Extremwetter, zu viel Geschäfte mit dreckigen Branchen, fehlendes Bewertungsinstrumentarium – die Geldhäuser der Eurozone tappen bei den Klimarisiken vielfach im Dunkeln, kritisiert die Europäische Zentralbank (EZB).
Fünf, setzen! Natürlich drücken die zuständigen Aufseher der EZB das Ergebnis eines ersten Klimastresstests höflicher aus, an dem 104 Banken teilnahmen. Aus Deutschland etwa die Deutsche Bank und die Commerzbank. „Die Banken im Euroraum müssen ihre Anstrengungen zur Messung und Steuerung von Klimarisiken dringend verstärken„, fordert Andrea Enria, Vorsitzender des Gremiums. Sein Vize Frank Elderson bemüht den Vergleich mit einer Autotour: „Man kann nicht im Dunkeln ohne Licht fahren.“
Klimarisiken belaufen sich auf mindestens 70 Milliarden Euro
Denn immerhin können sich die finanziellen und wirtschaftlichen Schocks aus Klimarisiken zu beträchtlichen Summen aufschaukeln. In ungünstigen Szenarien stehen allein für 41 der begutachteten Banken mindestens 70 Milliarden Euro auf dem Spiel. Das tatsächliche klimabedingte Risiko für die Branche sei um ein Vielfaches höher, warnen die Kontrolleure.
Auch wenn sich die Erderwärmung in immer schnellerem Tempo der gefürchteten 1,5-Grad-Celsius-Marke nähert; die wenigsten Bankvorstände treffen ihre Kreditentscheidungen auf Basis gesicherter Daten und eines robusten Rahmens für Klimastresstests. Gerade einmal ein Fünftel berücksichtige Klimarisiken als eine Variable bei der Kreditvergabe, moniert die EZB.
Noch immer verdienen die Banken das meiste Geld mit dreckigen Branchen
Zu den Risikofaktoren zählen die Währungshüter, dass die Erträge der Banken aus
Geschäften mit Nichtfinanzunternehmen zu mehr als zwei Dritteln aus Branchen mit hohen
Treibhausgasemissionen stammen. Stark steigende CO2-Preise könnten deren Rentabilität aber in den nächsten Jahren gefährlich schmälern. Auch Ausfallrisiken infolge von Dürren oder extremen Überschwemmungen würden kaum eingepreist. Beispielsweise weil Betriebe Insolvenz anmelden müssen.
Ausfallrisiken sinken mit einem geordneten grünen Übergang
Lieber geben sich die Fondstöchter vieler Geldhäuser dem Greenwashing hin. Sie weisen Investments als umweltgerecht und nachhaltig aus, obwohl das Gegenteil stimmt. Immer öfters reagieren die Anleger verschnupft und ziehen Milliarden ab.
Noch einen interessanten Aspekt hat die Analyse der EZB-Aufseher zu Tage gefördert: Je geordneter und stimmiger die Europäische Kommission und die nationalen Regierungen den Übergang in eine postfossile Wirtschaftszukunft orchestrieren, desto geringer fällt das Verlustrisiko aus. Dagegen könnte inbesondere das Ausbleiben von Maßnahmen die Kosten in schwierig zu kalkulierende Höhen treiben.
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