Fernwärme oder Wärmepumpe – das ist hier die Frage

Die Vorgaben des neuen Heizungsgesetzes stellen Hauseigentümer vor die Alternative: Anschluss an die Fernwärme oder eine Wärmepumpe kaufen.

Geothermie-Heizwerk in Müchener Stadtteil Riem - 100 Prozent saubere Fernwärme aus der Tiefe fürs Eigenheim
Geothermie-Heizwerk Riem in München Saubere Zimmerwärme aus der Tiefe
Bild: SWM/Stefan Obermeier

Wer in bestimmten Gebieten im Münchner Osten neu baut, dem stellt sich unweigerlich die Frage: Heize ich mit einer Wärmepumpe oder lieber mit Energie aus dem nahegelegenen Geothermie-Heizwerk Riem. Die Anlage zapft wohltemperiertes Wasser aus tiefen Gesteinsschichten an und speist die gewonnenen Celsiusgrade in ein Fernwärme-Netz ein. Beide Varianten wären nach dem jüngst von Bundestag und Bundesrat verabschiedeten neuen Heizungsgesetz ökologisch korrekt und zulässig.

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Fernwärme aus heißem Tiefenwasser

Im mit heißem Tiefenwasser gesegneten Müchener Einzugsgebiet treiben die dortigen Stadtwerke die Wärmewende mächtig voran – und bauen ihre Fernwärme-Netze zügig aus. Eng abgestimmt mit der kommunalen Wärmeplanung der bayrischen Landeshauptstadt.

Zu der sind künftig alle Städte und Gemeinden in Deutschland verpflichtet. So schreibt es ein neues Gesetz der Bundesregierung vor. Die Planung soll Immobilieneigentümern Klarheit darüber verschaffen, ob sie eine eigene Heizung betreiben müssen oder die Option besteht, darauf zu verzichten und sich stattdessen mit Fernwärme zu versorgen. Die muss spätestens 2045 komplett aus erneuerbaren Quellen stammen. Für private Heizungen gilt ein Anteil von 65 Prozent – so die Zielvorgabe.

Kosten, Effizienz und Wartungsaufwand im Vergleich

Vor diesem Hintergrund sind mehr und mehr Hausbesitzer gezwungen abzuwägen, für welche Option sie sich entscheiden. Dabei hilft, die jeweiligen Vor- und Nachteile zu kennen, beispielsweise zu Kosten, Wartungsaufwand und Effizienz.

In letzterem Punkt triumphiert klar die Wärmepumpe. Spitzenmodelle verwandeln jede Kilowattstunde (kWh) Strom in fünf kWh Wärme. Dagegen schaffen es Heizwerke wie in Riem, Großwärmepumpen oder gasbefeuerte Heizkraftwerke, die außer Wärme auch elektrische Energie produzieren (siehe Grafik unten), allenfalls auf einen Wirkungsgrad von 90 Prozent.

Das Schaubild erklärt, wir Fernwärme funktioniert
Die zentrale Versorgung mit Wärme erspart die eigene Heizung Grafik: gruenes.haus

In der Anschaffung ist Fernwärme deutlich günstiger. Für den Anschluss und das Aufstellen einer Übergabestation – sie ist üblicherweise so groß wie ein klassischer Heizkessel – fallen laut des Bundesverbands Verbraucherzentrale (VZ) Kosten zwischen 8000 und 15 000 Euro an. Teils schießen Kommunen und Stadtwerke bis zu 3000 Euro zu. Käufer einer Wärmepumpe müssen deutlich tiefer in die Tasche greifen. Dafür werden zwischen 25 000 Euro (Luft-Wärmepumpe) und 50 000 Euro (Erdsonden) fällig.

Monopole statt Wettbewerb

Bei den Betriebkosten wandelt sich das Bild zugunsten der elektrischen Privatheizung. Dem Portal “gruenes haus” zufolge zahlen Besitzer eines typischen Einfamilienhauses zwischen 2300 und 2500 Euro im Jahr an den Fernwärme-Versorger. Wärmepumpen-Betreiber kommen hingegen mit 1350 bis 1700 Euro davon. Selbst unter Berücksichtigung der jährlichen Wartungskosten für ihr Gerät – 150 bis 300 Euro – sparen sie im Vergleich zum Bezug von Fernwärme jedes Jahr einige Hundert Euro.

Das alles sind natürlich nur Durchschnittswerte. In wärmeren Regionen Deutschlands und wo die Stadtwerke moderate Preise für die Fernwärme aufrufen, kann diese laut Heizspiegel in gut isolierten Eigenheimen sogar für nur 1145 Euro im Jahr bezogen werden. Da kommen selbst sehr effiziente Wärmepumpe nicht mit. Doch dieser Fall ist ziemlich die Ausnahme.

