Amerikanische Assekuranz fragt sich, ob sie weiter ihre eigenen Retter versichern soll: erneuerbare Energien

Extremwetter schädigt ausgerechnet die Anlagen, die den Klimawandel und seine teuren Folgen stoppen sollen: Solar- und Windkraftwerke. Amerikanische Versicherungen, die dafür aufkommen müssen, fragen sich nun, ob sie erneuerbare Energie überhaupt noch versichern sollen. Muss am Ende der Staat ran?

Wehe, wenn der Hagel wütet: Extremwetterlagen bremsen die Assekuranz, erneuerbare Energien wie Solaranlagen zu versichern (Foto: StockSnap / Pixabay)

Für Alex Wittenberg, Partner bei der Unternehmensberatung Oliver Wyman, ist es eine Art doppelter Fluch. Die Versicherungen leiden immer mehr unter den Schäden durch Extremwetter, hervorgerufen durch den Klimawandel. Deshalb haben sich führenden Anbieter zusammengetan, um erneuerbare Energie zu fördern. Doch je größer die Anlagen, desto schlimmer werden sie von Unwetter getroffen – mit der Folge, dass die ersten Versicherungen in den USA davor zurückschrecken, die Risiken neuer Solar- und Windanlagen zu übernehmen. “Wir bauen immere größere Anlagen in der gleichen Zeit, in der Versicherer, die nach Verlusten durch Katastrophenwetter ins Taumeln geraten, sich vom Markt zurückziehen.” Gebe es keine Versicherung, so Wittenberg, stelle diese den Übergang zu einer grünen Energieversorgung in Frage. Die US-Branchenpublikation Risk & Insurance warnt bereits: “Die Versichrungsbranche dürfte dem Erneuerbaren-Sektor den Rücken kehren, wenn es ein weiteres nicht dagewesenes Katastrophenjahr wie 2022 gibt.”

Hagelschäden an Solaranlagen in zwei- bis dreistelliger Millionenhöhe

Tatsächlich wurden die US-Versicherer von Schäden an Grünstrom-Anlagen in letzter Zeit ziemlich gebeutelt. So erwartet die Akkuranz der Vereinigten Staaten, für Hagelschäden an Solaranlagen in Texas in diesem Jahr mit mehr als 300 Millionen Dollar zur Kasse gebeten zu werden. Schon 2019 war teuer für die Branche. Ebenfalls schwerer Hagel hatte in einem einzigen Solarpark im Westen von Texas mehr als 400 000 von 685 000 Solarmodulen beschädigt und einen Versicherungsschaden von 70 Millionen Dollar verursacht. Das birgt die Gefahre einer Abwärtsspirale: “Ohne Versicherung keine Finanzierung, keine Pojekte und keine Energiewende”, so Berater Wittenberg.

Staat als Risikopuffer

Der Ausweg könnte in alternativen Versicherungsformen oder einer neuen Risikoverteilung liegen. Investoren könnnten einen Teil des Risikos durch Extremwetter übernehmen. Versicherungen müssten ihre technische Expertise verbessern, um mit passgenauen Prämien an den Markt gehen zu können. Oder staatliche Institutionen müsssten einspringen, um das Risiko von Entwicklern und Versicherern zu reduzieren.

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