Klimawandel setzt selbst den Kakteen zu

Kakteen gelten als Überlebenskünstler bei Hitze und Trockenheit. Da müssten ihnen die steigenden Temperaturen doch entgegen kommen. Irrtum, besagt eine aktuelle Studie. Wahr ist im Gegenteil: Viele Arten drohen sogar auszusterben.

Sarguaro-Kakteen säumen einen Schotterweg in Arizona
Markante Saguaro-Kakteen in Arizona 60 Prozent aller Arten könnten verschwinden Bild: Pixabay

Kakteen gedeihen unter teils extremen Bedinungen. In Wüsten zum Beispiel gehen sie selbst dann nicht ein, wenn jahrelang kein Regen fällt. Doch auch die anscheinend robusten stachligen Gesellen drohen der schneller Erderwärmung zum Opfer zu fallen. Den Grund nennt der brasilianische Biodiversitätsforscher Arnóbio de Mendonça: “Wie alle Spezien müssen sich auch Kakteen an geänderte Umweltbedingungen anpassen. Das aber braucht Zeit, die ihnen der rasche Klimawandel nicht lässt.”

60 Prozent aller Kakteen-Arten vom Verschwinden bedroht

Die Folge: 60 Prozent von 408 untersuchten Kakteen-Arten schrumpfen aller Voraussicht nach bis 2050 auf Restbestände zusammen, die ihr Überleben gefährden. Und zwar unabhängig davon, welcher Temperaturpfad zugrunde gelegt wird. Zu diesem erschreckenden Ergebnis kommt eine Studie der Universität Arizona. Schlimmer noch: Bis 2070 stehen sogar 90 Prozent auf der roten Liste, wenn die Forscher beispielsweise noch Ausdehnung von Agrarflächen, häufigere Buschbrände und Umweltzerstörung einbeziehen.

Empfindliche Balance mit den örtlichen Ökosystemen

Praktisch jede Weltregion, in der Kakteen vorkommen, ist von der Entwicklung betroffen: der Südwesten der USA ebenso wie Mexiko, Brasilien, Arfika, der Mittlere Osten oder Florida. Dass viele Kakteen-Arten nur regional verbreitet sind, verschärft das Problem laut Bárbara Goettsch noch, Mitautorin der Studie. “Fallen sie dort dem Pflug zum Opfer, verschwindet gleich die ganze Population.”

David Williams, Botanik-Professor an der Universität Wyoming, stellt klar, dass Kakteen entgegen landläufiger Meinung “in einer sehr empfindlichen Balance mit dem sie umgebenden Ökosystem stehen”. Schon kleinste Änderungen darin könnten ihre Existenz zum Kippen bringen, betont er.

Der Wert der Naturerhaltung kommt zu kurz

Schon länger kritisieren Fachleute, dass in der Diskussion um Wege zur Klimarettung der Erhalt natürlicher Lebensräume zu kurz kommt. Stattdessen verenge sich der Blick zu oft auf den Einsatz von Technik, kritisiert Udo Simonis, emeritierter Professor für Umweltpolitik am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. Dabei gehe unter, welchen großen Beitrag der Erhalt von Wäldern und Mooren, die Meere, die Steppen, der Biolandbau, Waldgärten, Seegraswiesen und die Mangroven leisten könnten.

Mehr: nytimes France 24

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