Kleinwindrad gegen Strompreis-Schock

Innerhalb eines Jahres ist der Strompreis an der Börse um mehr als 1000 Prozent förmlich explodiert. Die Rally weckt neues Interesse für das Kleinwindrad.

Metallernes Kleinwindrad für die eigene Stromerzeugung
Kleinwindrad aus Metall nach Westernart Jede Kilowattstunde zählt Foto: Pixabay

Acht Megawatt, 15 Megawatt – wer bietet mehr? Lange war die Aufmerksamkeit von Öffentlichkeit und Fachwelt darauf gerichtet, welcher großer Hersteller im Rennen um die leistungsstärkste Windkraft-Großturbine an Land und zu See die Nase vorn hat. Seit als Folge der Gaskrise nun auch der Strompreis an der Leipziger Energiebörse schwindelerregende Höhen erreicht – zuletzt kostete die Megawattstunde mehr als 500 Euro, Stromverbrauchern drohen massive Tariferhöhungen – halten Betriebe und Haushalte nach Alternativen Ausschau. Ein Kleinwindrad zum Beispiel.

Kleinwindrad in Modul-Bauweise

Bisher war die Photovoltaik (PV)-Anlage auf dem Dach die etablierte Möglichkeit, mit selbst produziertem Strom der Preisfalle zu entgehen. Technisch optimiert und ausgefeilt rücken nun auch Mikro-Windkraftanlagen in den Fokus. Und damit die Produkte des Berliner Start-ups Mowea, einem Spin-off der Technischen Universität (TU) Berlin. Die Turbinen, die das Team um Gründer Till Naumann ausgetüftelt hat, lassen sich zu Anlagen beliebiger Leistung zusammenfügen (siehe Video unten).

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Wie das modulare Windkraft-Systme von Nowea funktioniert

Die börsennotierte Vodafone-Funkturmgesellschaft Vantage Towers konnten die Berliner, die gerade in einer Crowdfundig-Kampagne Startkapital einsammeln, mit ihrem Modulsystem schon überzeugen. In einem Pilotprojekt installiert Vantage zunächst 752 Windturbinen an 52 Funkmasten quer durch die Republik. Bläst der Wind im üblichen Rahmen sollen die Rotoren 650 Megawattstunden (MWh) Elektrizität im Jahr produzieren. Vodafone nutzt sie komplett für den Betrieb seiner Systemtechnik.

Mikrowindturbinen für die Europabrücke in 140 Meter Höhe

Noch spektakulärer ist ein zweites Projekt, das die Berliner gerade mit dem österreichischen Autobahnbetreiber Asfinag vereinbart haben. Auf der Brennerstrecke werden sie an den Pfeilern der Europabrücke acht Mikrowindturbinen anschrauben – in luftiger Höhe 140 Meter über dem Boden. Das Unternehmen investiert dafür 60 000 Euro.

Knapp 5 MWh werden die Kleinmühlen im Jahr erzeugen. Das ist die Menge, die ein österreichischer Durchschnittshaushalt im Jahr verbraucht. Doch bewährt sich die Technik, kann sich Asfinag-Vorstand Hartwig Hufnagl vorstellen, sie an allen 5800 Brücken einzusetzen. Dann kämen bis zu 70 MWh zusammen.

Windcatcher auf dem Meer

Das ist immer noch nicht wirklich viel. Doch wie bei den vielen kleinen Solardachkraftwerken gilt: Die Menge macht’s.

Und auch im großen Maßstab können die Kleinen Großes leisten. Davon ist jedenfalls das norwegische Unternehmen Wind Catching Systems überzeugt. Es hängt seine Mikroturbinen an schwimmenden Gerüsten auf dem Meer auf – bis zu 100 Stück. Ihre geballte Power erntet nach den Berechnungen der Entwickler auf gleicher Fläche fünf Mal mehr Strom – bei geringeren Investitions- und Betriebskosten. Ein einziger Windcatcher könnte rund 80 000 Haushalte versorgen.

Privatanwender sind mit einem Solardachkraftwerk besser dran

Erweisen sich Kleinwindrädern bei kommerziellen Anwendungen als zunehmend rentabel, rechnen sich die Minis für Privathaushalte finanziell weiterhin nicht. Zu dem Schluss kommen die Energieexperten der Verbraucherzentrale. Ihre Begründung: Die Stromausbeute sei gering und Ärger mit den Nachbarn wegen der Geräuschkulisse programmiert. Sie empfehlen, lieber eine PV-Anlage zu kaufen. Sie liefere in der Regel höhere Stromerträge, und das mit einer viel größeren Zuverlässigkeit, schreiben die Experten.

Mehr: Mowea Zeit heute.at verbraucherzentrale

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