Als Ersatz für Öl und Gas muss Deutschland riesige Mengen Wasserstoff kaufen. Aus welchen Ländern er besonders günstig importiert werden kann.
Ob als Koks-Ersatz für die Produktion von weniger klimaschädlichem Stahl, als Speichermedium für überschüssigen Solar- und Windstrom oder als Energieträger für Brennstoffzellen-Antriebe in Zügen, Schiffen und Autos. Klar ist: Deutschland braucht gigantische Mengen grünen Wasserstoff (H2), um sich von Kohle, Öl und Gas zu verabschieden. Die Bundesregierung schätzt den Bedarf bis zum Jahr 2030 auf 90 bis 110 Terawattstunden (TWh). Nicht einmal die Hälfte davon kann allerdings hier produziert werden.
Preislich konkurrenzfähiger Wasserstoff gesucht
Doch woher soll der große Rest kommen? Und das möglichst günstig. Denn damit sich Wasserstoff als sauberer Energieträger und vielseitiger chemischer Grundstoff der Zukunft durchsetzen kann, muss er preislich konkurrenzfähig sein. Nicht zufällig bereist der grüne Klimaminister Robert Habeck die halbe Welt auf der Suche nach geeigneten Bezugsquellen.
Hohe Transportkosten schlagen zu Buche
Eine umfangreiche Fraunhofer-Studie im Auftrag der Stiftung H2Global gibt jetzt Antworten. Die wichtigsten Erkenntnisse: Gegenwärtig wären Brasilien, Australien und Kolumbien die attraktivsten Lieferanten. „Die lokalen Produktionskosten für gasförmigen grünen Wasserstoff liegen dort bei 96 bis 108 Euro je Megawattstunde“, hat Hauptautor Christoph Hank errechnet. Für den Ferntransport per Schiff nach Deutschland müsste der Wasserstoff allerdings verflüssigt oder zum Beispiel in Ammoniak umgewandelt werden. Das treibt die Kosten auf mindestens 171 Euro je MWh. (siehe Grafik unten).
Als Alternative bietet sich den Fraunhofer-Forschern zufolge mittelfristig der Bau von Pipelines an, über die der Wasserstoff gasförmig angeliefert wird. Ohne Berücksichtigung der Kosten für den Aufbau der Infrastruktur schneiden Regionen in Algerien, Tunesien und Spanien in einem solchen Szenario am wirtschaftlichsten ab. Sie könnten das H2 zu Kosten von 137 Euro je MWh anbieten – rund 35 Euro billiger als der Stoff aus Übersee.
Mittelfristig sinken die Kosten stark
Nach 2030 erwartet Hank merklich sinkende Erzeugungskosten. So weil Elektrolyseanlagen leistungsfähiger werden, die Preise für Wind- und Solarstrom weiter sinken und höhere Stückzahlen sowie ausgereifte Lieferketten die Kosten zusätzlich drücken.
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