Klimakrise setzt Europas Unternehmen stark zu

Obwohl die Klimakrise ihr Geschäft zunehmend beeinträchtigt, wappnet sich nur eine Minderheit mit vorbeugenden Maßnahmen gegen die Risiken.

Kühltürme eines Atomkraftwerks an einem Fluss mit niedrigem Pegel: Mehrheit der Unternehmen spürt Klimakrise
Kühltürme eines Atomkraftwerks, Niedrigwasser Klimakrise bedroht die Bilanzen Bild: Pixabay

Für ganze Länder haben Volkswirte die ökonomischen Kosten der sich zuspitzenden Klimakrise längst bemessen. Sie gehen in die Billionen. Jetzt zeigt eine aktuelle Umfrage der Europäischen Investitionsbank (EIB): Auch die einzelnen Unternehmen bekommen die Auswirkungen immer heftiger zu spüren. “Es ist wichtig, deren Klimaresilienz zu verbessern”, fordert EIB-Vizepräsident Ricardo Mourinho Felix.

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Zum Beispiel wenn Extremwetter Lieferketten unterbrechen, Starkregen Lagerhallen und Fabriken flutet oder Strom knapp und teuer wird, weil Atomkraftwerke wegen fehlenden Kühlwassers aus den Flüssen ihre Leistung drosseln müssen. So geschehen in Frankreich. Schon 64 Prozent der EU-Firmen geben an, physischen Klimarisiken ausgesetzt zu sein – ein Anstieg um sieben Prozentpunkte gegenüber 2022.

64 Prozent der EU-Firmen spüren die Klimakrise

Doch trotz der wachsenden Bedrohung fürs Geschäft bleibt eine Mehrheit der Vorstände und Manager seltsam inaktiv. Lediglich 36 Prozent haben der Umfrage zufolge bisher in Maßnahmen investiert, um widerstandsfähiger gegen die Risiken der Erderhitzung zu sein. Konzerne beugen dabei eher vor als Mittelständler, versichern sich beispielsweise häufiger gegen Umsatzausfälle und Schäden. Wenig tröstlich: US-Unternehmen sind nicht viel wachsamer (siehe Grafik unten).

Die Säulengrafik stellt den Anteil von Unternehmen dar, die in der EU und den USA Maßnahmen gegen Klimarisiken ergreifen oder passiv bleiben
Die Mehrheit wartet ab Anteil der Unternehmen in der EU und den USA, die Maßnahmen gegen Klimarisiken ergreifen Quelle: EIB

Mit ihrer Passivität steht die Mehrheit der Unternehmen nicht allein. Erst vergangenes Jahr kritisierte die Europäische Zentralbank (EZB) die Banken wegen der weitgehenden Ignoranz der Klimakrise für ihre Bilanzen. Inbesondere fehle ein aussagekräftiges Bewertungsinstrumentarium dafür, tadelten die Frankfurter Währungshüter.

Unterentwickeltes Risikomanagement

Gespalten urteilen Europas Firmenlenker über die Bemühungen der EU, die Wirtschaft des alten Kontinents klimaneutral umzugestalten. Unter anderem mittels höherer Umweltstandards und schärferer Regulierung. Ein Drittel wertet den Green Deal, in den die EU Milliarden Euro pumpt, als riskant. Immerhin 29 Prozent wittern dagegen neue Geschäftschancen. 38 Prozent fühlen sich vom geplanten Umbau nicht weiter betroffen.

Bei allem unterentwickelten Risikomanagement – das Bewusstsein für den Besorgnis erregenden Klimawandel ist in den Chefetagen sehr wohl vorhanden. 9o Prozent der befragten Unternehmen bemühen sich inzwischen nach eigenen Angaben auf die ein oder andere Weise, ihre Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren. Spitzenreiter sind die Niederlande (98 Prozent), Deutschland landet im Mittelfeld (92 Prozent), Schlusslicht ist Griechenland (68 Prozent).

Investieren in Energieeffizienz und saubere Technologien

Investitionen in Abfallvermeidung und Wiederverwertung führen mit 67 Prozent die Maßnahmenliste an. 59 Prozent der Unternehmen treiben die Energieeffizienz voran. Knapp ein Drittel schwenkt auf weniger umweltschädliche Geschäftsfelder um und schafft saubere Technologien an. Das alles ist zumindest mal ein Anfang.

Mehr: eib zeit

Dieter Dürand

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