Offshore-Windparks: Ölkonzerne ersteigern mit Milliarden Flächen in der deutschen Nord- und Ostsee

Zwei fossile Klimakiller, BP und Total, steigen in das Geschäft mit Ökostrom aus Offshore-Windparks ein. Sinken nun die Strompreise?

Mit ihrem Einstieg in Offshore-Windparks vor der deutschen Küste sichern sich Ölkonzerne riesige Einnahmen aus Ökostrom
Offshore-Windparks vor der norddeutschen Küste Grüne Verwandlung der Ölkonzerne Bild: pixabay

Es war eine Auktion, die die Gemüter erregt. Erstmals konnten Bieter Flächen für neue leistungsstarke Offshore-Windparks in der deutschen Nord- und Ostsee ersteigern. Und zwei Konzerne, bisher bekannt für ihre Geschäft mit klimaschädlichem Öl und Gas, ließen sich nicht lumpen. BP und Total Energie boten der Bundesnetzagentur stattliche 12,6 Milliarden Euro – und erhielten den Zuschlag. Zugleich verzichten die Multis auf jede Form der bisher üblichen staatlichen Förderung, etwa in Form einer garantierte Mindesvergütung für den erzeugten Strom.

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Offshore-Windparks mit verdoppelter Kapazität

Behördenchef Klaus Müller bewertet das Ergebnis rundum positiv. Nach dem Bau würden die drei neuen, jeweils 2000 Megawatt (MW) leistenden Meereswindparks und das 1000-MW-Projekt in der Ostsee (siehe Grafik unten) die deutsche Offshore-Kapazität von aktuell 8100 MW auf dann rund 16 000 MW mit einem Schlag fast verdoppeln. Ziel sind 30 000 MW bis 2030. In etwa das, was 30 große Kohlemeiler an Strom produzieren.

“Eintrittsgeld” soll Stromkosten senken

Zudem kündigte Müller an, dass 90 Prozent des “Eintrittsgeldes”, also gut 11,3 Milliarden Euro, in die Stromkostensenkung fließen sollen. Es blieben dank der Finanzspritze von den geschätzten 100 Milliarden Netzausbaukosten weniger an den Stromabnehmern hängen, also Verbauchern und Industrie. Doch viel dürfte es nach Einschätzung von Experten nicht sein, was diese weniger zu zahlen haben.

Danach scheiden sich die Geister in der Bewertung des Deals noch mehr.

Offshore-Windparks als grünes Mäntelchen

Ein Grund: Matthias Bausenwein, globaler Offshore-Wind-Chef von BP, macht kein Geheimnis daraus, den preiswerten Windstrom von See – er kostet weniger als zehn Eurocent die Kilowattstunde – vorrangig für eigene Geschäfte nutzen zu wollen: etwa in den Raffinerien des Multis, für die Produktion von grünem Wasserstoff und den Ausbau des E-Auto-Ladenetzes. BP hängt sich auf diesem Weg eine hübsches grünes Mäntelchen um.

Den Rest des Stroms wird der Konzern über exklusive Verträge an einzelne industrielle Großkunden verkaufen. Alle anderen schauen in die Röhre. Auch mittelständische Unternehmen, die unter den hohen Energiepreise ächzen.

Die Grafik zeigt, wo die neuen Offshore-Windparks in der Nordsee liegen und für welche Beträge sie ersteigert wurden
Wo die neuen Offshore-Windparks in der Nordsee liegen werden Stromkonzerne wie RWE und EnBW gingen leer aus Quelle: Bundesnetzagentur

Furcht vor einem Oligopol

Mit einer gehörigen Portion Skepsis blicken auch die Marktanalysten der Offshore-Stiftung der deutschen Wirtschaft auf den Ausgang der Auktion. Wenn das aktuelle Auktionsmuster dazu führe, dass nur die Anbieter mit den tiefsten Taschen zum Zug kämen, könne sich schnell ein Oligopol bilden. Das befürchtet die Direktorin Karina Würtz. Im Klartext: Die Gas- und Ölgiganten mit ihren zuletzt exorbitanten Gewinnen verdrängen dank dieser Finanzpower alle Konkurrenten vom Markt.

Die gewiss nicht schlecht verdienenden Strommultis RWE und EnBW, die unter den alten Ausschreibungsbedingungen regelmäßig zum Zug kamen, bekamen die neu gemischten Karten dieses Mal schon zu spüren: Sie gingen leer aus.

Kommen jetzt die Rivalen aus China zum Zug?

Bei den Herstellern der Offshore-Anlagen herrscht ebenfalls Unsicherheit, was der Wechsel der Platzhirsche für sie bedeutet. Bisher wurden zumeist europäische Hersteller wie Siemens Gamesa, Vestas und Senvion mit der Errichtung der Meereswindparks beauftragt. Ihre Sorge: Um Kosten zu sparen, könnten BP und Total womöglich auf preiswertere Rivalen aus China ausweichen. Zumal Deutschland beim Ausbau von Produktionskapazitäten und Infrastruktur zuletzt auf der Stelle trat.

Mehr: cleanenergywire Handelsblatt

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