In Marrakesch beschloss die Weltbank eine grundlegende Reform: Außer dem Kampf gegen Armut finanziert sie künftig auch Natur- und Klimaschutz.
Als der indisch-stämmige US-Banker Ajay Banga Anfang Mai dieses Jahres an der Spitze der Weltbank den von Ex-US-Präsident Donald Trump inthronisierten David Malpass ablöste, atmeten Umweltschützer auf. Denn unter Malpass trat die Kreditanstalt für ärmere Länder nicht nur beim Kampf gegen Armut und Hunger auf der Stelle – zwei zentrale Entwicklungsziele der Vereinten Nationen (UN). Malpass tat sich auch als Klimawandel-Leugner hervor, geschweige denn, dass er sich für den Klimaschutz engagierte.
Weltbank erschließt neue Finanzquellen für Klimaschutz
Dagegen hat sich sein Nachfolger Banga, einst Chef des Kreditkarten-Unternehmens Mastercard, fest vorgenommen, Natur- und Klimaschutz zu einer weiteren Priorität zu machen. Die Vertreter der 190 Eignerstaaten der Weltbank segneten den Strategiewechsel bei ihrem jährlichen Treffen, diesmal im marokkanischen Marrakesch, vergangene Woche ab. Banga erklärte, alles zu versuchen, zusätzliche Geldquellen für die Rettung des Planeten zu erschließen, etwa in Form von Anleihen beim Internationalen Währungsfonds (IWF).
Das neue Credo der Weltbank, die aktuell jährlich mehr als 100 Milliarden US-Dollar an zinsgünstigen Krediten gewährt, fasst Banga in die Kurzformel: “Eine Welt ohne Armut auf einem lebenswerten Planeten.”
Deutschland sagt zusätzliche 2,5 Milliarden Euro zu
Die neue Zielsetzung ist ganz im Sinne von Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze. “Im 21. Jahrhundert kann man nur erfolgreich Armut bekämpfen, wenn man zugleich auch die natürlichen Lebensgrundlagen schützt”, betont die SPD-Politikerin. Im Blick hat sie dabei die verheerenden Auswirkungen von Trockenheit und Überflutungen in weiten Teilen der Welt auf die Versorgung mit Nahrungsmitteln. Deutschland ist der viertgrößte Anteilseigner der Weltbank und hat gerade für die nächsten zehn Jahr 2,5 Milliarden Euro zusätzliches Kapital zugesagt.
Weltbank kritisiert hohe Subventionen für Öl und Kohle
Doch um Armutsbekämpfung und Klimarettung entscheidend voran zu bringen, muss in den Augen des Weltbank-Chefs vor allem eines passieren. Ein Gutteil der 1,2 Billionen US-Dollar, mit denen Regierungen weltweit jährlich fossile Energieträger sowie Landwirtschaft und Fischerei subventionierten, müsse in Maßnahmen gegen die Erderwärmung umgeleitet werden, fordert Banga. “Wir müssen über diese umweltzerstörerische Fehlverteilung dringend diskutieren.”
In diesem Punkt könnte sich auch Ministerin Schulze Meriten erwerben. Indem sie darauf einwirkt, dass die Deutsche Entwicklungsbank (DEG) nicht mehr mit vielen Millionen Euro fossile Projekte finanziert. Zum Beispiel Gaskraftwerke und den Bau einer ägyptischen Petrolraffinerie.
Usbekistan erster Umsteiger auf Erneuerbare
Banga konnte in Marrakesch schon einen ersten Erfolg verbuchen beim Versuch, Subventionen für Kohle und Gas zurück zu fahren und damit die Treibhausgas-Emissionen zu senken. Mit Usbekistan vereinbarte die Weltbank einen Aktionsplan. Er hilft dem zentralasiatischen Land, seine extrem energieintensive Wirtschaft auf erneuerbare Quellen und sparsame Verfahren umzustellen. Gut 46 Millionen US-Dollar stellt die Weltbank für die Dekarbonisierung bereit.
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