibt er sich überzeugt.

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Sam Crafter, Mastermind hinter dem Wasserstoff-Plan erläutert seine Ideen

Interessenten stehen Schlange

Solche Aussichten ermutigten die Regionalregierung zu ihrem industriepolitischen Coup. Ihre Hoffnung: Die Stahlstadt Wyhalla und der benachbarte Hafen Bonython entwickeln sich zum Nukleus der aufkeimenden Wasserstoffindustrie. Tatsächlich meldeten schon Hunderte Ausrüster, Technikunternehmen und mögliche Abnehmer aus aller Welt ihr Interesse an, berichten die Verantwortlichen. Sie sehen darin den Startschuss für noch weit größere Projekte.

Harte Konkurrenz aus Afrika und Europa

Dabei stoßen die Aussies allerdings auf harte Konkurrenz. Auch Saudi-Arabien, Marokko und Ägypten wollen zu Wasserstoff-Giganten aufsteigen.

Und Europa? Der alte Kontinent hat zwar bei der Anmeldung von Patenten mit einem Drittel bei dieser künftigen Schlüsseltechnologie die Nase vorn. Und beheimatet mit Linde, Siemens, Bosch und BASF fleißige Innovatoren. Doch so ein Vorsprung ist schnell verspielt. Das zeigt das warnende Beispiel der Solarindustrie. Einst waren dort deutsche Hersteller wie QCells und Solarworld Weltmarktführer. Heute befindet sich die Produktion von Solarzellen fest in chinesischer Hand.

Mehr: ohpsa reneweconomy

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