So können Besitzer von Elektroautos sparen – und nebenbei das Netz stabilisieren

Noch sind Stromer teuer. Aber Besitzer von Elektroautos können mit ein paar Tricks jede Menge Geld sparen. Und in Zukunft sogar Geld verdienen.

Smartes Laden per App Besitzer von Elektroautos sparen Geld durch Laden von billigem Strom (Tibber)

Smartes Laden per App Besitzer von Elektroautos sparen Geld durch Laden von billigem Strom (Foto: Tibber)

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Dass Stromer teurer sind als andere Autos, hat sich inzwischen herum gesprochen. Auch, dass es kaum günstige E-Gebrauchtwagen gibt. Da trösten auch Staatszuschuss, Treibhausgasquote oder der Wegfall der Autosteuer wenig. Denn die Einsparungen für die Besitzer von Elektroautos sind mäßig und es dauert Jahre, bis die verminderten Betriebskosten die Mehrkosten für die Anschaffung wieder eingespielt haben. Kleinwagenfahrer zahlen sogar bis zuletzt drauf.

Doch es gibt Sparmöglichkeiten über die erwähnten Einsparungen hinaus, die vielfach unbekannt sind. Denn E-Autos sind Verbrauchspuffer im zunehmend labilen Netz. Je nachdem wie der Wind weht oder die Sonne scheint, kommt mal viel, mal wenig Strom ins Netz. Zusätzlich geht der Verbrauch mal nach oben, mal nach unten, weil E-Autos laden oder Wärmepumpen anspringen. E-Mobilität und die Umstellung der Heizungen auf stromgetriebene Wärempumpen treiben darüber hinaus den Stromverbrauch insgesamt nach oben.

Geld verdienen und Gutes tun

Gleichzeitig bieten die beiden zusätzlichen Verbraucher die Chance, das Netz zu stabilisieren. Denn sowohl Heizungen wie E-Mobiliät sind kaum zeitkritisch. Es handelt sich um sogenannte träge Verbraucher, die nicht sofort auf Biegen und Brechen Strom aus den Netzen ziehen müssen. Wenn eine eine Wärmepumpe wegen beanspruchter Netze oder Kraftwerke für eine Stunde ausgeschaltet bleibt, wird es in der Wohnung nicht kalt.

Ähnlich verhält es sich mit den Ladevorgängen von E-Autos. Stromer stehen – wie Verbrenner – zu 95 Prozent auf Parkpätzen und in Garagen. Für die meisten E-Fahrer geht es nur darum, dass der Wagen morgens vor Aufbruch in die Fabrik oder ins Büro geladen ist. Ob die Ladung wegen beanspruchter Netze in der Nacht zuvor mal für eine oder zwei Stunden unterbrochen wurde, ist unerheblich. Für Besitzer von E-Autos ergeben sich damit Sparmöglichkeiten – und in Zukunft auch Möglichkeiten Geld zu verdienen. Sie lassen sich für ihren Beitrag zu Stabilisierung der Netze gleichsam bezahlen.

Geld für Stromverbrauch

Zurzeit ist es so: Die Preise an den Strombörsen schwanken erheblich. Gibt es viel Wind und Sonne bei gleichzeitig geringem Verbrauch, können sie ins Negative drehen. Abnehmer bekommen dann Geld für den verbrauchten Strom. So erhielten zum Beispiel Verbraucher am frühen Nachmittag des diesjährigen 2. Julis für jedes Kilowatt, das sie abnahmen, 50 Cent Vergütung. An anderen Tagen stieg der Preis hingegen kurzzeitig auf drei Euro pro Kilowatt.

Kleinverbraucher konnten bis vor Kurzem von den Schwankungen nicht profitieren. Doch jetzt bieten Anbieter wie aWATTar, Tibber oder Octopus Tarife, die sich an den aktuellen Preisen an der Strombörse orientieren. In der Regel sind die Preise zum Schutze der Endverbraucher nach oben und nach unten gedeckelt. Zusätzlich offerieren die neuen Anbieter intelligente Ladestationen. Nutzer können auf ihrer App einstellen, bis wann, auf welchen Ladestand und innerhalb welchen Preiskorridors die Batterie ihres Autos zu laden ist.

Das Programm der Ladebox sperrt dann hochpreisige Ladezeiten und lädt nur dann, wenn die Preise am Boden oder gar darunter liegen. Die Einsparungen können sich sehen lassen. Octopus stellt E-Autofahrern monatliche Gutschriften von bis zu 30 Euro in Aussicht. Tibber spricht von bis zu 30 Prozent denkbaren Einsparungen. Und die App eyond des der Stromanbieters The Mobility House soll den Nutzern zwischen 200 und 300 Euro Ersparnis im Jahr einbringen.

Bidirektionales Laden erst am Anfang

Noch mehr können Betreiber einer Solaranlage einsparen. Intelligente Wallboxen sind in der Lage, die Ladung in sonnenreichen Zeiten zu priorisieren. Hinreichende Parkzeiten an der eigenen Wallbox vorausgesetzt lädt der Stromer dann fast ausschließlich Umsonst-Strom.

In Zukunft werden die E-Autofahrer sogar zu Stromhändlern. Das sogenannte bidirektionale Laden macht es möglich: Die Batterie lädt billigen Strom zur Nachtzeit oder den Strom vom eigenen Dach und schickt ihn zu Zeiten von Nachfragespitzen aus dem Akku hochpreisig ins Netz. Allerdings gibt es erst wenige E-Auto-Modelle, die bidirektional laden können. Wahrscheinlich wird es noch einige Jahre dauern, bevor biedere E-Fahrer als Arbitrage-Händler profitable Strom-Deals machen. Die Technik steht erst am Anfang.

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