Wer gebrauchte Handys statt neuer Modelle kauft, tut etwas für die Umwelt und schont seinen Geldbeutel. Das Angebot ist groß – und zumeist gut.
Es ist eine unglaubliche Zahl: Rund 210 Millionen Handys lungern in deutschen Schubladen. Sie enthalten kostbarer Rohstoffe wie Gold, Silizium und Kupfer. Recycelt würde die Menge ausreichen, um den Materialbedarf neuer Smartphones für zehn Jahre zu decken. Hat das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) ausgerechnet. Noch besser für die Umwelt ist es allerdings, gebrauchte Handys zu kaufen. Dafür werden kaum neue Ressourcen verbraucht. Wer dabei richtig vorgeht, kann qualitativ gute Geräte erwerben – zum kleinen Preis.
Gebrauchte Handys um ein Drittel billiger
Das versichert jedenfalls die Stiftung Warentest in einem jüngsten Bericht. Sie hat runderneuerte – Englisch: refurbished – Modelle aus neun Onlineshops unter die Lupe genommen. Testsieger waren die Plattformen Back Market und Ebay Refurbished. Wer lieber direkt bei einem Händler einkauft, dem empfehlen die Tester Rebuy. Günstigster Anbieter war Clevertronic. Dort waren iPhones und Samsung-Handys teils zum halben Neupreis zu haben.
In harter Währung sparten die Warentest-Experten beispielsweise bei einem Samsung Galaxy S20 mehr als 300 Euro gegenüber dem kostengünstigsten Neugerät. Bei einem iPhone11 waren es immerhin gut 230 Euro. Im Durchschnitt betrugen die Abschläge rund 30 Prozent.
Tadellose Akkus, mitunter Kratzer am Gehäuse
Für solche Schnapper muss der Käufer allerdings schon einmal Gebrauchsspuren oder Kratzer am Gehäuse verschmerzen. Soll das Zweite-Hand-Handy makellos daher kommen, schrumpft der Preisvorteil häufig. So gut wie alle geprüften Produkte waren jedoch funktionstüchtig, die Akkus brachten eine ordentliche Leistung.
Ältere Tests beispielsweise der IT-Magazine c’t und Chip bestätigen im Wesentlichen die überwiegend positiven Erfahrungen der Warentest-Prüfer. Die Profis raten allerdings davon ab, Smartphones älter als fünf Jahre zu bestellen. Der Grund: Für so alte Modelle bieten die Hersteller oft keine Software-Updates mehr an. Und die App-Auswahl ist mitunter stark eingeschränkt.
Garantie auch auf gebrauchte Handys
Beruhigend hingegen: Auch für generalüberholte Handys haften die Verkäufer ein Jahr lang für Sachmängel, die schon beim Kauf vorhanden waren.
Neben dem Griff zum Gebrauchten gibt es eine weitere interessante Alternative: Smartphones mieten, statt sie zu kaufen. Das kommt zwar nicht unbedingt billiger, aber die Rücknahme hält die Geräte im Kreislauf und schont so ebenfalls Ressourcen. Und der Kunde hält immer das neueste Modell in Händen.
Mieten ist eine weitere ressourcenschonende Alternative
Ein etablierter Anbieter ist das Berliner Start-up Grover. Auch der niederländische Handy-Hersteller Fairphone steuert mit einem Rücknahme-System dem schädlichen Wahn entgegen, jeder Jahr ein neues Gerät anzuschaffen und das alte in der Schublade verschwinden zu lassen. Überdies belohnt er über ein Abo-System Kunden, die ihr Smartphone möglichst lange nutzen: mit einem kräftigen Rabatt auf den Nachfolger.
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