Wie die Welt ernähren, wenn die Ernten abnehmen?

Die steigenden Temperaturen wirken wie eine Vollbremsung auf die Erträge der Bauern. Ohne Klimaerwärmung wären Felder und Weiden gut ein Fünftel ertragreicher.

Mähdrescher bei der Ernte Immer weniger Ertrag (Uschi Dreiucker/Pixelio)

Die Fortschritte in der Landmaschinentechnik, der Saatgutentwicklung und der Düngung und Schädlingsbekämpfung werden zunehmend durch den Klimawandel zunichte gemacht. Die Erträge wären ohne die zunehmenden Temperaturen im Durchschnitt 21 Prozent höher. In den tropischen und ariden Gegenden Afrikas, Süd- und Mittelamerikas liegen die Einbußen je nach Region sogar bei 26 bis 34 Prozent.

Dies ist das Ergebnis einer Untersuchung von Wissenschaftlern der Cornell University, NY, der Stanford University, CA, und weiterer Institute. Der Studie zufolge wird es dem Agrobusiness zunehmend schwerer fallen, die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren. Vor allem die zehn führenden Feldfrüchte wie Reis, Mais, Weizen, Gerste oder Soja, die 83 Prozent der Kalorienversorgung sichern, leiden unter dem Klimawandel. Die Reiserträge beispielsweise, so eine Hochrechnung, geht um 0,3 Prozent jährlich zurück, während die des Weizens um 0,9 Prozent nachlassen. Bei den zehn führenden Feldfrüchten macht das Jahr für Jahr eine Kalorienmenge von 35 Billionen Kalorien aus. Dies entspricht einer Menge, die etwa 40 Millionen Menschen ernähren könnte.

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Die Forscher verweisen darauf, dass die Landwirtschaft selbst eine der Ursachen der sinkenden Erträge ist. Ausdehnung und Intensivierung der Agrarbetriebe mit der Folge der Entwaldung und Überweidung führe zur Erosion der Böden, zur Verpestung durch Pestizide, Überdüngung und zur Freisetzung von Klimagasen. “Die Auswirkungen sind schlimmer als ich erwartet hatte”, sagte der Leister der Studie, Ariel Ortiz-Bobea der britischen Tageszeitung Guardian. Möglicherweise halte die Modernisierung und Steigerung der Produktivität nicht Schritt mit den einschränkenden Folgen des Klimawandels.

Hunger im Süden

Vor allem die Ergebnisse für die südlichen Länder seien alarmierend, sagt Ortiz-Bobea. Regionen, die ohnehin die Ernährung ihre Bevölkerung nicht durchgehend sichern könnten, müssten die schwersten Lasten der skizzierten Entwicklung bürden. Erschwerend kommt hinzu, dass die Bevölkerungsexplosion fast ausschließlich Afrika und anderen Entwicklungsregionen betrifft. Sollte die Weltpopulation bis 2050 auf neun Milliarden Menschen ansteigen, müsste die landwirtschaftliche Produktion um 70 Prozent anwachsen. Jedoch, so befürchtet Ortiz-Bobea, sei der Anstieg Temperaturen so stark, dass die Steigerung der Agrarproduktion nicht Schritt halten könne.

Mehr: The Guardian

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