“Preisanpassungen des Versorgers nach oben sind die Kunden ausgeliefert”

Martin Brandis, Verbraucherzentrale

Die großen Preisdifferenzen werfen ein Schlaglicht auf die größte Schwachstelle der Fernwärme. Wer sich dafür entschieden hat, ist erst einmal für lange Zeit auf Gedeih und Verderb von der Tarifgestaltung seines Versorgers abhängig. Wegen dessen Monopolstellung können Kunden, anders als beim Strom, nicht einfach zu einem günstigeren Wettbewerber wechseln.

VZ-Energieexperte Martin Brandis kritisiert häufige Intransparenz und warnt: “Preisanpassungen nach oben sind die Kunden ausgeliefert.”

Keine Rechtspflicht zum Wechsel auf Fernwärme

Um so bedenklicher ist es, wenn einige Kommunen einen Anschluss- und Benutzungszwang für Hauseigentümer verhängen, die in bestimmten Quartieren bauen oder sanieren. Allerdings bestehe keine Rechtspflicht für Anlieger, die eigene Heizung abzuschaffen und zur Fernwärme zu wechseln, betont Brandis.

Fazit: Sowohl Fernwärme als auch Wärmepumpen sind umweltschonende, zukunftsweisende Heizungssysteme. Welche Technik besser passt, hängt wesentlich vom örtlichen Angebot, den lokalen Begebenheiten und auch vom Heizbedarf eines Hauses ab. Für Eigentümer eines Niedrigenergie- oder Passivhauses beispielsweise wird sich Fernwärme in den seltesten Fällen lohnen. Der Grund: Sie brauchen nur ganz wenig zu heizen, müssen aber dennoch den Grundpreis bezahlen. Und der macht immerhin rund ein Viertel des Gesamtkosten aus.

Kleiner Aspekt am Rande: Fernwärme-Bezieher ersparen sich dafür auf jeden Fall Ärger mit Nachbarn, die sich über die Lüftungsgeräusche des Außengeräts einer Wärmepumpe mokieren. Allein das kann viel wert sein.

Mehr: verbraucherzentrale gruenes.haus morgenpost

Dieter Dürand

12 Kommentare

  1. Vielen Dank für diesen Beitrag zum Thema Wärmepumpen. Gut zu wissen, dass keine Rechtspflicht zum Wechsel besteht. Ich werde mich weiterhin über die Luftwärmepumpe informieren lassen.

  2. Vielen Dank für diesen Artikel zu neuen Heizungssystemen. Gut zu wissen, dass sowohl die Wärmepumpe als auch Fernwärme nachhaltige Optionen sind. Ich möchte eine neue Heizung installieren lassen und wollte mich daher hier informieren.

  3. Wir planen momentan einen Umbau auf Wärmepumpe, da wir mehr auf die Umwelt achten wollen. Auch Fernwärme wäre eine Option, aber für uns überwiegen die Vorteile der Wärmepumpe. Sehr interessant, dass die Heiztechnik stark von den örtlichen Begebenheiten abhängt.

  4. Ich war mir nicht sicher, ob ich mir eine Wärmepumpe holen soll. Ich wusste nicht, wie effizient sie sind und dass sie tatsächlich eine Kilowattstunde Strom in fünf kWh Wärme umwandeln können. Ich werde mir einen Fachmann für die Installation für Wärmepumpen suchen und mich noch einmal beraten lassen.

  5. Unsere Nachbarn möchten sich gerne eine Wärmepumpe einbauen lassen. Auch unsere Heizung ist nicht mehr die neuste. Daher möchten wir uns auch gerne Alternativen anschauen, unter anderem eben auch die Option von Fernwärme.

  6. Bei uns sollen bald Wärmepumpen eingebaut werden. Daher ist es gut zu wissen, dass diese sehr effizient sind. Ich denke, das ist immerhin ein sehr wichtiger Pluspunkt in dem Bereich.

  7. Wir haben auch eine Weile überlegt, wie wir heizen. Jetzt haben wir uns entschieden, uns eine
    Wärmepumpen installieren zu lassen. Der hohe Grundpreis der Fernwärme war uns es dann nicht wert.

  8. Danke für den Beitrag. Gut zu wissen, dass die Heiztechnik auch stark von den örtlichen Begebenheiten abhängt. Wir wollen auch in unser Haus eine Wärmepumpe einbauen, und ich werde mir die örtlichen Begebenheiten näher ansehen.

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