Versteckte Kosten: Wir essen uns und die Umwelt kaputt

Die Art, wie wir uns ernähren, schadet Gesundheit und Umwelt massiv. Die UN schätzen die “versteckten Kosten” auf bis zu 12,7 Billionen Dollar im Jahr.

Cheeseburger mit Pommes: Fast Food verursacht weltweit jährlich versteckte Kosten von fast 13 Billionen Dollar
Versteckte Kosten des Fast Foods Ungesund und unweltschädlich Bild: Pixabay

In ihrem diesjährigem Bericht analysiert die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) der Vereinten Nationen (UN) erstmals akribisch, welche versteckten Kosten unser aktuelles Ernährungssystem verursacht. Die Experten kommen auf eine erschreckende Zahl: fast 13 Billionen Dollar. Das entspricht rund einem Zehntel der globalen Wirtschaftsleistung. So könne es nicht weitergehen, mahnt FAO-Generaldirektor QU Dongyu und fordert: “Wir brauchen dringend ein besseres System.”

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Besseres System gegen versteckte Kosten

Mehr als 70 Prozent des Betrags entfallen auf Gesundheitskosten, die durch schädliche Ernähungsweisen entstehen. Zu viel Fett, zu viel Zucker, zu viel hoch industriell verarbeitete Lebensmittel stehen vor allem in den westlichen Wohlstandsnationen ganz oben auf der Sündenliste. Sie führen beispielsweise zu Fettleibigkeit, Diabetes und chronischen Stoffwechselkrankheiten. Oft einher gehend mit schwindender Arbeitsproduktivität, so die FAO-Experten.

Einer Berechnung der Uni Hamburg zufolge belaufen sich allein die gesamtgesellschaftlichen Kosten der Adipositas in Deutschland auf jährlich etwa 63 Milliarden Euro. Darin ein gehen Behandlungen ebenso wie Krankschreibungen oder vorzeitige Verrentung. Die FAO taxiert die jährlich Gesamtkosten der ungesunden Ernährungsweise für die Bundesrepublik auf umgerechnet 280 Milliarden Euro.

Übergewichtiger Norden, unterernährter Süden

In ärmeren Ländern hingegen entstünden hohe soziale Kosten durch Armut und Unterernährung, so der Bericht. Den Bauern fehle oft das Geld für Saatgut, auch weil sie häufig keinen fairen Preis für ihre Erzeugnisse erhielten, kritisiert Dongyu.

Für ihre Analyse betrachteten die UN-Forscher die gesamte Wertschöpfungskette – vom Anbau, Dünger- und Wasserverbrauch über die Verarbeitung der Lebensmittel bis zu Verkauf, Konsum und Weggeworfenem (siehe Grafik unten).

Die Grafik zeigt die gesamte Wertschöpfungskette unseres Ernährungssystems vom Anbau bis zu Verbrauch
Stationen unseres Ernährungssystems Wenig nachhaltig Quelle und Grafik: FAO

Dabei zeigt sich: Auf jeder Stufe wachsen die versteckten Umweltkosten: Treibhausgas- und Stickstoffemissionen treiben sie ebenso in die Höhe wie extensiver Wasserverbrauch und die Umwandlung von Naturflächen in Felder und Äcker. Am Ende summieren die Kosten sich auf jährlich rund 2,8 Billionen Dollar.

Halbierter Fleischkonsum stoppt Entwaldung

Die düstere Bilanz sollte jedoch nicht entmutigen – im Gegenteil. Es sei kein Hexenwerk, findet FAO-Chef Dongyu, das Ruder rumzuwerfen und die Versorgung der Weltbevölkerung auf eine klima- und umweltverträgliche Basis zu stellen.

Den größten Beitrag könnte leisten, merklich weniger Steaks und Wurst zu konsumieren und dafür auf vorwiegend pflanzliche Kost umzusteigen. Würde nur die Hälfte des Fleischs durch Bohnen, Salat und LInsen ersetzt, käme die Entwaldung des Planeten praktisch zum Stillstand, zeigen jüngste Studien. Unter den Deutschen findet der auch die Gesundheit fördernde Speisezettel mehr und mehr Anhänger. 41 Prozent bezeichnen sich bereits als Flexitarier, die bewusst nurmehr gelegentlich Fleisch essen.

Mehr Gewinn durch regenerative Landwirtschaft

Schließlich lässt sich auch mit innovativen Anbaumethoden viel für die Umwelt gewinnen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) und des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu). Die Erfolgsformel demnach: die regenerative Landwirtschaft. Die Bauern verzichten aufs Umwühlen der Böden, ersetzen Monokulturen durch wechselnde Fruchtfolgen, greifen zu Biodünger. Der Lohn: Sie fahren bis zu 60 Prozent höhere Gewinne ein. Dann mal los!

Mehr: FAO Wired vegconomist guardian

Dieter Dürand

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